Die Migros setzt mit Coffee B auf Kugeln, ohne Verpackung. Ob das
Konzept funktionieren wird? Die Platzhirsche wie Nespresso sind
schon länger etabliert. Die Platonische Einfachheit des neuen
Konzepts ist jedoch genial.
Die Migros hat eine riesige Marktkraft und eine sehr grosse Käuferschaft", sagt die
Markenexpertin Cornelia Spahr auf Anfrage der Redaktion. Die
Detaillistin könne den Umweltaspekt betonen und sich so gegen
Nespresso positionieren. "Coffee B kann Nestlé wehtun", sagt der
Werber Frank Bodin. Denn die Migros treffe mit ihrer Alternative zum
Kapselsystem von Nespresso den Nerv der Zeit: Die Detaillistin betone
mit den kompostierbaren Kaffeekugeln den Umweltaspekt, was bei vielen
Konsumentinnen und Konsumenten gut ankomme. Dass es auch negative
Äusserungen gebe, sei normal. Auch bei Tesla hätten viele
gesagt, dass es nicht funktionieren werde, sagt Bodin. Die meisten
Konsumentinnen und Konsumenten hätten aber verstanden, dass man
heute umweltbewusst handeln müsse - und genau das betone Migros
nun mit Coffee B. "Nestlé dürfte bald reagieren" Der
Migros-Chef habe zwar recht mit der Aussage, dass die Kundschaft ihre
Kaffeemaschinen wohl nicht so schnell aufgeben werde. Doch auch das
sei bei Tesla ähnlich: Anstatt einer neuen Kaffeemaschine brauche
man für das E-Auto eine neue Ladestation zuhause. Und trotzdem
habe sich Tesla etabliert. Wird Coffee B von Migros ein Erfolg? #
Ja, das hat Migros clever gemacht. # Gut möglich, aber sicher ist
das nicht. # Nein, Coffee B wird ein Flop. # Ich will nur das Resultat
der Umfrage sehen. 1624 Abstimmungen Bodin geht davon aus, dass die
Kundschaft für eine Alternative zu den Kapselsystemen offen sei. Ob
sich Coffee B durchsetze, hänge von vielen Faktoren ab, etwa von
der Qualität des Kaffees. Zudem stehe auch die Konkurrenz nicht
still: "Nestlé dürfte bald reagieren, sonst verlieren sie
in der Schweiz wohl Marktanteile." Die
Ausgangslage für die Migros sei gut, sagt Bodin. Die Detaillistin
verfüge mit ihren Hunderten Filialen über ein einzigartiges
Distributionsnetz, das fast in der ganzen Schweiz Degustationen erlaube.
Und die Migros werbe nun auf allen möglichen Kanälen. Die
Chance, dass das System so Fahrt aufnehme, sei gross.
Auch Kommunikationsexperte Marcus Knill sagt, dass die Migros mit
ihren vielen Filialen sehr gute Voraussetzungen habe, um das Produkt
zum Erfolg zu bringen. Schmecke der Kaffee aber nicht oder gebe es
giftige Abbauprodukte, werde Coffee B wohl floppen. Kugel sorgt
für positive Wahrnehmung Knill hofft, dass die Migros ihr
Kaffeesystem richtig durchgetestet hat. Er geht davon aus, dass die
Konkurrenz (siehe Box) es bei Erfolg kopieren wird. Die Migros habe
ihre Technologie zwar patentiert, aber das Beispiel Nespresso zeige,
dass man das Patentrecht umgehen könne. Sicher sei, dass Nespresso
nun zittere. Erfolg mit Anti-Kapsel-Strategie Dass die Kundschaft offen
für Alternativen zu Kapselsystemen sei, zeige auch die Firma Jura,
sagt der Kommunikationsexperte Marcus Knill. Sie habe mit dem Slogan
"Frisch gemahlen, nicht gekapselt" grossen Erfolg. Auch die Migros
sperre den Kaffee nicht in eine Kapsel ein. Man nehme ihn so als
besonders frisch wahr. Wichtig ist laut Knill vor allem, dass das
System in der Handhabung möglichst einfach und der Preis fair
ist. Dass der Kaffee in eine Kugel gepresst ist, sei genial. Denn ein
Kreis symbolisiere Ganzheitlichkeit und werde positiv wahrgenommen. Das
habe auch der griechische Philosoph Plato schon gesagt, sagt Knill.
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