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www.rhetorik.ch aktuell: (08. Aug, 2020)

Zum Zickzackkurs des BAG

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Persoenlich Blog:
Bis anhin war es das Bundesamt für Gesundheit (BAG), das mit widersprüchlichen Informationen ihre gute Kommunikation während der ersten Phase zunichte gemacht hat. In einem Blogbeitrag auf persoenlich.com schilderte ich, weshalb widersprüchliche Informationen das Kommunikationsklima vergiften und vor allem in Krisenzeiten ein No-Go sind. Nach dem Zickzackkurs und den widersprüchlichen Aussagen bis hin zu den Fehlinformationen über die Ansteckungsorte gibt es nun auch noch widersprüchliche Aussagen zwischen dem Amt für Bevölkerungsschutz (Babs) und dem BAG. Im monatlichen Monitoring kommt das Babs zu einer überraschenden Schlussfolgerung. Ich zitiere aus dem Blick: "Die Maskenpflicht im ÖV und die Quarantäne für Reisende aus Risikoländern scheinen #keinen oder nur einen kleinen# Effekt auf die Corona-Fallzahlen zu haben." Sollen nun die einzigen Verschärfungen wirkungslos sein? Das BAG will von dieser Wirkungslosigkeit nichts wissen. Die Wissenschafts-Taskforce des Bundes hat übrigens erst vor wenigen Tagen einen Bericht veröffentlicht, laut dem die richtige Kommunikation in den kommenden Wochen eine extrem wichtige Rolle spielen werde. Ob die Beamten diesen Bericht nicht gelesen haben? Jedenfalls haben die Verantwortlichen aus der Pannenserie nichts gelernt. Nach der grossen Verwirrung mit den falschen Zahlen waren sich alle Experten einig, dass Zickzack-Rhetorik in Krisensituationen das Vertrauen in der Bevölkerung untergräbt. Für mich war der Bock mit den falschen Daten nur einer in einer langen Serie von Kommunikationspannen: Das Vertrauen in das BAG wurde als Institution beschädigt. Das ist gravierend, weil erwiesen ist, dass Widersprüche zu einem Vertrauensverlust führen. Dies ist gravierend, weil die Leute die Ansagen und Massnahmen aus dem Bundesamt nicht mehr ernst nehmen. Und in einer Pandemie ist das besonders gefährlich. Dies kann unmittelbar Auswirkungen auf die Ansteckungen haben. Es war zwar richtig, dass Alain Berset am Dienstag Stellung zur schlimmsten Panne genommen hat - leider zu spät: Ein Sorry allein reicht in einem solchen Fall nicht. Berset müsste konkret aufzeigen, was er unternimmt, damit sich die gleichen Fehler nicht wiederholen. Die Reputation einer Institution ist viel schneller beschädigt, als wiederhergestellt. Fazit: Überall wo gearbeitet wird, kann es Fehler geben. Wenn es aber immer derselbe ist und es sogar zwischen Bundesämtern widersprüchliche Aussagen gibt, stimmt etwas nicht. Damit ist heute der Bund gefordert.

