Es gibt Betrüger, die es immer wieder verstehen, Leuten mit einfachen
Mitteln Geld aus der Tasche zu ziehen. Es gibt leider viele aktuelle
Vorkommnisse, die zeigen, dass Betrüger gute Psychologen sind. Sie
wissen, wie ihre Opfer ticken. Die Maschen sind stets ähnlich und
bekannt. Trotzdem agieren die Gauner immer wieder erfolgreich. Denken
wir an die Masche mit falschen Polizisten, mit dem Enkeltrick, mit
der Liebeslüge (online Partnerbörse) oder den Phishing-Mails
(Absender tarnen sich täuschend echt als #Amazon", "Netflix" oder
"Post"). Die Betrüger verlangen hier innerhalb von 24 Stunden die
Kreditkartenangaben, um sie zu aktualisieren. In Schaffhausen spielte
sich nun folgende konkrete Geschichte ab:
Ein Schaffhauser Künstler wurde von zwei angeblichen
Kunstexpertinnen, die Galerien und Ausstellungen betreuen,
überraschend kontaktiert. Da ihm ihr Angebot zweifelhaft vorkam,
wollte er meine Einschätzung zu diesem Angebot erfahren und sandte
mir das folgende Mail. Ich erhielt grünes Licht, den Vorfall
anonymisiert zu publizieren :
Zwei berühmte Kunstexpertinnen vom European Culture Center sind
am Dienstag extra aus London angereist, um mich zu treffen. Sie haben
vor, eine Ausstellung mit meinen Werken und auch meinen Skulpturen zu
machen und mich an der nächsten Biennale von Venedig 2022 teilnehmen
zu lassen. Eine Ausstellung für 7 Monate mit einem Katalog. Sie
organisieren grosse Ausstellungen in der Saatchi Gallery in London. Eine
ist von Sotheby's, die andere von Christie's. Sie sind sehr begeistert
von meiner Arbeit. Sie werden heute morgen wieder hier sein. Ausserdem
bekäme ich die Unterstützung einer Prinzessin von Oman und
eines Freundes, der ein Pariser Sammler ist."
Die sogenannten Expertinnen setzten den Künstler unter Zeitdruck,
indem sie schrieben, sie könnten
ihn noch an diesem Tag vor ihrer Abreise für 30 Minuten zu einem
Gespräch treffen, damit sie eine Ausstellung
in die Wege leiten können.
|
Es wurde ein Treffen in Schaffhausen vereinbart. Als
Sofortmassnahme riet ich dem Künstler, auf keinen Fall ein Papier zu
unterschreiben oder eine Vorauszahlung zu akzeptieren. Wir erarbeiten
mit ihm noch kurz vor dem Gespärch einen Fragekatalog . Mein
Rat: Fragen statt sagen! Nichts zu unterschreiben. Hart nachfragen:
#Kostet mich die Ausstellung etwas? Können Sie mit noch alle
genauen Koordinaten bekannt geben?" (Namen, Adressen, Telephon
Nummer usw). Da ich als Kommunikationsberater kein Kunstexperte bin,
mailte ich das verlockende Angebot vor dem Treffen einem renommierten
Kunstsachverständigen, der grosse Erfahrung hat mit Ausstellungen
und Betrügern, die für Geld mit gefälschten
Visitenkarten und unter falschen Namen erschleichen. Der Experte
recherchierte und erkannte, dass es sich bei den russischen Frauen
um raffinierte, fragwürdige Personen handelt. Auch er empfahl
dem Künstler, auf keinen Fall etwas zu zahlen! Zuviel war bei
der Geschichte unklar. Nach dem Experten handelt es sich beim Angebot
mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein Netz für den Fang von Naiven.
