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Sandro Brotz, Moderator der "Arena", fragte
SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi in der Politsendung, ob er
"Brandstifter" sei. Brotz stellte die Frage, weil der SVP-Politiker im
Nationalrat gesagt hatte, es dürfe nicht sein, dass Nigerianer oder
Iraker plötzlich 18-jährige Ukrainerinnen vergewaltigen. Diese Aussage wurde als rassistisch bezeichnet. Aeschi gestand, einen Fehler gemacht zu haben. Er habe leider nicht erwähnt, dass sich die Aussage auf einen Fall in Deutschland beziehe. Nach der Entschuldigung holte Brotz erst richtig aus: "Was Sie gesagt haben, ist rassistisch. Punkt. Ausrufezeichen!". Aeschis Rechtfertigung sei "ganz billig". Nach dieser Standpauke des Moderators beschloss die SVP, die "Arena" bis auf Weiteres zu boykottieren (persoenlich.com berichtete). Medienboykotte sind nicht neu. Ich habe Interessengruppen stets davon abgeraten, Brücken abzubrechen. Der Boykott kommt einer Gesprächsverweigerung gleich. Zuerst waren es die Grünen, die sich weigerten, an der "Arena" mit Aeschi teilzunehmen. Als Kommunikationsberater teile ich die Meinung des Journalisten Christian Beck, der im persoenlich.com-Blog schreibt: "Wer mit der "Arena" nicht zufrieden ist, beschwert sich bei den Ombudsleuten. Der nächste Schritt wäre dann allenfalls noch die Unabhängige Beschwerdeinstanz (UBI). Das wäre der einzig korrekte Weg gewesen. Alles andere ist Kindergarten." Aber auch wenn ich gegen den Abbruch von Dialogen bin, zeigt sich in der Praxis: Wer die Bühne verweigert oder verlässt, erreicht immerhin etwas: Aufmerksamkeit. Und das ist in Medien ein wichtiger Aspekt. Ich erinnere an Peter Bodenmann (damals noch SP-Parteipräsident), als er die "Arena" vor laufender Kamera verliess. Ihm gelang es, diese ungewöhnliche Situation zu nutzen. Er schaffte es, dank des Weglaufens seine Botschaft dreimal ungestört zu platzieren. Einmal beim Weggehen - die Kamera begleitete ihn. Nach der Sendung in einem Interview wiederholte er seine Kernaussage und konnte dann auch noch bei der nächsten "Arena" seine Botschaft platzieren. Für Bodenmann hatte sich das Verlassen der Bühne gelohnt. Als SVP-Präsident Ueli Maurer 2006 mitten in der Sendung "Schawinski" aus dem Fernsehstudio lief, weil er von Roger Schawinski als "SVP-Präsident von Blochers Gnaden" bezeichnet wurde, kam es zu einem Medienwirbel. Ueli Maurer wurde aber von Kritik verschont. Später als Bundesrat suchte Ueli Maurer immer noch nicht die Medienpräsenz. So sagte er bei einer Anfrage, er habe "keine Lust auf die "Arena"". Der Finanzminister wollte die Teilabschaffung der Stempelabgabe, über die das Volk abstimmen sollte, nicht im Schweizer Fernsehen verteidigen. Ob Maurer ausser Aufmerksamkeit mit seiner Lustlosigkeit viel gewonnen hat, sei dahingestellt. Ich vertrete die Meinung, dass jeder Medienauftritt eine Chance ist, die genutzt werden müsste. Zurück zum fragwürdigen Verhalten von Sandro Brotz: Denkbar, dass Brotz durch die Verweigerung der Grünen darauf bedacht war, Aeschi auf keinen Fall eine Plattform zu bieten. So ist es möglicherweise zur Überreaktion gekommen. Mit dem unprofessionellen Rotstift-Verhalten schadete er jedenfalls nicht nur sich, sondern auch dem Schweizer Fernsehen. Brotz lenkte Wasser auf die Mühlen der SRF-Kritiker, die die Finanzen der SRG beschneiden wollen. Rückblickend müsste eigentlich