(*) Korrektur zum gedruckten Text (ist unten korrigiert):
```Bei Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wurde der Doktortitel
nicht aberkannt und er musste auch nicht zurücktreten. Aus eigener
Entscheidung führt er heute den Doktortitel nicht mehr."
Wenn Politiker in Fettnäpfe tappen
Unbegreiflich, wie Politiker immer wieder als Fettnapftreter negative
Schlagzeilen machen.
Laschet
Laschet der CDU-Kanzlerkandidat sorgte in der WDR Sendung ``Aktuelle
Stunde" für Aufsehen. Im Interview mit der bekannten Moderatorin
Susanne Wieseler sagte Laschet hinsichtlich Klimaschutzmassnahmen
``Entschuldigung, junge Frau. Weil jetzt so ein Tag ist (er spricht die
Unwetterkatastrophe an), ändert man nicht die Politik."
Es ist nicht ganz klar, ob der nordhein-westfälische Kanzlerkandidat
die Journalistin tatsächlich mit einem herablassenden ``junge Frau"
abgekanzelt oder lediglich ihren Namen vergessen hat. Denn er nuschelte:
``Entschuldigung Frau....". So oder so war der Auftritt peinlich. Wenn
ein Politiker sagt, man ändere die Politik nicht wegen eines
Tages der unermesslichen Katastrophe, mit vielen Toten und verheerenden
Schäden, ist dies allein schon ein verbaler Fehltritt. Kommt dazu,
dass Laschet am Anfang der Ueberschwemmungen selbst noch ``Mehr Tempo
beim Klimaschutz" forderte.
Später folgte noch eine weitere Peinlichkeit:
Während Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiner mit
todernster Mine zu den Flutgeschädigten spricht, lachte Armin
Laschet im falschen Moment. Die Kamera zeigte ihn im Hintergrund
lachend,wie er sich gut gelaunt mit einigen Anwesenden unterhielt. Die
SN publizierte diese Aufnahme. Dieses Verhalten sorgte erneut für
Kopfschütteln. Einem Politiker, der echt Anteil nimmt, würde
so ein Fehltritt nicht passieren. Ein Kanzlerkandidat sollte wissen:
Wenn Kameras und Mikrofone anwesend sind, muss man immer damit rechnen,
dass auch Personen aufgenommen werden, die nicht sprechen. Nach dem Patzer
in der Interviewszene schwieg Armin Laschet. Für das Fehlverhalten
während der Ansprache des Bundespräsidenten entschuldigte er
sich immerhin: ``Dies war unpassend und tut mir leid".
Die Fettnäpfchen Baerbocks.
Auch die grüne Kanzlerkandidatin Baerbock verstand es, in
verschiedene Fettnäpfchen zu treten. Sie hat damit möglicher
weise ihre Wahl-Chancen verbockt. Zu ihren Patzern:
- Nebeneinkünfte nicht angegeben.
Baerbock musste der Verwaltung des Bundestags vergessene Sonderzahlungen
von mehr als 25.000 Euro nachmelden, die sie in den vergangenen Jahren als
Bundesvorsitzende von ihrer eigenen Partei bekommen hatte. Den Grossteil
machte dabei Weihnachtsgeld aus.
Darunter war aber auch eine coronabedingte Sonderzahlung aus dem Dezember
2020 in Höhe von 1500 Euro. ``Ich habe mich natürlich selbst
über meinen Fehler tierisch geärgert", sagte Baerbock in
der Talksendung. Sie rechtfertigte sich, sie habe das Weihnachtsgeld
immer korrekt versteuert, habe aber nicht auf dem Schirm gehabt, dass
sie den Betrag auch dem Bundestagspräsidenten hätte melden
müssen. Diese Beschönigungen sind faule Ausreden.
Baerbock hätte Einsicht zeigen müssen und den Betrag
nachträglich, beispielsweise für gute Zwecke spenden
können.
- Der Lebenslauf Patzer.
Baerbock hatte auf ihrer Website unter Mitgliedschaften zunächst
unter anderem die Transatlantik-Stiftung und German Marshall Fund sowie
das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR aufgeführt. Später
wurde die Seite geändert, die Überschrift lautet statt
"Mitgliedschaften" nun "Beiräte, (Förder-)Mitgliedschaften,
regelmässige Unterstützung".
"Das war offensichtlich sehr schlampig", fand Baerbock selbst. "Ich habe
da offensichtlich einen Fehler gemacht, und das tut mir sehr, sehr leid,
weil es ja eigentlich in diesen Momenten um grosse andere Fragen gerade
in unserem Land geht." Wenn dies der einzige Fehler gewesen wäre,
hätte ihr ``Mea Culpa" genügt. Doch patzte Baerbock zu oft.
- Patzer durch Plagiate in ihrem Buch. Medienwissenschafter
Stefan Weber hatte im jüngst erschienenen Buch der grünen
Kanzlerkandidatin rund ein Dutzend Stellen gefunden, die ohne
Quellenangabe abgekupfert worden sind. Die Grünen sahen dies
als "Rufmord"-Kampagne. Der Plagiatsjäger wies dies jedoch als
``völligen Quatsch" zurück und präsentierte täglich
neue Passagen, die abgeschrieben waren. Der Gutachter schreibt von
Schlamperei, Unsauberkeit und dilettantischem Vorgehen".
