Es ist interessant, wie sich im letzten Jahr ein Fragwürdiges Ritual um Zahlen eingespielt
hat. Nicht nur in der Schweiz. Es geht weiter. Weil die Fallzahlen in den USA zurückgehen,
werden nun globale weltweite Corona Zahlen wie
diese auf
die Frontseiten gesetzt. Es scheint, dass es in erster Linie darum geht, dass die Menschen Angst
haben. Auf
20 Min wurde das fragwürdiges Zahlenritual nun endlich kritisiert, und zwar vom
Ex-BAG Krisenmanager Daniel Koch:
Das "sich-an-Zahlen-Klammern" sei für ein solch komplexes Gebilde
wie eine Pandemie völlig falsch und ein Quatsch, sagt Koch im Podcast
Unplugged der Schweizer Livecom-Branche. Als ausschlaggebend bewertet er
das Verhalten der Menschen und nicht die Zu- oder Abnahme der Fälle.
Zahlen machten zu viel Angst
"Es gibt immer noch viele Leute, die sich stark von den Zahlen
beeindrucken lassen und deshalb zu viel Angst haben", führt Koch
gegenüber 20 Minuten aus. Nähmen die gemeldeten Fallzahlen etwa
zu, befürchteten viele gleich eine schlimme Entwicklung. "Das ist
für die Psyche der Bevölkerung in der Pandemie nicht gut." Sein
Appell lautet deshalb: "Lasst euch von den Zahlen nicht beeindrucken."
Die Fallzahlen vermitteln laut Koch ein wichtiges, aber nur grobes Bild
der Pandemie. "Wie viele Leute sich nicht testen lassen, sagen sie nicht
aus." Die Zahlen der Hospitalisationen hinkten zudem hinterher. Bei den
Todeszahlen wiederum sei unklar, ob die Opfer an oder mit Covid verstorben
seien. "Den einzigen verlässlichen und international vergleichbaren
Wert über die Lage liefern die Zahlen zur Übersterblichkeit,
die aber erst nach einem gewissen Zeitraum bekannt gegeben werden
können." Einbezug der negativ Getesteten
In Deutschland sorgten die Fallzahlen bereits für Diskussionen. Im
März forderte ein bayrischer Mathematikstudent für eine
objektive Bewertung der Inzidenz den Einbezug der negativ Getesteten
in die Gesamtzahl. In einem weit zirkulierenden Video führte er am
Beispiel des Berchtesgadener Landes vor, wie der Inzidenzwert damit von
89 auf 29 sank.
(...)
Das BAG kommentiert die Kritik auf Anfrage nicht. Bekannt ist, dass der
Bundesrat in der Stabilisierungsphase des Drei-Phasen-Modells im Vergleich
zur Schutzphase höhere Fallzahlen zulässt. Unverändert
bleiben jedoch die Richtwerte für den R-Wert, die Auslastung der
Intensivstationen und die Hospitalisierungen (siehe Box).