
Kernkraft oder Notrecht?
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Trotz Sonnendächern und Windturbinen kann es bei schlechtem Wetter,
Dunkelheit oder Flauten zu Stromausfällen kommen. Alle brauchen
immer mehr Strom (E- Mobilität, Wärmepumpen usw.) Paradoxerweise
müssen in Deutschland Windparks und Solaranlagen abgeschaltet
werden, wenn im Norden zu viel Strom produziert wird, weil dann die
Leitungen von Norddeutschland nach Süden überlastet sind
oder noch fehlen. Auch kommt die Kohle wieder auf was mit grossen CO2 Ausstössen
verbunden ist.
Nötig sind derzeit Back-up-Kraftwerke zur
Ueberbrückung der Stromlücken. Deutschland hat entschieden,
funktionierende Kernkraftwerke abzuschalten. Das Energiegesetz verlangte
diese Abschaltung. So mussten um Mitternacht, am Samstag, den 15. April
2023 die letzten drei AKW Isar 2 (Bayern), Neckarwestheim (BaWü) und
Emsland (Niedersachsen) stillgelegt werden.
Die deutsche Regierung war nicht bereit,
diesen Entscheid rückgängig zu machen. Diese "sauberen" Werke
wären jedoch hilfreich gewesen, künftige Stromlücken zu
füllen. Die Kernkraftwerke hätten dem Land in Notfällen
als Reserve behilflich sein können. Erstaunlicherweise brachten
die Tagesschaubeiträge bei ARD und ZDF ausschliesslich lobende
Stimmen am Tag der historischen Stilllegung. Vor allem beim Bildmaterial
dominierten die jubelnden Atomkraftwerkgegner. Nur mit wenigen Worten
wurde erwähnt, dass einige Stimmen die endgültige Stilllegung
bedauern und breite Kreise bereit wären, die Betriebsdauer der
funktionierenden Werke weiter zu verlängern. Deutschland hätte
dadurch bei Strommangel auf die "saubere" Kernkraft zurückgreifen
können. Nun muss versucht werden, mögliche Stromlücken
mit Gas-, Kohlekraftwerken und Atomstrom aus Frankreich zu schliessen.
Kohlekraftwerke zählen aber zu den schlimmsten "Dreckschleudern".
Die Schweiz ist gut beraten, aus den Fehlern der nördlichen Nachbarn
zu lernen. Wollen wir lieber Notrecht und unzumutbare Sparaktionen
oder die Nutzung funktionstüchtiger Kernkraftwerke (solange
sie in Stand gehalten werden können)? Anstatt die Kernkraft zu
verteufeln, lohnt es sich auch, neue Technologieen zur Stromgewinnung
weiter zu entwickeln. Die Forschung darf nicht eingefroren werden. Die
Regierung wäre eigentlich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass
alle Einwohner genügend Strom haben. Sie sollte den Strommangel
nicht dazu benützen, mit Notrecht, Sparübungen, Kontrollen
und Strafen die Bevölkerung zu knechten. Die Schweiz hat immerhin
bei der Abschaltung der Kernkraftwerke weniger kopflos gehandelt als
unser Nachbarland. Wir haben schon bei der Covid-Pandemie gesehen, wie
schwer es fällt, Notrecht wieder aufzuheben. Es ist einfacher,
die Bevölkerung an der kurzer Leine zu führen, weil sie
nicht intervenieren kann. Bleiben wir wachsam. Ein Notrecht darf
nur in äusserster Fall zum Zuge kommen. Und zwar erst dann,
wenn alle denkbaren Alternativen nicht funktionieren oder versagen.
Ueber Kernenergie kann man streiten, denn es ist in Ländern mit
largen Kontrollen nicht auszuschliessen, dass es zu einem Gau kommen kann.
Anderseits hat die Kernenergie den Vorteil, dass sie bereits den CO2-
Vorgaben entspricht und sie konstant Strom liefern kann, ohne dass uns
die Regierung mit Notrecht Sparprogramme verordnen muss. In der Schweiz
dauert es länger, bis alternative Lösungen bei zunehmendem
Stromverbrauch die Kernkraft ersetzen kann. Der Anteil der Kernenergie
ist auch wesentlich höher als in Deutschland. Bei uns hat es
nun die Bevölkerung in der Hand, das Energiegesetz den aktuellen
Gegebenheiten anzupassen.
Hier sind ein paar Daten: