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www.rhetorik.ch aktuell: (29. Aug, 2022)

Ein Trio im Check

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Ein Trio im Check Nachdem der Zürcher FDP Ständerat Ruedi Noser zurückgetreten ist, fehlte es nicht an Interessenten für die Nachfolge. Von den Anwärterinnen und Anwärtern werden voraussichtlich folgende Politiker die Poolposition einnehmen. Es geht um das Trio:

Angelina Moser (GPL) Regine Sauter (FDP) Balthasar Glättli (Parteipräsident der Grünen)


Ein Check der Auftrittskompetenz dieser Favoriten verdeutlicht, dass alle Drei valable Chancen haben, gewählt zu werden.

Ein Beispiel aus den raffinierten Antworttechniken Angeline Mosers: Auf die Frage, weshalb sie die bessere Ständerätin als die FDP-Kandidatin Regine Sauter wäre, verlagert sie die Antwort. Sie geht auf die Frage gar nicht ein und erwähnt dafür den Anspruch der GPL auf den Ständeratssitz - gemäss Parteistärke.

Auch bei der Europafrage versteckt sie sich nie hinter Floskeln. Sie steht unverblümt zu ihrer europafreundlichen Position. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich diese konsequente Positionierung von den Stimmberechtigten langfristig auszahlt. Viele Politiker lavieren bei heiklen Fragen, um niemand vor den Kopf zu stossen. Angeline Moser gelingt es in den meisten Antworten, das zu betonen, was für sie wichtig ist.

Sie war schon einmal Ständeratskandidatin, hatte damals aber Pech. Man kennt sie auch von den Auftritten im Sonntalk bei TeleZüri. Sie fiel mir dort seit Jahren auf mit ihren souveränen Auftritten auf. Vor allem mit ihrer sonoren Stimme. Sie wirkt stets selbstsicher.

Die FDP geht mit Topkandidatin Regine Sauter als Nachfolgerin ins Rennen. Sauters Kernanliegen sind unter anderem die Sorge um Arbeitsplätze, die Gesundheit, die militärische Sicherheit des Landes und die Zukunftsaussichten der nächsten Generation. #Da setze ich an - ich will, dass Leute mit Zuversicht in ihr Zukunft schauen können." Es genüge nicht, nur Probleme zu bezeichnen oder Missstände anzuprangern. Im Ständerat dürfe nicht die Parteipolitik im Vordergrund stehen; es sei der ideale Ort, um #liberale Lösungen" entwickeln zu können. Für Sauter hat die Wirtschaft Priorität. Sie profilierte sich in den Medien auch als Direktorin der Zürcher Handelskammer. In einem längeren Interview in den SN fällt auf, dass Regine Sauter die heiklen Fragen stets konkret beantwortet und sich eindeutig positioniert. Bei der Kampfjetbeschaffung und den Armeeausgaben muss für sie die Sicherheit der Bevölkerung gewährleistet bleiben. Bei der Kernkraftthematik befürwortet Sauter den technologischen Fortschritt und möchte keine Technologieverbote. Sie scheut sich nicht, heisse Eisen anzupacken. Sie spricht Klartext und zählt nicht zu den Wendehalspolitikerinnen . Sauter wirkte früher defensiver. Politische Gegner griff sie kaum an. Sie gilt als pflichtbewusst und fleissig. Auffallend ist ihr stets das situationsgerechte, gepflegte, korrekte Outfit. Ihr eindringlicher Blick vermittelt Konzentration und Präsenz.

Balthasar Glättli, Parteipräsident der Grünen, interessiert sich ebenfalls für die Ständeratskandidatur im Kanton Zürich. Als Mann hat er zwar bei den Grünen ein Problem. Mit Jositsch würden mit seiner Wahl zwei Männer im Stöckli den Kanton Zürich vertreten. Glättli ist aber einer der bekanntesten Köpfe seiner Partei. Seit Jahren ist er in den Medien präsent. Er kann scharf kritisieren. So an der Delegiertenversammung in Bern, als er das Nullsummenspiel des Klimagipfels von Glasgow deutlich beanstandet. Die Lebensgrundlage sei gefährdet. Der Verlust der Biodiversität heize die Klimakrise weiter an und dieser beschleunige das Artensterben. .Seine hektischen Gesten irritierten bei früheren Medienauftritten. Ein guter Coach hätte ihm längst helfen können, natürlicher aufzutreten. Heute spricht er weniger hektisch. Glättlis Stärke ist aber sein Engagement. Im Sonntalk ist er heute viel eloquenter. Er reagiert weniger aggressiv. Möglicherweise hat er selbst erkannt, dass man nicht ständig hochtourig sprechen sollte. Balthasar Glättli könnte die Stimme und Gestik optimieren, wenn er seine Auftritte im Alltag bei Gesprächen mit dem iPhone selbst aufnehmen würde und mit den echten Medienauftritten vergleicht. Dazu benötigt er keinen Coach. Wichtig ist, dass wir ständig an uns arbeiten.

Da alle drei Kandidaten medienrhetorisch gewandt sind, können wir davon ausgehen, dass alle Drei die Voraussetzungen für den Ständeratssitz haben. Andere Kriterien könnten entscheidend sein. Während der Monate bis zur Wahl sind noch zu Ueberraschungen möglich. Bei Persönlichkeitswahlen entscheiden Glaubwürdigkeit und Ueberzeugungskraft. Wer sich vor Mikrofon und Kamera natürlich und authentisch verhält, erfüllt jedenfalls eine wichtige Voraussetzung bei Wahlen. Jetzt gilt es für die Drei, die eigenen Auftritte laufend zu überprüfen. Auch Profis müssen wissen, ob sich nicht neue Marotten eingeschlichen haben. Die Leserinnen und Leser haben auf der nächsten Etappe die Möglichkeit, die Kandidaten ebenfalls unter die Lupe nehmen und so beobachtend lernen:
Wie wirkt die Person?

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