auch Sandro Brotz über die Bücher gehen und zur Kenntnis nehmen, dass ein Moderator stets moderat bleiben sollte. Als Gesprächsleiter hat er die Pflicht, brenzlige Situationen zu mässigen. Sein Job ist es, Debatten zu steuern. Er darf jedoch bei Verletzungen der vereinbarten Spielregeln eingreifen, auch bei Falschaussagen oder Beleidigungen. Moderation bleibt eine anspruchsvolle Königsdisziplin. Wir sehen in diesem Fall einmal mehr: Auch Profis können unter Druck die Nerven verlieren. Sandro Brotz hat durch sein Verhalten der SRG einen Bärendienst erwiesen. Er hat den Initianten der Halbierungsinitiantive unbeabsichtigt geholfen. |
Lohnt sich Gesprächsverweigerung als Druckmittel? Zum Arena Boykott der SVP Sandro Brotz, Moderator der Arena" fragte den Fraktionspräsidenten der SVP, Thomas Aeschi in der Politsendung, ob er Brandstifter sei. Brotz stellte die Frage, weil der SVP Politiker im Nationalrat gesagt hatte, es dürfe nicht sein, dass Nigerianer oder Iraker plötzlich achtzehnjährige Ukrainerinnen vergewaltigen. Diese Aussage wurde als rassistisch bezeichnet. Aeschi gestand, einen Fehler gemacht zu haben. Er habe leider nicht erwähnt, dass sich die Aussage auf einen Fall in Deutschland beziehe. Nach der Entschuldigung holte Brotz erst richtig aus: Was Sie gesagt haben, ist rassistisch. Punkt. Ausrufezeichen!" Aeschis Rechtfertigung sei ganz billig`. Nach dieser Standpauke des Moderators beschloss die SVP die Arena bis auf Weiteres zu boykottieren. Medienboykotte sind nicht neu. Ich habe Interessengruppen stets davon abgeraten, Brücken abzubrechen. Der Boykott kommt einer Gesprächsverweigerung gleich. Zuerst waren es die Grünen, die sich weigerten, an der Arena mit Aeschi teilzunehmen. Als Kommunikationsberater teile ich die Meinung des Journalisten Christian Beck, der im Persönlich Blog schreibt: Boykott als Antwort? Es scheint derzeit in Mode zu sein. Bereits vor der umstrittenen "Arena" meldete sich die Grünen-Fraktionspräsidentin Aline Trede zu Wort. Sie werde nicht an der Sendung teilnehmen - weil Aeschis Aussagen thematisiert werden sollen. "Unsere freiheitliche und demokratische Gesellschaft darf Rassismus keine Plattform geben", schrieb sie auf Twitter. Wer mit der "Arena" nicht zufrieden ist, beschwert sich bei den Ombudsleuten. Der nächste Schritt wäre dann allenfalls noch die Unabhängige Beschwerdeinstanz (UBI). Das wäre der einzig korrekte Weg gewesen. Alles andere ist Kindergarten. Aber auch wenn ich gegen den Abbruch von Dialogen bin, zeigt sich in der Praxis: Wer die Bühne verweigert oder verlässt, erreicht immerhin etwas: Aufmerksamkeit. Und das ist in Medien ein wichtiger Aspekt. Ich erinnere an Peter Bodenmann (damals noch SP Parteipräsident), als er die Arena vor laufender Kamera verliess. Ihm gelang es, diese ungewöhnliche Situation zu nutzen. Er schaffte es, dank des Weglaufens, seine Botschaft dreimal ungestört zu platzieren. Einmal beim Weggehen - die Kamera begleitete ihn. Ein Journalist hielt ihm das Mikrofon unter die Nase: Warum sind Sie weggelaufen?" Bodenmann nutzte die Chance und fasste zusammen, was er in der Sendung sagen wollte). Nach der Sendung in einem Interview wiederholte er später seine Kernaussage und konnte dann auch noch bei der nächsten Arena" seine Botschaft platzieren. Für Bodenmann hatte sich das Verlassen der Bühne gelohnt. Es gibt Fälle bei denen das Weglaufen imFernsehen