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www.rhetorik.ch aktuell: (13. Nov, 2022)

Erfolgsrezept Bares fuer Rares

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Das Erfolgsrezept von "Bares für Rares" beim ZDF ist das Zusammenspiel eines nachvollziehbaren Konzeptes, das einfach gestrickt ist, einem originellen Moderator und fachkundigen Experten. Das Interesse wird geweckt mit ständig wechselnden Antiquitäten, unterschiedlichen Preisvorstellungen und den überraschenden Verkaufsabschlüssen im Händlerraum.
Im deutschen Fernsehen erreicht die kostengünstige Unterhaltungssendung "Bares für Rares" im Nachmittagsprogramm täglich über drei Millionen Zuschauer. Im Abendhauptprogramm sind es noch viel mehr. Das ist erstaunlich. Das Konzept ist einfach. Das Format findet dennoch grossen Anklang. Die Struktur wird nie verändert: Interessierte wie du und ich bieten, Trödel, Schmuck, Bilder, Uhren, mitunter skurrile Antiquitäten zum Verkauf an. Meist wollen die Personen eine Rarität los werden, die im Keller lagerte oder die auf dem Flohmarkt erworben wurde. Zuerst wird das Exponat von Experten geprüft und eingeschätzt. Wird der Schätzpreis akzeptiert, erhält der Anbieter eine Karte und kann den Gegenstand bei den Händlern zum Kauf anbieten. Das Geld wird ihm dann am Schluss bar ausbezahlt. Das jeweilige Abzählen der Noten in Nahaufnahme hat dabei stets etwas Magisches. Geld ist bekanntlich sexy. Für Medienkritiker René Hildbrand verdankt das ZDF die hohen Einschaltquoten vor allem dem Moderator Horst Lichter mit dem Zwirbelbart. Tatsächlich gelingt es dem originellen Moderator immer wieder, der Sendung eine persönliche Note zu verleihen. Er übertreibt zwar oft beim Vorstellen der Anbieter. Die Gäste werden zu geschönt angesprochen. z.B. "Was bringt uns der junge Herr" (Auch wenn der Herr nicht mehr so jung ist) "Bitte, die schöne Dame." "Wie darf ich die charmante Dame vorstellen?" Oder: "Nun kommen zwei bezaubernde jungen Damen." Als Moderator bringt er die Anbieter geschickt dazu, sie mit Vornamen ansprechen zu dürfen. "Ich bin der Horst". Das bringt Nähe. Ich habe viele Sendungen genauer unter die Lupe genommen und fragte mich: Weshalb hat diese Sendung Erfolg mit einem so einfachen Konzept, ohne Bühnenshow, ohne aufwändige Kulissen und Stars? Jedes neue Exponat ist eine Ueberraschung. Die Neugierde der Zuschauer wird laufend befriedigt. Wie viel ist der Krimskrams wert? Handelt es sich um eine Trouvaille? Was würde ich dafür bezahlen? Zudem sind die Ausführungen der kompetenten Experten spannend und lehrreich. Obschon sich die Fachexperten bei den Gegenständen vorgängig schlau machen dürfen, werden die präzisen Erläuterungen - ohne abzulesen - detailgenau und spannend beschrieben. Wer diese Informationen aufmerksam verfolgt, erfährt Neues oder kann etwas lernen. Beachtenswert ist bei jeder Sendung das grosse Hintergrundwissen der Experten über Legierungen, Alter und ert der Exponate. Vor allem Kunstkenner Albert Maier verblüfft immer wieder mit seinen konkreten historischen Kenntnissen sowie die Gemmologin Wendela Horz oder Schmuckexpertin Dr. Heide Rezepa-Zabel mit ihrem Fachwissen und den präzisen Analysen. Der Auftritt danach im Händlerraum ist ebenfalls spannend, wenn eine Anbieterin auf wichtige Details hinweist und so den Preis geschickt in die Höhe treiben kann, oder andere Anbieter passiv da stehen und viel zu schnell einlenken. Bei den Händlern kommt es bei jeder Sendung zu lustigen Situationen. Die Händler wissen, wie sie sich schlagfertig einbringen können. Das hat Unterhaltungswert. Waldi ist für's Publikum ein Original, weil er wie bei einem Ritual mit 80 Euro startet und Damen jeglichen Alters mit Engelchen anspricht. Beim Geld zählen nennt er die Hunderternote einen Hunni. Dank der straffen leicht verständlichen Struktur fühlt sich der Zuschauer gut geleitet. Das Zeitbudget stimmt. Die Sendung fliesst. Es gibt keine langweiligen Phasen. Vieles wirkt spontan und improvisiert. Doch basiert der Erfolg auf einer sorgfältigen Vorbereitung. Das ZDF zeigt mit "Bares für Rares", dass es keinen Millionenaufwand braucht, um Menschen vor den Bildschirm zu locken. Die Sendung ist ein Medienphänomen. Das Modell wird mit mehr oder weniger Erfolg auch auf anderen Sendern copiert. Beispielsweise auf ORF2 "Kunst und Krempel".

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