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www.rhetorik.ch aktuell: (01. Jan, 2023)

Prioritaeten setzen muss gelernt sein

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Erstaunlich, wie oft Personen befördert werden, die sich nicht bewusst sind, wie wichtig es bei allen Tätigkeit ist, zu entscheiden, was wichtig ist und sofort angepackt werden muss oder wo man noch mit Entscheiden zuwarten kann. Ich bin überzeugt, dass den meisten Lesern Beispiele aus dem Alltag in den Sinn kommen, wo Kolleginnen oder Kollegen trotz intensiver Auslegeordung nicht entscheiden konnten, was wichtig ist oder wie sie stimmen wollen.

Ich erinnere mich an eine Konferenz in einem Spital, bei der eine Person nach beschlossenen Entscheid immer wieder auf die Festlegung der Priorität zurück kommen wollte.

In heiklen Situation gilt in jedem Team. Zuerst werden alle Fakten zusammen getragen. Die Vor- und Nachteile eines Entscheides werden auf den Tisch gelegt und dann erst können die ersten Massnahmen angeordnet werden.

In jedem Führungsseminar gilt es zu lernen, was Priorität hat.

Es ist schon einige Jahre her, da reiste der Chef der Zürcher Kantonalbank ins Ausland, obwohl ein Mitarbeiter mit einer Waffe in einer seiner Banken einige Kolleginnen und Kollegen getötet hatte. Bei Katastrophen, Unfällen, Ueberschwemmungen usw. gehört der Kapitän aufs Deck. Dieses Fehlverhalten rächte sich.

Aber auch bei wichtigen Anlässen kann die Führungspersönlichkeit nicht fern bleiben, mit der Begründung, sie hätte andere Verpflichtungen gehabt. Prioritäten erheischen Flexibilität.

Bundesrätin Viola Amherd blieb beispielsweise bei der Truppenübung "Pilum 22" (22. bis 29. November) fern. Das kam gar nicht gut an. Wenn über 5000 Soldaten und mehr als 300 Panzer an einer einmaligen grossen Uebung teilnehmen, darf die Verteidigungsministerin nicht durch Abwesenheit glänzen. Seit 1989 wurde in der Schweiz keine Bodentruppenübung mehr in dieser Grössenordnung durchgeführt. Viola Amherd (Mitte) stattete den Armeeangehörigen bei der achttägigen Übung keinen einzigen Besuch ab. Nicht einmal einen Kurzbesuch. Stattdessen diskutierte sie während dieser Tagen unter anderen mit den Zürcher Regierungsrätinnen über Sicherheitspolitik, traf sich u.A. mit den Höheren Stabsoffizieren der Armee und tauschte sich mit der Jungpartei der Mitte im Wallis aus.

Dieses Fernbleiben sorgte nicht nur bei Armeeangehörigen für Kopfschütteln.

Die Übung wurde übrigens während zwei Jahren vorbereitet. Wäre es Amherd wichtig gewesen, die Truppen zu besuchen, dann hätte sich das problemlos einplanen lassen. Es ist nicht verwunderlich, dass Kritik über mangelnde Wertschätzung der Truppe laut wurde.

Amherds Kommunikationschef Renato Kalbermatten wollte besänftigen: "Bundesrätin Amherd konnte leider aufgrund anderer wichtiger Verpflichtungen die Volltruppenübung nicht persönlich besuchen." Die Departementschefin sei aber laufend über den aktuellen Stand "der erfolgreichen Volltruppenübung" informiert worden.

Diese "Ausrede" mit anderen wichtigen Verpflichtungen überzeugt nicht.

Hätte Amherd die Prioritäten richtig gesetzt, müsste sie sich heute nicht verwerfen lassen, sie habe gar kein Interesse an der Armee.

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