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www.rhetorik.ch aktuell: (28. Apr, 2023)

Loben und tadeln - aber wie?

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Bei Feedbackverfahren und Verbesserungsprozessen geht es immer auch um Lob und Kritik. Nach Talentforscher Joe Baker schaden ehrgeizeige Eltern und Trainer den Kindern - oder jungen Sportlern, wenn sie dauernd nur loben. So wird Lob entwertet. loben ist wichtig. Aber in welcher Dosis? Wer sich verbessern will, benötigt aber auch aufbauende Kritik, damit blinde Flecken erkannt und Verhaltensweisen verbessert werden. Es geht stets um das richtige Mass an Lob und Kritik. Ein guter Coach zeichnet sich dadurch aus, dass er sich zurücknimmt und herausschält, was im nächsten Schritt verbessert werden muss. Ein Mitarbeiter, ein Kind oder ein Sportler sollte selbst erkennen lernen, was zu verbessern ist. Hilfreiches Instrument ist die Kamera als Spiegel, der zeigt, wo ein Defizit besteht. Dieses Hilfsmittel kann leider nicht immer eingesetzt werden. Meine Lehrerin korrigierte, indem sie mit Rotstift einfach alle Fehler anzeichnete. Ein Lob fehlte. Die Fehler mussten dann schriftlich verbessert werden. Ich habe dann ohne grosses Nachdenken nur noch schnell die Verbesserungen geschrieben. Der Lernerfolg war gering. Professionell ausgebildete Ausbilder würden heute zuerst schreiben, was im Aufsatz gelungen ist (1 Lob) z.B.: "Die Vergleiche, Analogien und narrativen Elemente haben mir gefallen." Dann würde bei der Arbeit nur der wichtigste Lernpunkt mit einem Verbesserungsvorschlag herausgeschält. z.B.: "Die Struktur, der Aufbau ist nicht erkennbar. Achte künftig darauf: Der rote Faden muss erkennbar sein." Bei der nächsten Arbeit muss dann aber auch dieser Lernpunkt überprüft werden. Das erfordert, dass Ausbilder über jede Person ein Lernprotokoll führt. Nachdem Arbeit das Defizit verbessert wurde, folgt die Korrektur des nächst wichtigsten Schwachpunktes. Ist der Lernschritt nicht verbessert, wird unnachgiebig wieder am alten Lernpunkt, in diesem Fall "an der Struktur" gearbeitet. Bewährt hat sich im Alltag und Job: Die Person die geschult werden muss, erhält jeden Tag nur ein kurzes Lob. z.B.: "Mir hat heute gefallen, wie Du am Meeting so aktiv mitgearbeitet hast." (Nur 1 LOB ca. eine Minute) und einmal im Tag eine konstruktive Kritik. Z.B.: "Schade, dass Du heute erneut unentschuldigt 15 Min zu spät gekommen bist." (Nur 1 Kritikpunkt, höchstens eine Minute). Zum Reflektieren: Wann haben Sie das letzte Mal gelobt? Dank dieser Balance von Lob und Kritik verbessert sich jede Person viel schneller. Das habe ich auch bei den Coachs bei Spitzensportlern gesehen. Zu Schluss noch ein paar bewährte, hilfreiche Tipps. Beim LOB: - Lob darf nicht als "Verpackung zur Kritik" missbraucht werden. Eine Untugend ist es, wenn das Lob gekoppelt wird mit dem "aber". Lassen Sie das "aber" weg. Wir reagieren allergisch auf das "aber", weil nach dem "aber" in der Regel seit der Kindheit stets eine Kritik folgt - Loben Sie nur, wenn es ehrlich gemeint ist. Zu dick aufgetragenes Lob wirkt unglaubwürdig. - Wer Selbstverständlichkeiten lobt, erzielt keine Wirkung mehr. Bei der KRITIK: - Beschreiben Sie die Situation, die Sie kritisieren. Halten Sie sich an Fakten. Verzichten Sie auf Vermutungen, Hypothesen oder Verallgemeinerungen. - Kritisieren Sie unter vier Augen. Der Kritisierte darf nicht blossgestellt werden. Ausnahme: Sie arbeiten mit allen Beteiligten über die Selbstkritik im Plenum. - Nehmen Sie sich Zeit für die Kritik - Fassen Sie sich kurz (mit Ich-Botschaften). Verzichten Sie auf endlose Diskussionen.

Fazit: Ehrliches Lob motiviert. Konstruktive Kritik bringt uns weiter.

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