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www.rhetorik.ch aktuell: (19. Apr, 2023)

Kernkraft oder Notrecht?

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Trotz Sonnendächern und Windturbinen kann es bei schlechtem Wetter, Dunkelheit oder Flauten zu Stromausfällen kommen. Alle brauchen immer mehr Strom (E- Mobilität, Wärmepumpen usw.) Paradoxerweise müssen in Deutschland Windparks und Solaranlagen abgeschaltet werden, wenn im Norden zu viel Strom produziert wird, weil dann die Leitungen von Norddeutschland nach Süden überlastet sind oder noch fehlen. Auch kommt die Kohle wieder auf was mit grossen CO2 Ausstössen verbunden ist. Nötig sind derzeit Back-up-Kraftwerke zur Ueberbrückung der Stromlücken. Deutschland hat entschieden, funktionierende Kernkraftwerke abzuschalten. Das Energiegesetz verlangte diese Abschaltung. So mussten um Mitternacht, am Samstag, den 15. April 2023 die letzten drei AKW Isar 2 (Bayern), Neckarwestheim (BaWü) und Emsland (Niedersachsen) stillgelegt werden.

Die deutsche Regierung war nicht bereit, diesen Entscheid rückgängig zu machen. Diese "sauberen" Werke wären jedoch hilfreich gewesen, künftige Stromlücken zu füllen. Die Kernkraftwerke hätten dem Land in Notfällen als Reserve behilflich sein können. Erstaunlicherweise brachten die Tagesschaubeiträge bei ARD und ZDF ausschliesslich lobende Stimmen am Tag der historischen Stilllegung. Vor allem beim Bildmaterial dominierten die jubelnden Atomkraftwerkgegner. Nur mit wenigen Worten wurde erwähnt, dass einige Stimmen die endgültige Stilllegung bedauern und breite Kreise bereit wären, die Betriebsdauer der funktionierenden Werke weiter zu verlängern. Deutschland hätte dadurch bei Strommangel auf die "saubere" Kernkraft zurückgreifen können. Nun muss versucht werden, mögliche Stromlücken mit Gas-, Kohlekraftwerken und Atomstrom aus Frankreich zu schliessen. Kohlekraftwerke zählen aber zu den schlimmsten "Dreckschleudern".

Die Schweiz ist gut beraten, aus den Fehlern der nördlichen Nachbarn zu lernen. Wollen wir lieber Notrecht und unzumutbare Sparaktionen oder die Nutzung funktionstüchtiger Kernkraftwerke (solange sie in Stand gehalten werden können)? Anstatt die Kernkraft zu verteufeln, lohnt es sich auch, neue Technologieen zur Stromgewinnung weiter zu entwickeln. Die Forschung darf nicht eingefroren werden. Die Regierung wäre eigentlich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass alle Einwohner genügend Strom haben. Sie sollte den Strommangel nicht dazu benützen, mit Notrecht, Sparübungen, Kontrollen und Strafen die Bevölkerung zu knechten. Die Schweiz hat immerhin bei der Abschaltung der Kernkraftwerke weniger kopflos gehandelt als unser Nachbarland. Wir haben schon bei der Covid-Pandemie gesehen, wie schwer es fällt, Notrecht wieder aufzuheben. Es ist einfacher, die Bevölkerung an der kurzer Leine zu führen, weil sie nicht intervenieren kann. Bleiben wir wachsam. Ein Notrecht darf nur in äusserster Fall zum Zuge kommen. Und zwar erst dann, wenn alle denkbaren Alternativen nicht funktionieren oder versagen. Ueber Kernenergie kann man streiten, denn es ist in Ländern mit largen Kontrollen nicht auszuschliessen, dass es zu einem Gau kommen kann. Anderseits hat die Kernenergie den Vorteil, dass sie bereits den CO2- Vorgaben entspricht und sie konstant Strom liefern kann, ohne dass uns die Regierung mit Notrecht Sparprogramme verordnen muss. In der Schweiz dauert es länger, bis alternative Lösungen bei zunehmendem Stromverbrauch die Kernkraft ersetzen kann. Der Anteil der Kernenergie ist auch wesentlich höher als in Deutschland. Bei uns hat es nun die Bevölkerung in der Hand, das Energiegesetz den aktuellen Gegebenheiten anzupassen.
Hier sind ein paar Daten:
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