Nach der Wahlschlappe der CDU positioniert sich Markus Söder am
Montag neu. Man kann die Rede von Söder als "Erste Rede vor seiner
Kandidatur" sehen. Söder spürt offensichtlich den Druck,
der auf ihm lastet. Jedes Wort, jeder Blick, jedes veränderte
Verhalten zählt. Jede Kleinigkeit, jedes Räuspern auch die
kürzeren Pausen und das damit verbundene hörbare Einatmen sagt
etwas aus. Im Gegensatz zu seinen anderen Reden mangelt jetzt der direkte
Augenkontakt. Die Spannung wirkt sich nonverbal aus. Söder muss sich
als Erlöser der CDU präsentieren, der weiss, was es nach der
Wahlschlappe zu tun gilt. Söders gelingt es, bei seinem Auftritt,
konkrete Sofortmassnahmen sauber strukturiert aufzulisten.
Wir müssen die begangenen Fehler abstellen. "Wir dürfen sie
nicht aussitzen, sondern es geht um Veränderungen!"
Die Impfgeschwindigkeit ist zu erhöhen. Wir dürfen keine
Zeit vertrödeln.
Die Zulassung der weiteren Impfstoffe gilt es zu beschleunigen.
Die Coronakrise gilt es nun bis zum Ende sauber zu managen.
Die Union braucht neue Perspektiven. Es kommt darauf an, wie wir uns
künftig neu aufstellen.
Wenngleich Söder Einheit markiert, lässt er am Horizont
hinter den dunklen Wolken der CDU das helle BLAU/WEISS von Bayern (CSU)
geschickt aufleuchten.
Die Rede wirkt wie ein Weckruf. Für Söder wird der Wahlkampf
nicht im "Schlafwagen" gewonnen.
Mit dem Schlüsselwort "Schlafwagen" koppelt er implizit mit dem
bisherigen Kanzleranwärter. Unterschwellig sagt er damit, Laschet
ist schläfrig, zögerlich.
Auch mit der Aussage, Personell muss die Partei neu aufgestellt werden,
bringt sich Söder indirekt ins Spiel.
BR:
CSU-Chef Markus Söder sieht Fehler im
Corona-Krisenmanagement als Mitursache für die Wahlpleiten der
CDU in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Es habe hier zuletzt
einige Lücken gegeben, sagte Söder vor einer Videokonferenz
des CSU-Vorstands.
Die Skepsis der Wähler gegenüber dem Corona-Krisenmanagement
sei entscheidend für das schwache Abschneiden der CDU gewesen,
erklärte Söder. Als Beispiel nannte er Unzulänglichkeiten
bei der Corona-Warn-App, bei der Auszahlung der Wirtschaftshilfen,
beim Thema Corona-Tests und im Bereich der Impfungen.
"Die Wahlen gestern waren ein schwerer Schlag in das Herz der Union", so Söder. Besonders
die Niederlage im ehemaligen CDU-Stammland Baden-Württemberg tue
ganz besonders weh. Dabei hätten neben der Corona-Thematik auch
Personen sicherlich eine wichtige Rolle gespielt - das sei bei den
Landtagswahlen so gewesen, aber "sicherlich dann auch im Bund".
Er sprach von einem "Weckruf" für die gesamte Union und der Sorge,
dass auch bei der Bundestagswahl am 26. September eine Regierung gegen
die Union möglich sei, sollte die Union nicht deutlich zulegen.
Wahl-Nachlese zentrales Thema für CSU-Vorstand Nach den schmerzhaften
Pleiten der CDU bei den ersten Wahlen des Jahres 2021 steht die
Sitzung des CSU-Vorstands im Zeichen der Fehleranalyse. Zwar hatte
sich bereits in den vergangenen Tagen und Wochen abgezeichnet, dass
sich die grosse Schwesterpartei der Christsozialen auf Stimmenverluste
einstellen müsse, dass sie aber so heftig kommen, hatten wohl nur
die grössten Pessimisten erwartet: In Baden-Württemberg und
in Rheinland-Pfalz fuhr die CDU historisch schlechte Ergebnisse ein.