Es ist heute Mode, Sport, Kunst, Musik, Film oder
Sprache zu politischen Kulturkampfstätten zu machen.
Dieses Jahr wurde der Eurovisionswettbewerb als
Demonstrations Ort ausgewählt und mit
Hasspetarden beworfen.
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Beim Auftritt Israels am ESC gab es Proteste. Als die israelische
Sängerin Eden Golan beim Einlauf der Nationen die Bühne betrat,
waren Pfiffe zu hören. Bei der Präsentation Liedes "Hurricane"
musste Golan erneut Buhrufe über sich ergehen lassen. Eden
Golan erlebte das schon beim Halbfinale. Doch der Jubel des Publikums
hat bei den Auftritten überwogen. Vor der Halle demonstrierten
nach Schätzung der Polizei 6000 bis 8000 Menschen gegen die
Teilnahme Israels am ESC. Klimaaktivistin Greta Thunberg wurde dabei
abgeführt. Bereits am Donnerstag hatte sie anlässlich des
zweiten Halbfinales bei einer Demonstration gegen Israels Teilnahme
mitgemacht. Damals sagte sie, sie teile nicht die Meinung, dass der
Wettbewerb unpolitisch sei. "Wir werden nicht hinnehmen, dass einem Land,
das derzeit Völkermord begeht, eine Plattform geboten wird, um sich
selbst mit Kunst reinzuwaschen", schrieb Thunberg auf der Plattform
X und verstieg sich auch mit der Aussage: Die Juden sollen wieder nach
Polen zurück
Musik als gesellschaftspolitischer Treiber
Der Sieg von Nemo am ECS verdankt das Gesangstalent nicht nur der
Musik. Als Influenzer non binärer Menschen, profitierte er
auch als Vertreter des Zeitgeistes, der die Reduktion der Menschen
nur auf männlich und weiblich ablehnt. Bei der Flaggenparade
präsentierte der Sieger auf dem Rücken die Schweizer Flagge
- präsent vor der Brust jedoch die non-binäre Flagge. Nemo
selbst identifiziert sich als nicht binär, also weder als Mann
noch als Frau. Auf die Frage, wen Nemo als erstes angerufen habe,
antwortete er, dass ein Gespräch mit Bundesrat Beat Jans geplant
sei. Nemo wolle sich dafür einsetzen, dass in der Schweiz ein
drittes Geschlecht eingeführt werde. Der Auftritt hatte auch eine
gesellschaftspolitische Seite.
Lässt sich Politik und Musik trennen?
Im Sport werden Athleten, die ihre Position für politische Anliegen
missbrauchen, bestraft. Immer wieder gibt es Wettkämpfe, bei denen
Gesten und Demonstrationen zu reden geben. Verbote und Strafen konnten
solche Aktionen reduzieren. Bei der Musik war seit jeher ein Mittel
zur Kritik an sozialen Normen und politischen Verhältnissen,
Musik hilft den Menschen zu erkennen, dass sie mit ihrem Dissens
gegen Ungerechtigkeiten nicht allein sind. Musik kann das mit
unterschiedlichsten Kontexten nutzen. Laut oder leise. Mit direkten
Texten oder mit solchen Texten, wo das Wesentliche zwischen den
Zeilen steht. Denken wir an die Protestlieder und die Musikgenres wie
Reggae, Punk oder Hip-Hop. Wenn wir gegen die Versuche sind, Musik von
staatliche Seite zu vereinnahmen lassen sollten wir den Künstlern
die Meinungsfreiheit lassen.
Zur Rolle der Medien
Bei den Vorkommnissen am ESC erntete die Moderatorin Barbara
Schöneberger Kritik, weil sie die grossen Themen ausklammerte,
die den ESC überschatteten. Am Freitag hatte die Europäische
Rundfunkunion (EBU) bekannt gegeben, dass die Niederlande nicht an der
zweiten Probe für das Finale teilnehmen wird. Darüber schwieg
Schöneberger. Aber auch kein Wort über die israelfeindlichen
Aktionen. Aber warum wurde weder der Skandal um Joost Klein (Niederlande)
noch die Kritik an Israel thematisiert? Vielleicht, weil der Eurovision
Song Contest mit Politik nichts zu tun haben will. In den Wettkampfregeln
steht unter anderem auch, dass "Texte, Ansprachen und Gesten politischer
Natur während des Contests untersagt" sind. Wenn ein Song politische
Aussagen enthält, kann er sogar vom Wettbewerb ausgeschlossen werden.
Medien dürfen jedoch ungefreute aktuelle Vorkommnisse nicht
unterschlagen. Ihre Rolle ist es, offene oder versteckte politische
Aktionen zu erkennen und diese faktentreu zu beschreiben. Information
und Kommentar sollte dabei immer getrennt werden.