Er informierte den Künstler zudem, dass strafrechtlich gegen die
Bauernfänger nichts zu machen ist. Versprechungen sind nicht
strafbar und der Drang nach Anerkennung ist nicht nur in der Welt
der Künstler weit verbreitet. Bei praktisch allen renommierten
Künstlern geht der mühsame Weg zur Anerkennung (Werke finden
Käufer) über Galeristen, die die sehr hohen Kosten an wichtigen
Messen übernehmen. Bei einem Verkauf erhält der Galerist ca. 30
- 40 Prozent des Verkaufspreises. Eine Messe kostet locker ca. 50 bis
80'000.- Franken. Nun gibt es aber Schlaumeier, die den tausenden von
malenden Hausfrauen und Möchtegernkünstlern das Blaue vom
Himmel versprechen. Die Beträge, die in diesem Fall auf einem
"Fötzelipapier" notiert wurden, sind oft höher. Da wird mit
grossen Namen wie Sotheby's und Christie's und Prinzessinnen hausiert,
wobei das nur grossartig tönt, Sotheby's und Christie's sind
Auktionshäuser. Die Prinzessinnen sind falsch ... Die Saatchi
Gallery verkauft Objekte im Bereich von 100 Millionen ! Wenn diese
"Damen" vielleicht mal ins Schaufenster geschaut haben, sind sie
dann persönliche Freunde von Mr. Saatchi.
Als Lockvogel ist
die Biennale von Venedig natürlich einladend, nur sollte man
sich erkundigen. Die Biennale gibt es seit 1920 und sie wird von
den Staaten (ohne die kommunistischen) bestückt und dauert
7 Monate. Es ist aber keine Verkaufsausstellung. Diese "Damen",
die im Auftrag internationaler Betrüger Leute "glustig" machen,
mieten nur ein Gebäude in der Nähe der Biennale und machen
Versprechungen. Der
echte Experte schilderte dem Schaffhauser Künstler eine wahre
Geschichte, die 30 Jahre zurück liegt: An der TEFAF in Maastricht
(die mit Abstand wichtigste Kunstmesse) hat einer der bekanntesten
Kunsthändler aus Deutschland Werke von Dürer, Michelangelo,
Leonardo Vinci etc. ausgestellt, seltenste Originale versteht sich.
Eine Gruppe von eleganten Libanesen, mit Bodyguards haben während
2 Tagen die wichtigsten Zeichnungen begutachtet und reserviert. Es
handelte sich um einen Betrag von 12 Millionen. Die Libanesen haben
sich als italienische Adlige ausgegeben, selbstverständlich
mit handgestochenen Luxusvisitenkarten. Die Bedingung war, dass die
ausgesuchten Objekte an einen Palazzo in Venedig geliefert werden, mit
Einladung an den Besitzer mit Ehefrau für 3 Tage Luxus in Venedig.
Die Lieferung fand statt, und die deutschen Kunsthändler wurden sehr
verwöhnt, Opernbesuch feinstes Essen bei Cipriani und so weiter.
Am 3. Tag wurde dem Händler mitgeteilt, dass Verkauf und die
vereinbarte Summe perfekt sei, es würde aber am nächsten Tag,
der Doyen der Familie noch extra aus Rom einfliegen, weil er beim Ritual
der Übernahme dabei sein möchte..... Am nächsten Tag kam
der Händler mit grosser Freude wie abgemacht in den Palazzo, und,
der Palazzo war verwest, nur ein Hauswart, aber keine Kunstliebhaber und
vor allem, kein einziges der musealen Gemälde. Der Palazzo wurde
von den eleganten mit falschen Adressen hausierenden "Kunstliebhabern"
gemietet und in der Nacht ausgeräumt. Bis heute ist keines der
seltenen Objekten wieder aufgetaucht. Die libanesische Mafia hat mit
diesen perfekten Schauspielern wohl im Auftrag eines verrückten
Sammlers gehandelt..... Die Versicherung hat nichts bezahlt, weil
es kein Einbruch war und Leichtsinnigkeit nicht versichert wird.
Diese Geschichte war über Jahre das Gespräch im Kunsthandel,
und ist tatsächlich passiert.
|
Wer Kunsthandel hört, denkt meist, man würde bei diesen
Geschäften locker und schnell einen Haufen Geld verdienen. Der
Job ist knochenhart und um in den Olymp des gehobenen Handelverkaufs
zu kommen, braucht es einige Jahre und sehr viel Herzblut.
Diese konkrete Einschätzung des Experten überzeugten letztlich
den Künstler. Er ging den Damen nicht auf den Leim.
Er lehnte es ab, 30'000 Fr. in das verlockende Projekt zu investieren und
Sponsoren aufzutreiben.
Die Geschichte zeigt einmal mehr, wie Betrüger zu Geld zu kommen
versuchen. Es lohnt sich immer, Lockangebote zu hinterfragen und mit
Zahlungen zurückhaltend zu sein.