- Nachträglich kommt an den Tag, dass Baerbock auch
noch von ihrem Kollegen Habeck abgeschrieben hatte - ohne Quellenangabe.
Zu den Plagiatsaffairen weiterer Politikern und ihre Folgen:
- Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg konnte in
seiner Doktorarbeit Plagiate nachgewiesen werden. Er verlor alle Aemter.
- Familienministerin Franziska Giffey (SPD) wurde der Doktortitel
aberkannt. Sie musste zurücktreten.
- Bei Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wurde der Doktortitel
nicht aberkannt und er musste auch nicht zurücktreten. Aus eigener
Entscheidung führt er heute den Doktortitel nicht mehr.
- Bei den nachgewiesenen Plagiaten von Ursula von der Leyen sah die
medizinische Hochschule Hannover keine Täuschungsabsicht. Sie durfte
den Doktortitel behalten.
- Bei der Europaparlamentarierin Silvana Koch-Mehren (FDP) wurden bei
der
Doktorarbeit ebenfalls Plagiate festgestellt. Ihr wurde der Doktortitel
entzogen.
- Auch bei der früheren Bildungsministerin Annette Schavan (CDU)
hatte der Nachweis von Plagiaten Folgen. Sie trat zurück.
Es gibt zahlreiche andere Beispiele:
Steinbrück
Peer Steinbrück, vor einigen Jahren SPD-Kanzlerkandidat und
Herausforderer von Angela Merkel, ist ein Paradebeispiel für einen
Fettnapftreter.
Im Wahlkampf sagte er, eine Flasche Wein, "die nur fünf Euro
kostet, würde ich nicht kaufen". Die Leser urteilten: Arrogant und
überheblich. Steinbrück, angestachelt durch die Kritik und
frustriert vom schlecht laufenden Wahlkampf, liess sich für ein
Magazin mit "Stinkefinger" fotografieren. Darauf folgte ein Aufschrei.
Den meisten Sozialdemokraten war nun klar, dass Steinbrück den Kampf
ums Kanzleramt verspielt hatte. Im Nachhinein räumte der Kandidat
selbst die Fehler ein.
Ein einzelnes Interview, ein unbedachtes Wort, eine falsche Geste
allein kann keine Wahl entscheiden. Wenn jedoch bestimmte unbedachte
Äusserungen zum Image eines Politikers passen, können sie
vorhandene Vorstellungen verstärken und für die Bestätigung
eines persönlichen Entscheides sorgen. Bei Steinbrück war dies
der Fall.
Scharping
SPD Verteidigungsminister Rudolf Scharping planschte 2001 mit
seiner Freundin auf Mallorca im Pool, obwohl sich die Bundeswehr
auf ihren Einsatz in Mazedonien vorbereitete. Die peinlichen Fotos
veröffentlichte die "Bunte", Scharping glaubte vielleicht, sein eher
schlechtes Image mit ein bisschen Glanz aufpolieren zu können. Die
Publikation der Poolbilder hatte Folgen: Scharping musste den Hut nehmen.
Oettinger
Immer gut für einen Tritt ins Fettnäpfchen war auch
Günther Oettinger. Der EU-Haushaltskommissar von der CDU machte
in der Vergangenheit immer wieder Schlagzeilen mit fragwürdigen
Äusserungen. In einem Vortrag vor Unternehmern, äusserte er sich
abschätzig über Chinesen ("Schlitzaugen"), Frauen und die Ehe
für Homosexuelle. Er ging wohl davon aus, dass seine Bemerkungen
nicht an die Öffentlichkeit gelangen würden. Kamen sie aber
und Oettinger musste sich entschuldigen.
Katastrophen
Katastrophen sind für Politiker immer eine Chance, sich als
Krisenmanager zu profilieren.
Schon früher gab es in Deutschland Ueberschwemmungen. Beim Duell
Stoiber- Schröder sah die Bevölkerung, wie Stoiber die
Schäden nur von oben - vom Heli aus - besichtigte. Schröder
hingegen war nur mit Stiefeln mitten unter der betroffenen
Bevölkerung zu sehen. Schröder wurde gewählt, wenn auch
wohl nicht nur deswegen.
Im Juni 2013 gab es auch im ostdeutschen Zeitz verheerende
Ueberschwemmungen. Während der Flut machte sich der
Oberbürgermeister Volkmar Kunze nach Russland auf. Das kam
ganz schlecht an. Die ``Flucht" nach Russland wurde in den Medien
trotz verspäteten Entschuldigung übel genommen. Es
wurde sein Rücktritt gefordert. Kunze sprach dann lediglich
von ``Fehleinschätzungen". Es gibt eine wichtige Regel: In
Katastrophensituationen gehört der Kapitän auf Deck. Obschon
sich Kunze an sein Amt klammerte, musste er dann später doch noch
den Hut nehmen.
Fazit:
Wenn ein Politiker ins Fettnäpfchen tritt, ist dies für
die Medien ein gefundenes Fressen. Die Geschichte wird gelesen,
denn Schadenfreude fördert die Aufmerksamkeit. Wenngleich
seit je immer wieder viele in den Fettnapf getreten sind, kann jeder
Politiker dafür sorgen, dass er nicht in die negativen Schlagzeilen
gerät. Er darf einfach nicht schummeln oder lügen. Wer in der
Öffentlichkeit steht, sollte zudem selbstkritisch bleiben. Leider sind
viele Politiker beratungsresistent.