Unsere Regierung müsste eigentlich ohne fremde Hilfe führen
können. Es wäre wünschenswert, wenn ein Magistrat
das notwendige Fachwissen für sein Departement mitbringt. Doch
weiss kein Kandidat vor der Wahl, welchem Ressort er vorstehen
wird. Wir gehen davon aus, dass jeder Bundesrat so viel gesunden
Menschenverstand hat, dass er fähig ist, jedes Departement
zu übernehmen. Fragwürdig wird es jedoch, wenn eine
Verteidigungsministerin nicht einmal die Dienstgrade in der Armee kennt
oder die Vorsteherin der Finanzen sich bei einem heiklen Problem externe
Berater beiziehen muss, die
10 Millionen kosten.
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In Bern verfügt
jedes Departement über zahlreiche gut bezahlte Chefbeamte, die dem
Vorgesetzten jederzeit unter die Arme greifen können. Es darf nicht
sein, dass Bundesräte ohne fremde Hilfe nicht mehr führen
können. Beim heutigen Wahlverfahren ist es nicht möglich,
Ressort und Ausbildungsprofil anzupassen. Es gilt somit eine Lösung
zu finden, die garantiert, dass auch ein Laie jedem Departement vorstehen
kann. Ein neuer Bundesrat müsste lediglich in den ersten Monaten
nicht alles ändern wollen. Bewährt hat sich folgendes einfache
Führungsprinzip: Nach der Uebernahme des Amtes lässt die neue
Bundesrätin zunächst ihre erfahrenen Chefbeamten schalten und
walten. Als Chefin muss sie zuerst vor allem beobachten und das notwenige
Fachwissen erarbeiten. Fragen und Zuhören hat Priorität. Erst
nach dieser Phase sind Verbesserungsvorschläge angebracht. Dieses
Führungsprinzip hat sich bewährt. Die Kandidaten sollten deshalb
vor allem Führungserfahrung und kommunikative Kompetenz mitbringen.
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Fazit: Ein Bundesrat muss nicht Spezialist oder Experte für das
zugeteilte Ressort sein. Er sollte sich aber nach der Uebernahme des
Amtes zuerst zurückhalten, um alle Abläufe kennen zu lernen.
Kandiddaten müssten deshalb kommunikativ so weit geschult sein,
dass für sie Delegieren kein Fremdwort ist. An Stelle von teuren
externen Beratern müssten die meisten Probleme mit internen
Kräften gelöst werden können.