Vielen Politikern und Führungskräften gelingt es in heiklen
Situationen, mit Floskeln und leeren Worten konkrete Antworten zu
vermeiden, um sich nicht festzulegen. Wer Medien aufmerksam konsumiert,
wird bei der Suche nach Begriffswolken täglich fündig. Es
gibt auch Vorgesetzte, die viel reden, aber nichts sagen. Weshalb
fehlt vielen der Mut, sich über einen unangenehmen Sachverhalt
so zu äussern, dass die Aussage eindeutig ist und "Fleisch
am Knochen" hat? Der Grund ist, dass wer Klartext spricht und Kante zeigt,
anecken kann. Nebulöses, inhaltsloses Sprechen hingegen wird meist toleriert.
Ein Grund kann sein, dass die schwammigen Aussagen nicht verstanden werden.
mitunter auch, weil es Journalisten zu oft unterlassen, nachzufragen.
"Das Reden, ohne etwas zu sagen", "Quasselrhetorik", "das Reden mit
Worthülsen", die "Airbagrhetorik" sind meist erfolgreich.
Die "Technik des Nichtantwortens" scheint auf der Wunschliste von Rhetorikkünsten
von Führungskräften szu sein.
Vielleicht wollen sich viele gar nicht festlegen, weil
sie niemanden verärgern möchten. Beispiele des nebulösen
Sprechens: "Jetzt müssen wir die Zukunft gestalten" (Es wird nicht
gesagt, wie".) "Es ist ganz klar, dass" (Je stärker etwas als
gesichert betont wird, d.h. bei Überbetonungen, umso hellhöriger
müssten wir werden). "Wir werden dies schonungslos aufklären"
(suggeriert unerbittliche Härte bei Verfehlungen). "
Nachhaltige
Politik" (Diese schwammige Phrase klingt immer gut).
Hier ist ein Beispiel: (Zitat)
Gesundheitsorganisationen, die ressourcenschonender, energieeffizienter und umweltfreundlicher
aufgestellt sind, etablieren im Zuge der Transformation effizientere und klimaschonendere Prozesse,
und erzielen dadurch eine höhere Profitabilität. Das Problem: Die Handlungsmotivation ist ähnlich
wie bei der Digitalisierung überschaubar. Investitionen in nachhaltige Projekte verlangen zunächst
Ressourcen und bedeuten einen finanziellen Aufwand - nur logisch, dass viele Krankenhäuser davor zurückschrecken,
ihre Organisation nachhaltiger aufzustellen.
und das Wort "nachhaltig" kommt zweimal im folgenden nichtssagenden Paragraphen vor:
Wenn Krankenhäuser das Thema Nachhaltigkeit als Teil ihres Employer Brandings sehen, werden sie für Bewerberinnen und
Bewerber zum bevorzugten Arbeitgeber. Wichtig ist dabei auch die Visibilität. Sofern eine Gesundheitsorganisation ein
Green Hospital-Konzept umgesetzt hat, kann es eine entsprechende Zertifizierung anstreben, die sie als besonders
nachhaltiges Krankenhaus auszeichnet.
Bravo. Auch "Zertifizierung" tönt mmer gut.
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Übersetzt heisst das: "Ein umweltfreundliches Spital ist langfristig sinnvoll."
Niemand wird dem widersprechen.
Die Frage, wie das gemacht wird, wird nicht gesagt. Es ist kompliziert. So wird das Schaffhauser
Spital bald erneuert TimeLine.
Das ist kompliziert. Die Entscheidung fiel 2009. Im Jahre 2022 (nach 13 Jahren!) wurde das Bauprojekt überprüft.
Es gibt viele Details zu klären. Man kann natürlich nicht einfach das alte Spital abreissen und ein
Neues bauen. Auch Rennovationen müssten so gemacht werden, dass der Spitalbetrieb kontinuierlich weitergehen kann.
Die Floskelphrasen im Beispiel links ist Unsinn: Der Vergleich mit Digitalisierung hinkt: Digitalisierung kann gut parallel zu
schon existierenden Abläufen gemacht werden. Die Handlungsmotivation ist da eindeutig einfacher als bei einem Krankenhaus.
Es ist klar, warum Erneuerungen harzig gehen. In Schaffhausen brauchte es 3 Jahre vom "Entscheid" bis zur "Machbarkeitsstudie"
und dann weitere 10 Jahre bis zur "Überprüfung des Bauprojekts". Die Analyse zeigte, dass umfassende Renovationsarbeiten
ähnliche Kosten bringen würden wie ein Neubau.
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Computer schaffen aus einer Fülle von Fachbegriffen beeindruckende
Antworten z.B. können sie Formulierungen aus Attributen
(inhärent, emanzipatorisch, substantiell, ambivalent, reversibel)
und Worten, wie Exemplikation, Präventiv, Partizipation, Tabuisierung
mit Begriffen wie Interferenz, Effizienz, Projektion, Polarisierung,
dank eines Zufallsgenerators beliebig kombinieren. Dadurch werden
nichtsagende Aussagen, die Kompetenz vorgaukeln.
Hier zwei Muster: "Das sagen Sie. Es gibt aber auch eine erste
indikative Innovationsannulierung" oder: "Woher haben Sie
diese schleichende ambivalente Tabusierungspolarität" Wer
bewusst mit Floskeln sprechen will, findet im Internet konkrete
Phrasenbaukästen. Es gibt auch Bullshit-Bingos, die Leerformeln
entlarven. Es gibt so zum Beispeil
Sammlungen von
witzige Sprüche Spiele, die Humor in
Konferenzen bringen könnten. Bei Tabellen mit typischen Phrasen
können entsprechende Felder angekreuzt werden, sobald während
der Besprechung eine der Phrasen gehört wird. Wer horizontal,
vertikal oder diagonal drei Kreuze in einer Reihe anzeichnen kann,
hat gewonnen.
Ein Cartoon aus (
Quelle;)
Programmwechsel.de:
Man kann auch bei zahlreichen Interviews entdecken, wie Fragen
ausgewichen oder nicht konkret beantwortet wird. Nehmen Sie sich die
Zeit, Interviews kritisch zu lesen oder anzuhören. So lernen sie,
Hohlformeln zu erkennen und werden fähig, sie künftig auch
zu benennen. Als Moderator werden Sie zudem auch als guter Zuhörer
wahrgenommen, der bei nichtssagenden Antworten nachhakt. Wer sich mit
der Airbagrhetorik intensiver befasst, wird seine Aufmerksamkeit bei
Besprechungen merklich steigern. Mit folgendem Dilemma müssen
wir leben: Einerseits ist es wünschenswert, präziser zu
sprechen. Anderseits ecken wir bei konkreten Aussagen (Klartext) bei
irgend einer Gruppe von Zuhörern oder Lesern an. langfristig lohnt
sich Eindeutigkeit, statt vage Aussagen.