Ein Trio im Check
Nachdem der Zürcher FDP Ständerat Ruedi Noser
zurückgetreten ist, fehlte es nicht an Interessenten für
die Nachfolge. Von den Anwärterinnen und Anwärtern werden
voraussichtlich folgende Politiker die Poolposition einnehmen. Es geht
um das Trio:
Ein Check der Auftrittskompetenz dieser Favoriten verdeutlicht, dass alle Drei valable
Chancen haben, gewählt zu werden.
Ein Beispiel aus den raffinierten Antworttechniken Angeline Mosers:
Auf die Frage, weshalb sie die bessere Ständerätin als die
FDP-Kandidatin Regine Sauter wäre, verlagert sie die Antwort. Sie
geht auf die Frage gar nicht ein und erwähnt dafür den Anspruch
der GPL auf den Ständeratssitz - gemäss Parteistärke.
Auch bei der Europafrage versteckt sie sich nie hinter Floskeln. Sie
steht unverblümt zu ihrer europafreundlichen Position. Ich kann
mir gut vorstellen, dass sich diese konsequente Positionierung von den
Stimmberechtigten langfristig auszahlt. Viele Politiker lavieren bei
heiklen Fragen, um niemand vor den Kopf zu stossen. Angeline Moser
gelingt es in den meisten Antworten, das zu betonen, was für sie
wichtig ist.
Sie war schon einmal Ständeratskandidatin, hatte damals
aber Pech. Man kennt sie auch von den Auftritten im Sonntalk bei
TeleZüri. Sie fiel mir dort seit Jahren auf mit ihren souveränen
Auftritten auf. Vor allem mit ihrer sonoren Stimme. Sie wirkt stets
selbstsicher.
Die FDP geht mit Topkandidatin Regine Sauter als Nachfolgerin ins Rennen.
Sauters Kernanliegen sind unter anderem die Sorge um Arbeitsplätze,
die Gesundheit, die militärische Sicherheit des Landes und die
Zukunftsaussichten der nächsten Generation. #Da setze ich an - ich
will, dass Leute mit Zuversicht in ihr Zukunft schauen können."
Es genüge nicht, nur Probleme zu bezeichnen oder Missstände
anzuprangern. Im Ständerat dürfe nicht die Parteipolitik im
Vordergrund stehen; es sei der ideale Ort, um #liberale Lösungen"
entwickeln zu können. Für Sauter hat die Wirtschaft
Priorität. Sie profilierte sich in den Medien auch als Direktorin
der Zürcher Handelskammer. In einem längeren Interview in den
SN fällt auf, dass Regine Sauter die heiklen Fragen stets konkret
beantwortet und sich eindeutig positioniert. Bei der Kampfjetbeschaffung
und den Armeeausgaben muss für sie die Sicherheit der
Bevölkerung gewährleistet bleiben. Bei der Kernkraftthematik
befürwortet Sauter den technologischen Fortschritt und möchte
keine Technologieverbote. Sie scheut sich nicht, heisse Eisen anzupacken.
Sie spricht Klartext und zählt nicht zu den Wendehalspolitikerinnen .
Sauter wirkte früher defensiver. Politische Gegner griff sie kaum
an. Sie gilt als pflichtbewusst und fleissig. Auffallend ist ihr stets
das situationsgerechte, gepflegte, korrekte Outfit. Ihr eindringlicher
Blick vermittelt Konzentration und Präsenz.
Balthasar Glättli, Parteipräsident der Grünen, interessiert
sich ebenfalls für die Ständeratskandidatur im Kanton
Zürich. Als Mann hat er zwar bei den Grünen ein Problem. Mit
Jositsch würden mit seiner Wahl zwei Männer im Stöckli den
Kanton Zürich vertreten. Glättli ist aber einer der bekanntesten
Köpfe seiner Partei. Seit Jahren ist er in den Medien präsent.
Er kann scharf kritisieren. So an der Delegiertenversammung in Bern,
als er das Nullsummenspiel des Klimagipfels von Glasgow deutlich
beanstandet. Die Lebensgrundlage sei gefährdet. Der Verlust
der Biodiversität heize die Klimakrise weiter an und dieser
beschleunige das Artensterben. .Seine hektischen Gesten irritierten
bei früheren Medienauftritten. Ein guter Coach hätte ihm
längst helfen können, natürlicher aufzutreten. Heute
spricht er weniger hektisch. Glättlis Stärke ist aber sein
Engagement. Im Sonntalk ist er heute viel eloquenter. Er reagiert
weniger aggressiv. Möglicherweise hat er selbst erkannt, dass man
nicht ständig hochtourig sprechen sollte. Balthasar Glättli
könnte die Stimme und Gestik optimieren, wenn er seine Auftritte im
Alltag bei Gesprächen mit dem iPhone selbst aufnehmen würde
und mit den echten Medienauftritten vergleicht. Dazu benötigt er
keinen Coach. Wichtig ist, dass wir ständig an uns arbeiten.
Da alle drei Kandidaten medienrhetorisch gewandt sind,
können wir davon ausgehen, dass alle Drei die Voraussetzungen
für den Ständeratssitz haben. Andere Kriterien könnten
entscheidend sein. Während der Monate bis zur Wahl sind noch zu
Ueberraschungen möglich. Bei Persönlichkeitswahlen entscheiden
Glaubwürdigkeit und Ueberzeugungskraft. Wer sich vor Mikrofon
und Kamera natürlich und authentisch verhält, erfüllt
jedenfalls eine wichtige Voraussetzung bei Wahlen. Jetzt gilt es für
die Drei, die eigenen Auftritte laufend zu überprüfen. Auch
Profis müssen wissen, ob sich nicht neue Marotten eingeschlichen
haben. Die Leserinnen und Leser haben auf der nächsten Etappe
die Möglichkeit, die Kandidaten ebenfalls unter die Lupe nehmen und
so beobachtend lernen:
- Wie steht es mit der Kernbotschaft? Spricht sie einfach?
- Werden Beispiele als Verständlichkeitshelfer genutzt (bildhafte Sprache)?
- Wie steht es mit der Verständlichkeit?
- Stimmen Inhalt, Stimme und Körpersprache überein?
Wie wirkt die Person?