Der amerikanische Komponist Alvin Lucier ist gestern gestorben. Er war ein
ungewöhnlicher moderner Komponist, der nicht Melodien oder
Harmonien sondern auf Akkustische Effekte und wie andere Avangarde Musiker auf
Überraschung setzte. Er war Mann der Praxis: "Fragen Sie mich nicht
was es bedeutet. Fragen Sie mich, wie ich es gemacht habe."
Ikonisch sind seine Stücke:
Hirnwellen im Konzertsaal:
"Music for Solo Performer" (1965),
Eine Stimme im Raum: "I am Sitting in a Room" (1969),
Elektrische Vögel: "Bird and Person Dyning" (1975),
Die Beatles in der Teekanne: "Nothing Is Real" (1991).
Das SRF hat einen Nachruf.
Lucier ist vergleichbar mit dem amerikanischen Musikpionier
John Cage (1912-1992), der auch von Arthur Schoenberg (1874-1951) lernte auch auf Effekte zielte: so hat Cage ein Stück ``As slow as possible"
geschrieben, das 639 Jahre lang dauert. Oder ``4'33" aus dem Jahre 1952,
bei dem ein Pianist den Klavierdeckel öffnet und nach 4 Minuten und 33 Sekunden wieder
schliesst ohne etwas gespielt zu haben. Auch der deutsche Zeitgenosse
Karlheinz Stockhausen (1928-2007)
brauchte elektronische Effekte und neue Ideen wie ungewöhnliche Tonstrukturen.
In eigener Sache: Paolo Knill war in Avantgard Musik engagiert. So gab es Auftritte, bei denen
mit einer Blockflöte in Seifenwasser gespielt worden ist. Links ist ein Ausschnitt aus einer
eher konventionellen Improvisation von Paolo (am Klavier).
Wegen seiner Innovationen in den 1960er-Jahren wird der Komponist in
den USA auf einem Level mit John Cage wahrgenommen. In Europa allerdings
war Alvin Lucier lange unterschätzt. Obwohl der Musiker, Forscher
und Performancekünstler auf einzigartige Weise das Wesen und die
Wirkung von Akustik und Klang erforscht hat.
Am Mittwochabend wurde bekannt, dass Alvin Lucier nach einem Sturz mit
90 Jahren verstorben ist. Das vermeldete seine Tochter Amanda Lucier.
1969 schrieb er Musikgeschichte: Alvin
Lucier sitzt auf einem Stuhl, nimmt das Mikro in die Hand und spricht: "I
am sitting in a room different from the one you are in now. I am recording
the sound of my speaking voice". Er spielt den Text über Lautsprecher
im Raum ab und nimmt den Klang wieder auf. Das wiederholt er. So lange,
bis sich durch die vielen Überlagerungen die Stimme auflöst. Am
Ende ist nur noch die Eigenresonanz des Raumes zu hören.