interne Auswirkungen hatte. Weil solche ungewohnten Vorfälle intern stets intern besprochen und verarbeitet werden, ist das für den Moderator immer unangenehm. Das kann nachhaltige Wirkung haben. Als SVP Präsident Ueli Maurer 2006 mitten in der Sendung Schawinski" aus dem Fernsehstudio lief, weil er von Roger Schawinski als "SVP-Präsident von Blochers Gnaden" bezeichnet wurde, kam es zu einem Medienwirbel. Ueli Maurer wurde aber von Kritik verschont. Später als Bundesrat suchte Ueli Maurer immer noch nicht die Medienpräsenz. So sagte er bei einer Anfrage, er habe keine Lust auf die Arena". Der Finanzminister wollte die Teilabschaffung der Stempelabgabe, über die das Volk abstimmen sollte, nicht im Schweizer Fernsehen verteidigen. Ob Maurer ausser Aufmerksamkeit mit seiner Lustlosigkeit viel gewonnen hat, sei dahingestellt. Ich vertrete die Meinung, dass jeder Medienauftritt eine Chance ist, die genutzt werden müsste. Zurück zum fragwürdigen Verhalten von Sandro Brotz: Denkbar, dass er durch die Verweigerung der Grünen darauf bedacht war, Aeschi auf keinen Fall eine Plattform zu bieten. So ist es möglicherweise zur Ueberreaktion gekommen. Mit dem unprofessionellen Rotstift-Verhalten schadete er jedenfalls nicht nur sich, sondern auch dem Schweizer Fernsehen. Brotz lenkte Wasser auf die Mühlen der SRF Kritiker, die die Finanzen der SRG beschneiden wollen. Rückblickend müsste eigentlich auch Sandro Brotz über die Bücher gehen und zur Kenntnis nehmen, dass eine Moderator stets moderat bleiben sollte. Als Gesprächsleiter hat er die Pflicht, brenzlige Situationen zu mässigen. Sein Job ist es, Debatten zu steuern. Er darf jedoch bei Verletzungen der vereinbarten Spielregeln eingreifen, auch bei Falschaussagen oder Beleidigungen. Moderation bleibt eine anspruchsvolle Königsdisziplin. Wir sehen in diesem Fall einmal mehr: Auch Profis können unter Druck die Nerven verlieren. Der Moderator darf aber nie in die Rolle des Oberlehrers schlüpfen, mit Teilnehmenden streiten oder Richter spielen. Bei meinen Beobachtungen hielt sich zwar Brotz bislang weitgehend an seine Rolle als neutraler Beobachter, als unparteiischer Moderator. Leider kam es jüngst immer wieder zu Ausreissern. Beispielsweise bei Corona oder wenn er bewusst Haltung zeigen" wollte. Vielleicht möchte er gerne auf der richtigen Seite" stehen, schreibt Michèle Binswanger. Brotz ist seit Jahren Anfeindungen gewohnt. Er kann darauf zählen, dass SRF wiederum hinter ihm steht. Bereits in seiner Zeit als Rundschau"-Moderator stand Sandro Brotz immer wieder im politischen Gegenwind. Alt Nationalrat Christoph Mörgelis sagte 2013 Brotz vor laufender Kamera ins Gesicht: "Sind Sie eigentlich vom Aff bisse?". Ex-Armeechef André Blattmann machte mit seinem Versprecher 2016 "Sandro Kotz, äh Brotz" deutlich was er vom Moderator hält. Zu den mehreren Dutzend Beanstandungen, die über die Sendung mit Thomas Aeschi eingegangen sind, gibt es bislang keinen Kommentar. Sandro Brotz hat durch sein Verhalten der SRG einen Bärendienst erwiesen. Er hat den Initianten der Halbierungsinitiantive unbeabsichtigt geholfen. Erstaunlicherweise blieb der Beifall für den angeblich mutigen" Brotz in den sozialen Medien aus. Das Publikum wünscht einen Moderator, der Meinungen den Diskutanten überlässt und die Voten der Teilnehmer weder kommentiert noch beurteilt.
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