Ein neuer Nachrichtendienst Skandal in der Schweiz:
nicht nur die Crypto AG, auch die Omnisec AG stellte manipulierte, also
knackbare Verschlüsselungsgeräte her. Unter anderem
könnte auch die UBS mit manipulierten Geräten ausgestattet
worden sein, zu einer Zeit, als die Bank wegen Bankgeheimnissen unter
Druck stand:
Die Dälliker Firma Omnisec AG war die grösste Konkurrentin
der Crypto AG, die im Februar als "Spionagefabrik" in die Schlagzeilen
geriet. Auch über die Omnisec AG gibt es seit Jahren Gerüchte
über einen mutmasslichen Einfluss von ausländischen
Geheimdiensten. Nie wurden diese jedoch konkret.
Jetzt bestätigen mehrere Quellen: Die Zürcher Firma
Omnisec AG war ebenfalls unter dem Einfluss von ausländischen
Geheimdiensten. Sie stellte Geräte her, die manipuliert waren. Im
Gegensatz zur Crypto AG, die der Schweiz sichere Geräte lieferte,
schien die Omnisec AG im Inland keine Skrupel zu haben. Schweizer
Bundesstellen und Grossbank betroffen
Das zeigt der Vorfall, der unter anderem Geräte der Reihe OC-500
betrifft. Diese waren bei mehreren Schweizer Bundesstellen, unter anderen
beim strategischen Nachrichtendienst (SND) und dem Inlandnachrichtendienst
(DAP) im Einsatz. Die Behörden bemerkten Mitte der 2000er-Jahre,
dass die Geräte unsicher waren.
Mehrere Quellen sagen gegenüber der "Rundschau": Nicht nur der Bund,
sondern auch mehrere Schweizer Firmen erhielten manipulierte Geräte
der Firma Omnisec AG. Auch die grösste Schweizer Bank, die UBS,
sei betroffen.
Offen bleibt, ob die Behörden Mitte der 2000er-Jahre die UBS
über die schwachen Geräte informiert haben. Die UBS schreibt
der "Rundschau": "Der von Ihnen recherchierte Sachverhalt reicht in die
Anfänge von UBS zurück. Wir kommentieren grundsätzlich
keine Details zu Sicherheitsvorkehrungen. Es liegen uns keine Hinweise
vor, dass damals sensitive Daten exponiert gewesen wären."
Die Behörden wollen sich nicht äussern
Der Zürcher FDP-Nationalrat und langjährige Banker
Hans-Peter Portmann bezeichnet dies als eine neue Dimension in der
Geheimdienstaffäre: "Da stellt sich die Frage der Inlandspionage." Er
fordert nun, dass geklärt werde, welche Bundesstellen Bescheid
gewusst hätten, ob die Wirtschaft gewarnt worden sei und welche
Rolle der Bundesrat gespielt habe.
Das Verteidigungsdepartement, der Nachrichtendienst des Bundes sowie der
Bundesrat wollten sich auf Anfrage nicht zu den Recherchen äussern.
Nicht bekannt ist, ob die parlamentarische Aufsicht über den
Nachrichtendienst, die Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel), den
Fall Omnisec AG untersucht. GPDel-Präsident Alfred Heer wollte dazu
nicht Stellung nehmen.
Er gehört zu den renommiertesten Kryptologen der Welt - und
war jahrzehntelang Berater der Omnisec AG: ETH-Professor Ueli Maurer
äussert sich an der "Rundschau"-Theke zu den Recherchen. Und er
gibt erstmals preis, dass der US-Nachrichtendienst NSA 1989 über
ihn Kontakt aufnahm mit der Omnisec AG.
Die Firma Omnisec AG löste sich, zeitgleich wie die Crypto AG,
vor zwei Jahren auf. Der letzte Inhaber der Omnisec AG, Clemens Kammer,
stellt gegenüber der "Rundschau" klar, "dass die Kunden der seit
längerer Zeit liquidierten Omnisec AG aus nachvollziehbaren
Gründen auf Sicherheit, Vertraulichkeit, Diskretion und
Zuverlässigkeit in den Geschäftsbeziehungen grössten Wert
legten und weiterhin legen."