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www.rhetorik.ch aktuell: (01. Feb, 2023)

EU Battle

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Die Debatte beginnt nach etwa einer Stunde 1:02

Das Blocher- Forster Duell aus medienrhetorischer Sicht

Am Dienstagabend, 31. Januar um 19 Uhr konnte man auf allen 20-Minuten-Kanälen bei dem Duell zwischen Nicola Forster und Alt-SVP-Bundesrat Christoph Blocher beim einstündigen Schlagabtausch über die Europapolitik der Schweiz live mit verfolgen. Die Diskussion wurde von 20-Minuten-Bundeshausredaktor Stefan Lanz moderiert. Zum Schluss wurde die Veranstaltung vom Comedian Michael Elsener zusammengefasst. Es ging um die Europapolitik der Schweiz. Die Positionen konnten unterschiedlicher kaum sein:
Nicola Forster, Kantonsratskandidat für die GLP Zürich, Jurist und Unternehmer, kämpft für eine stärkere Anbindung der Schweiz an Europa. Forster hat ein Buch zum Verhältnis zwischen der Schweiz und der EU geschrieben. Ob in der Wirtschaft, der Bildung, bei der Migrations- oder der Sicherheitspolitik: Forster befürchtet, dass die Schweiz von der EU abgehängt wird.
Dies hatte Forsters Kontrahent, Christoph Blocher, 1992 verhindert. Seit Jahrzehnten kämpft der SVP Vordenker für eine unabhängige Schweiz und gegen eine stärkere Anbindung an Europa. Mich interessierte es vor allem, wie sich die Kontrahenten bei diesem vielversprechendem Schlagabtausch rhetorisch verhielten.
Ich habe die Debatte live verfolgt:
Bei Nicola Forster dominierte sein Lachen. Obschon er geschickt versuchte, vor seinen Voten Blocher Gemeinsamkeiten zu betonen, hätte er wissen müssen, dass ein ständiges Lachen zeigt, dass jemand unsicher ist und nicht mehr ernst genommen wird. Damit hat er sehr viele Punkte verloren. Forster konnte aber auch schlagfertig sein z.B. als er Blocher konterte "Wenn man ganz rechts ist, ist alles links." Blocher widersprach darauf nicht. Einen guten Vergleich formulierte Forster mit der Erklärung: "EU-Beitritt, EWR Beitritt und Freihandelsabkommen sind ab der Stange, wie im Supermarkt. Die Bilateralen Verträge hingegen sind genau auf die Schweiz abgestimmt und massgeschneidert".

Christoph Blocher dominierte das Duell. Er wurde wohl unterschätzt. Trotz seines Alters verstand er es immer wieder, schlagfertig zu kontern. Emotional spürte man, dass er sich mit Herzblut für die Unabhängigkeit und Souveränität der Schweiz einsetzt. Im Gegensatz zu Tele Blocher, formulierte er bei diesem Schlagabtausch kürzer, prägnanter. Er war kämpferisch, wie früher und zeigte Humor. Blocher kann es nicht lassen, das Gegenüber immer wieder zu unterbrechen. Das kam nicht gut an. Anderseits beherrschte er bewährte Techniken, um sich nicht unterbrechen zu lassen. Seine grosse rhetorische Erfahrung und sein grosses Fachwissen halfen ihm sehr.

Der Moderator wirkte über lange Strecken hilflos, überfordert.

Zur Medienretorik zählen auch die versteckten Beeeinflussungsmöglichkeiten beim Konzept einer Sendung.

Bei den Statements prägt bei Debatten der 1. Auftritt. Und der letzte Beitrag ist auch wichtig . Er ist nachhaltig. Deshalb sollte nie das erste und letzte Statement von der gleichen Seite zugesprochen werden.

Es war verwunderlich, dass bei den Input-Kurzreferaten zur Einstimmung der erste und der letzte Redner aus der Ecke der Europafreunde kam. Es war auch verwunderlich, dass die Zusammenfassung dem Comedian Michael Elsener überlassen wurde, der seine persönliche Haltung am Schluss mit einfliessen lassen konnte. Als bei der Arena Patti Basler nach der Sendung dazu ihren Kommentar geben durfte, wurde dies ebenfalls beanstandet. Obschon sich die linke Bühnenpoetin bemühte beide Seiten aufs Korn zu nehmen, ist es unverkennbar, dass sie ihre persönliche Wertung mit einfliessen lässt. Gravierender war es, dass beim Konzept der Sendung, die Auswahl der Beiträge vor dem Duell parteiisch war.

Bei den Kurzvorträgen gab es mehr Europa freundliche Beiträge (aber nur einen Beitrag, der die Sicht Blochers unterstützte.)

Diese Unverhältnismässigkeit wurde durch die längere Redezeit Blochers wettgemacht.

Bei der Umfrage von 20 Min hat Christoph Blocher eindeudig mehr überzeugt als sein Gegenspieler.
20 Min:
Eine Stunde lang haben SVP-Chefstratege Christoph Blocher und Nicola Forster, Buchautor und Europapolitik-Kenner, am Dienstagabend verbal die Klingen gekreuzt. So lief das Streitgespräch ab.



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