Wer öffentlich Wäsche wäscht, kann zwar Aufmerksamkeit
generieren. Medien lieben solche Geschichten. Doch bringt dies
eine Partei nicht weiter. Wer nicht gelernt hat, Konflikte und
Auseinandersetzungen intern auszutragen und nach aussen mit einer Stimme
zu sprechen, wird bald erkennen, dass öffentlich ausgetragene
Meinungsverschiedenheiten jeder Institution langfristig schaden. Das
gilt bei allen Teams, Firmen, aber auch in der Partnerschaft.
Als Ombudsmann bei einer Mittelschule habe ich mit dem "Vier-Augenprinzip"
sehr gute Erfahrungen gemacht. Meinungsverschiedenheiten wurden immer
zuerst intern unter vier Augen ausgetragen - und zwar mündlich.
Die GLP hat jüngst gegen dieses Prinzip verstossen.
Martin Bämle,
der Gründer der Grünliberalen Partei, ist das
Ja seiner Partei zur Konzernverantwortungsinitiative
so sauer aufgestossen,
dass er einige Parteimitglieder anschrieb und ihnen seine Bedenken
schilderte. Die Kernbotschaft: "Ich verstehe meine Partei immer
weniger. Wir müssen zeigen, dass wir nicht einfach Grüne
sind." Bäumle rechnete nicht damit, dass seine kritische Gedanken an
die Öffentlichkeit gelangen. Nachdem seine Bedenken publik wurden,
kam es verständlicherweise zu einem Medienhype.
Auch bei der SVP, die früher nach aussen meist geschlossen mit
einer Stimme gesprochen hatte, musste in letzter Zeit immer wieder
mit prominenten Köpfen rechnen, die sich gegen die Parteiparolen
verlauten liessen (beispielsweise bei der Begrenzungsinitiative).
Die FDP wurde beim Rahmenabkommen am linken Fuss erwischt, als
sich Altbundesrat Schneider-Ammann kritisch gegen dieses Abkommen
öffentlich äusserte. Sein Votum sorgte - wie erwartet - in
den Medien für Aufsehen. Zum Ärger der Partei.
Werden Parteipräsidenten von Journalisten auf "Abweichler" oder
die Uneinigkeit in der Partei angesprochen, sind meist Antworten
zu hören, wie: "Wir sind eine Partei, die unterschiedliche
Meinungen erträgt", "Wir schätzen kritische Stimmen" oder
"In unserer Partei verteilen wir keine Maulkörbe". Die Bedeutung
der koordinierten Aussagen nach aussen, müsste den Verantwortlichen
immer wieder neu bewusst gemacht werden. Das hat weder mit Maulkorbpolitik
noch mit Zensur etwas zu tun. Eine Partei, die nach aussen geschlossen
auftritt und gleichsam mit einer Stimme spricht, überzeugt mehr
und wirkt verlässlicher, glaubwürdiger.
Interne Konflikte sind normal. Doch sollten sie nicht in der
Öffentlichkeit ausgetragen werden. Die Kommunikationsverantwortlichen
sind gefordert, diese Erkenntnisse durchzusetzen. Bewährte
Grundsätze: Es lohnt sich immer, Probleme zuerst unter vier
Augen - direkt und mündlich - zu bereinigen, statt in der
Öffentlichkeit, schriftlich und indirekt.