Das Blocher- Forster Duell aus medienrhetorischer Sicht
Am Dienstagabend, 31. Januar um 19 Uhr konnte man auf allen
20-Minuten-Kanälen bei dem Duell zwischen Nicola Forster und
Alt-SVP-Bundesrat Christoph Blocher beim einstündigen Schlagabtausch
über die Europapolitik der Schweiz live mit verfolgen. Die
Diskussion wurde von 20-Minuten-Bundeshausredaktor Stefan Lanz
moderiert. Zum Schluss wurde die Veranstaltung vom Comedian Michael
Elsener zusammengefasst. Es ging um die Europapolitik der Schweiz.
Die Positionen konnten unterschiedlicher kaum sein: Nicola Forster, Kantonsratskandidat für die GLP Zürich, Jurist
und Unternehmer, kämpft für eine stärkere Anbindung der
Schweiz an Europa. Forster hat ein Buch zum Verhältnis zwischen
der Schweiz und der EU geschrieben. Ob in der Wirtschaft, der Bildung,
bei der Migrations- oder der Sicherheitspolitik: Forster befürchtet,
dass die Schweiz von der EU abgehängt wird.
Dies hatte Forsters Kontrahent, Christoph Blocher, 1992 verhindert. Seit
Jahrzehnten kämpft der SVP Vordenker für eine unabhängige
Schweiz und gegen eine stärkere Anbindung an Europa. Mich
interessierte es vor allem, wie sich die Kontrahenten bei diesem
vielversprechendem Schlagabtausch rhetorisch verhielten.
Ich habe die Debatte live verfolgt:
Bei Nicola Forster dominierte sein Lachen. Obschon er geschickt versuchte,
vor seinen Voten Blocher Gemeinsamkeiten zu betonen, hätte er
wissen müssen, dass ein ständiges Lachen zeigt, dass jemand
unsicher ist und nicht mehr ernst genommen wird. Damit hat er sehr viele
Punkte verloren. Forster konnte aber auch schlagfertig sein z.B. als
er Blocher konterte "Wenn man ganz rechts ist, ist alles links." Blocher
widersprach darauf nicht. Einen guten Vergleich formulierte Forster mit
der Erklärung: "EU-Beitritt, EWR Beitritt und Freihandelsabkommen
sind ab der Stange, wie im Supermarkt. Die Bilateralen Verträge
hingegen sind genau auf die Schweiz abgestimmt und massgeschneidert".
Christoph Blocher dominierte das Duell. Er wurde wohl unterschätzt.
Trotz seines Alters verstand er es immer wieder, schlagfertig zu
kontern. Emotional spürte man, dass er sich mit Herzblut für die
Unabhängigkeit und Souveränität der Schweiz einsetzt. Im
Gegensatz zu Tele Blocher, formulierte er bei diesem Schlagabtausch
kürzer, prägnanter. Er war kämpferisch, wie früher
und zeigte Humor. Blocher kann es nicht lassen, das Gegenüber immer
wieder zu unterbrechen. Das kam nicht gut an. Anderseits beherrschte er
bewährte Techniken, um sich nicht unterbrechen zu lassen. Seine
grosse rhetorische Erfahrung und sein grosses Fachwissen halfen ihm sehr.
Der Moderator wirkte über lange Strecken hilflos, überfordert.
Zur Medienretorik zählen auch die versteckten
Beeeinflussungsmöglichkeiten beim Konzept einer Sendung.
Bei den Statements prägt bei Debatten der 1. Auftritt. Und der
letzte Beitrag ist auch wichtig . Er ist nachhaltig. Deshalb sollte nie
das erste und letzte Statement von der gleichen Seite zugesprochen werden.
Es war verwunderlich, dass bei den Input-Kurzreferaten zur Einstimmung
der erste und der letzte Redner aus der Ecke der Europafreunde kam.
Es war auch verwunderlich, dass die Zusammenfassung dem Comedian
Michael Elsener überlassen wurde, der seine persönliche
Haltung am Schluss mit einfliessen lassen konnte. Als bei der Arena
Patti Basler nach der Sendung dazu ihren Kommentar geben durfte, wurde
dies ebenfalls beanstandet. Obschon sich die linke Bühnenpoetin
bemühte beide Seiten aufs Korn zu nehmen, ist es unverkennbar,
dass sie ihre persönliche Wertung mit einfliessen lässt.
Gravierender war es, dass beim Konzept der Sendung, die Auswahl der
Beiträge vor dem Duell parteiisch war.
Bei den Kurzvorträgen gab es mehr Europa freundliche Beiträge
(aber nur einen Beitrag, der die Sicht Blochers unterstützte.)
Diese Unverhältnismässigkeit wurde durch die längere
Redezeit Blochers wettgemacht.
Bei der Umfrage von 20 Min hat Christoph Blocher eindeudig mehr
überzeugt als sein Gegenspieler. 20 Min:
Eine Stunde lang haben SVP-Chefstratege Christoph Blocher und Nicola
Forster, Buchautor und Europapolitik-Kenner, am Dienstagabend verbal
die Klingen gekreuzt. So lief das Streitgespräch ab.