Zick-zackkommunikation ist Gift

Eine Hand reicht schon lange nicht mehr, um die Pannen des Bundes in der Corona-Krise abzuzählen. Vom Zickzack-Kurs bei den Masken über widersprüchliche Lockerungsschritte bis hin zu Fehlinformationen über die Ansteckungsorte - es vergeht kaum eine Woche, in der der Bund nicht für Corona-Verwirrung sorgt.
Da macht das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs) keine Ausnahme. Das Amt erstellt im Auftrag des Bundesrats monatliche Monitoring-Berichte zur Corona-Krise. Im Juli kommt das Babs zu einer überraschenden Schlussfolgerung: Die Maskenpflicht im ÖV und die Quarantäne für Reisende aus Risikoländern scheinen "keinen oder nur einen kleinen" Effekt auf die Corona-Fallzahlen zu haben.
Antworten bleibt das Amt schuldig Wie bitte? Ausgerechnet die beiden einzigen Verschärfungen seit dem Ende des Lockdowns könnten wirkungslos sein? So steht es immerhin in einem Bericht, der laut Eigendeklaration dem Bundesrat als Entscheidungsgrundlage dient. BLICK fragte beim Babs nach. Doch das Amt will auf inhaltliche Fragen keine Stellung nehmen. Es sei am Bundesamt für Gesundheit (BAG), die Daten zu interpretieren, heisst es bei den Beamten am Berner Guisanplatz.
Das BAG wiederum will von der Schlussfolgerung, dass Masken und Quarantäne nichts bewirken würden, nichts wissen. Und das, obwohl es gemeinsam mit den Kantonen ebenfalls am Babs-Monitoring beteiligt ist. Es sagt nur so viel: Der Bericht decke den Zeitraum vom 4. bis zum 29. Juli ab - ein zu kurzer Zeitraum, um verlässliche Schlüsse zu ziehen. Eindämmungsmassnahmen bräuchten zwei bis drei Wochen, bis sie Wirkung zeigten, so BAG-Sprecher Grégoire Gogniat zu BLICK. "Es kann daher nicht davon ausgegangen werden, dass in dieser Zeit ein deutlicher Einfluss auf die Fallzahlen sichtbar würde."
Auch im Monitoring-Bericht wird die kurze Zeitspanne hervorgehoben - zusammen mit dem Hinweis, dass kantonale Massnahmen einen gesamtschweizerischen Überblick schwierig machen. Dennoch scheut sich das Amt nicht vor der klaren Schlussfolgerung: "Allerhöchstens" habe die Verstärkung der Schutzmassnahmen den Anstieg leicht verringert - oder gar keinen ersichtlichen Einfluss gehabt.
Zankäpfel Masken und Quarantäne Zum Thema Maskenpflicht sagt das BAG, dass ein kausaler Beweis schwierig sei, da es keine Vergleichszahlen gebe. Auch habe die Mobilität wieder das Niveau von Januar und Februar erreicht - also wie zu Vor-Corona-Zeiten. Abstand halten im Zug und Bus sei damit schwieriger. "Ohne Maskenpflicht müsste deshalb von einem noch stärkeren Anstieg der Fallzahlen ausgegangen werden", so Gogniat.
Auch der Quarantäne-Effekt wird vom Babs in Zweifel gezogen. Immerhin, findet aber BAG-Sprecher Gogniat, seien "gewisse" Reiserückkehrer während der Quarantänezeit positiv getestet worden. "So konnten potenzielle Infektionsketten verhindert werden."
Ansteckungsorte kennt niemand Ein weiterer Widerspruch tut sich beim höchst umstrittenen Thema Ansteckungsorte auf: Im Babs-Bericht steht, dass der starke Anstieg der Neuinfektionen durch Veranstaltungen mit vielen Personen verursacht werde - explizit genannt werden Discos und Bars sowie Schul- und Kindergartenveranstaltungen.
Das BAG war just in dieser Frage aber Anfang Woche zurückgekrebst. Bund und Kantone mussten zugeben, dass sie in den meisten Fällen nicht wissen, wo sich die Menschen anstecken. Auch das Babs weist darauf hin, dass die Zahlengrundlage dünn ist. Was es aber nicht davon abhielt, grosszügig zu interpretieren.
Die Wissenschafts-Taskforce des Bundes hat erst vor wenigen Tagen einen Bericht veröffentlicht, laut dem die richtige Kommunikation in den kommenden Wochen eine extrem wichtige Rolle spielen werde. Vielleicht sollten die Beamten diesen Bericht mal lesen.
Ich hatte schon vor Wochen auf die Auswirkung widersprüchlicher Informationen in Krisensituationen hingewiesen.
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