Rhetorik.ch

Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com
Aktuell Artikel Artikel Inhaltsverzeichnis Suche in Rhetorik.ch:

www.rhetorik.ch aktuell: (05. Sep, 2020)

Fragwuerdiges Fallzahlenritual

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Auf verschiedenen Kanälen werden bei Spartensendern im Radio täglich, bei den Nachrichten zur vollen Stunde laufend die Fallzahlen mantramässig verlesen. Hier ein Muster: In der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein gibt es laut dem BAG 40'060 laborbestätigte Covid-19-Fälle. Zuletzt kamen heute Montag 157 neu gemeldete Fälle dazu. 1721 Menschen sind im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.

Wiederholungen sind in der Werbung und bei allen Beeinflussungsprozessen ein wichtiges Manipulationswerkzeug. Das Bundesamt für Gesundheit könnte das ständige Einhämmern der aktuellen Zahlen damit begründen, dass der Ernst der Situation nur durch ständiges Wiederholen der Oeffentlichkeit bewusst gemacht werden kann. Durch die laufende Addition wird jedoch das Bild der Gefährlichkeit dermassen verstärkt, dass es Aengste und Unsicherheit auslösen kann. Erstaunlich, dass nicht andere Todesfälle ebenso penetrant gemeldet werden. Stellen wir uns vor, das Bundesamt für Verkehr würde beispielsweise jeden Tag folgenden Spot im Radio verlauten lassen:

Der Schweiz und im Fürstentum Lichtenstein gibt es laut BAV dieses Jahr gemeldete.. Verkehrsunfälle. Zuletzt kamen heute Montag .. neu gemeldete Fälle dazu. Es sind total. Menschen im Zusammenhang mit Unachtsamkeit im Verkehr gestorben. Auch hier wäre die Absicht einfach zu begründen. Die Oeffentlichkeit solle achtsamer werden bei der Benützung der eigenen Transportmittel. Es wäre auch denkbar, die Bevölkerung zu jeder vollen Stunde über die Summe an Krebstoten zu informieren, die im Zusammenhang mit Rauchen gestorben sind oder die Summe der Todesfälle wegen Alkoholmissbrauch.

Wenn sämtliche Interessengruppen jede Stunde die Summe aller Toten des laufenden Jahres zusammenzählen und melden (Aids, Drogen, Verbrechen, usw.), würde uns bewusst, wie fragwürdig eine derartige Informationspraxis ist. Das Fallzahlenritual des BAG verzerrt eigentlich das Bild der Gefährlichkeit des Virus. Die Bevölkerung hat keine Vergleichsmöglichkeiten. Wir wissen auch nicht, wie viele Erkrankte heute immun geworden sind, noch wie stark sie erkrankt sind. Ausserdem stimmen die Zahlen oft nicht, weil an Wochenenden Fälle von den Aemtern noch nicht erfasst sind. Die Bevölkerung mit dem Fallzahlenritual dauernd zu bombardieren, verkommt zu einer fragwürdigen Panikmache und kann als reine Propaganda empfunden werden.

Warum wird nicht auch darauf hingewiesen, dass die Zahlen zeigen, dass die Todesfälle von ``gefährdeten Personen" im Rahmen liegen? Wie auch sonst in Grippewellen, hat es eine Verschiebung der natürlichen Todesfälle gegeben. Im März sind viele an der neuen Grippe erkrankt und gestorben. Vorher und nachher sind es weniger. Die Daten vom Gesundamt für Statistik zeigen, dass am im März eine Häfung von Todesfälle hatte. kumultativ, wenn man die angrenzenden Mondate mitnimmt, ist das Jahr 2020 ziemlich normal.
Es ist ganz natürlich, dass während Grippewellen mehr Menschen sterben. Hier sind die Zahlen von den letzten 10 Yahren, wieder nach dem BFS. Ganz klar sind periodische Wellen zu sehen, wo mehr Leute sterben. Das ist ein Grundgesetz, das wohl erst gebrochen werden wird, wenn wir Viren vollständig kontrollieren können.

Man muss aber sagen, dass obwohl die Medien immer noch heizen, die Reaktionen kühler bleiben als während den Panikwochen. Lustig, dass heute immer die Fallzahlen aufgezählt werden. Wie bei der Grippe, werden die Fallzahlen wohl nie verschwinden.

NZZ 4. September
Am Freitag (4. 9.) hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erstmals seit Mitte April wieder über 400 neue Corona-Fälle an einem Tag gemeldet. Insgesamt beläuft sich die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden auf 405. Stefan Kuster vom BAG zeigte sich trotzdem nicht beunruhigt von der Entwicklung. Die Reproduktionszahl liege knapp unter 1, sagte der Leiter übertragbare Krankheiten im Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag vor den Medien in Bern. Damit finde kein exponentielles Wachstum statt. Auch bei den Hospitalisationen und Todesfällen sei die Lage stabil. Die Anstrengung von Bevölkerung und Kantonen trage Früchte, sagte Kuster. Das BAG bereite zudem eine neue Teststrategie vor, die vom Auftauchen der ersten Symptome bis zum Testen und dem raschen Verarbeiten der Daten reicht. Sie sieht vor, dass man innerhalb von 24 Stunden wissen soll, ob man das Coronavirus hat.
Watson
Obwohl die Fallzahlen seit Mitte Juli wieder ansteigen, ist die aktuelle Situation nicht mit jener im März zu vergleichen. Konkreter gesagt: Am 12. August meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rund 274 Neuinfektionen. Diese Zahl liegt aber immer noch viel tiefer als noch am 27. März, als die Schweiz an einem Tag 1303 Neuinfektionen verzeichnete. Ein Grund für den Shutdown im März war die begrenzte Anzahl an Intensivpflegeplätzen in den Schweizer Spitälern. Der Bundesrat wollte die exponentielle Verbreitung des Virus so schnell wie möglich eindämmen, um zu verhindern, dass die gesundheitliche Versorgung nicht mehr gewährleistet werden kann. Die aktuelle Situation in den Spitälern ist jedoch entspannt. Im Gegensatz zur Entwicklung der Fallzahlen blieb die Zahl der Hospitalisierungen relativ konstant (siehe auch Punkt 5). Das lässt sich wie folgt erklären: Gemäss BAG wurden zu Beginn der Epidemie vorwiegend ältere Menschen positiv auf Covid-19 getestet. Über die letzten Wochen infizierten sich zunehmend mehr Personen unter 40 Jahren. Bei einem Grossteil der jüngeren Menschen verläuft das Virus milde, wodurch sie nicht auf ärztliche Betreuung angewiesen sind.

Rhetorik.ch 1998-2020 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com