Persoenlich Blog:
Bis anhin war es das Bundesamt für Gesundheit (BAG), das
mit widersprüchlichen Informationen ihre gute Kommunikation
während der ersten Phase zunichte gemacht hat. In einem Blogbeitrag
auf persoenlich.com schilderte ich, weshalb widersprüchliche
Informationen das Kommunikationsklima vergiften und vor allem in
Krisenzeiten ein No-Go sind.
Nach dem Zickzackkurs und den widersprüchlichen Aussagen bis hin
zu den Fehlinformationen über die Ansteckungsorte gibt es nun
auch noch widersprüchliche Aussagen zwischen dem Amt für
Bevölkerungsschutz (Babs) und dem BAG. Im monatlichen Monitoring
kommt das Babs zu einer überraschenden Schlussfolgerung. Ich zitiere
aus dem Blick: "Die Maskenpflicht im ÖV und die Quarantäne
für Reisende aus Risikoländern scheinen #keinen oder nur einen
kleinen# Effekt auf die Corona-Fallzahlen zu haben." Sollen nun die
einzigen Verschärfungen wirkungslos sein? Das BAG will von dieser
Wirkungslosigkeit nichts wissen.
Die Wissenschafts-Taskforce des Bundes hat übrigens erst vor
wenigen Tagen einen Bericht veröffentlicht, laut dem die richtige
Kommunikation in den kommenden Wochen eine extrem wichtige Rolle spielen
werde. Ob die Beamten diesen Bericht nicht gelesen haben? Jedenfalls
haben die Verantwortlichen aus der Pannenserie nichts gelernt. Nach
der grossen Verwirrung mit den falschen Zahlen waren sich alle Experten
einig, dass Zickzack-Rhetorik in Krisensituationen das Vertrauen in der
Bevölkerung untergräbt.
Für mich war der Bock mit den falschen Daten nur einer in einer
langen Serie von Kommunikationspannen: Das Vertrauen in das BAG wurde
als Institution beschädigt. Das ist gravierend, weil erwiesen ist,
dass Widersprüche zu einem Vertrauensverlust führen. Dies
ist gravierend, weil die Leute die Ansagen und Massnahmen aus dem
Bundesamt nicht mehr ernst nehmen. Und in einer Pandemie ist das besonders
gefährlich. Dies kann unmittelbar Auswirkungen auf die Ansteckungen
haben. Es war zwar richtig, dass Alain Berset am Dienstag Stellung zur
schlimmsten Panne genommen hat - leider zu spät: Ein Sorry allein
reicht in einem solchen Fall nicht. Berset müsste konkret aufzeigen,
was er unternimmt, damit sich die gleichen Fehler nicht wiederholen. Die
Reputation einer Institution ist viel schneller beschädigt, als
wiederhergestellt.
Fazit: Überall wo gearbeitet wird, kann es Fehler geben. Wenn
es aber immer derselbe ist und es sogar zwischen Bundesämtern
widersprüchliche Aussagen gibt, stimmt etwas nicht. Damit ist heute
der Bund gefordert.
Zick-zackkommunikation ist Gift
Eine Hand reicht schon lange nicht mehr, um die Pannen des Bundes in der
Corona-Krise abzuzählen. Vom Zickzack-Kurs bei den Masken über
widersprüchliche Lockerungsschritte bis hin zu Fehlinformationen
über die Ansteckungsorte - es vergeht kaum eine Woche, in der der
Bund nicht für Corona-Verwirrung sorgt.
Da macht das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs)
keine Ausnahme. Das Amt erstellt im Auftrag des Bundesrats monatliche
Monitoring-Berichte zur Corona-Krise. Im Juli kommt das Babs zu einer
überraschenden Schlussfolgerung: Die Maskenpflicht im ÖV und
die Quarantäne für Reisende aus Risikoländern scheinen
"keinen oder nur einen kleinen" Effekt auf die Corona-Fallzahlen zu haben.
Antworten bleibt das Amt schuldig Wie bitte? Ausgerechnet die beiden
einzigen Verschärfungen seit dem Ende des Lockdowns könnten
wirkungslos sein? So steht es immerhin in einem Bericht, der laut
Eigendeklaration dem Bundesrat als Entscheidungsgrundlage dient. BLICK
fragte beim Babs nach. Doch das Amt will auf inhaltliche Fragen keine
Stellung nehmen. Es sei am Bundesamt für Gesundheit (BAG), die
Daten zu interpretieren, heisst es bei den Beamten am Berner Guisanplatz.
Das BAG wiederum will von der Schlussfolgerung, dass Masken und
Quarantäne nichts bewirken würden, nichts wissen. Und das,
obwohl es gemeinsam mit den Kantonen ebenfalls am Babs-Monitoring
beteiligt ist. Es sagt nur so viel: Der Bericht decke den Zeitraum vom
4. bis zum 29. Juli ab - ein zu kurzer Zeitraum, um verlässliche
Schlüsse zu ziehen. Eindämmungsmassnahmen bräuchten zwei
bis drei Wochen, bis sie Wirkung zeigten, so BAG-Sprecher Grégoire
Gogniat zu BLICK. "Es kann daher nicht davon ausgegangen werden, dass
in dieser Zeit ein deutlicher Einfluss auf die Fallzahlen sichtbar
würde."
Auch im Monitoring-Bericht wird die kurze Zeitspanne hervorgehoben
- zusammen mit dem Hinweis, dass kantonale Massnahmen einen
gesamtschweizerischen Überblick schwierig machen. Dennoch scheut sich
das Amt nicht vor der klaren Schlussfolgerung: "Allerhöchstens" habe
die Verstärkung der Schutzmassnahmen den Anstieg leicht verringert -
oder gar keinen ersichtlichen Einfluss gehabt.
Zankäpfel Masken und Quarantäne Zum Thema Maskenpflicht sagt das
BAG, dass ein kausaler Beweis schwierig sei, da es keine Vergleichszahlen
gebe. Auch habe die Mobilität wieder das Niveau von Januar und
Februar erreicht - also wie zu Vor-Corona-Zeiten. Abstand halten im Zug
und Bus sei damit schwieriger. "Ohne Maskenpflicht müsste deshalb
von einem noch stärkeren Anstieg der Fallzahlen ausgegangen werden",
so Gogniat.
Auch der Quarantäne-Effekt wird vom Babs in Zweifel
gezogen. Immerhin, findet aber BAG-Sprecher Gogniat, seien "gewisse"
Reiserückkehrer während der Quarantänezeit positiv getestet
worden. "So konnten potenzielle Infektionsketten verhindert werden."
Ansteckungsorte kennt niemand Ein weiterer Widerspruch tut sich beim
höchst umstrittenen Thema Ansteckungsorte auf: Im Babs-Bericht
steht, dass der starke Anstieg der Neuinfektionen durch Veranstaltungen
mit vielen Personen verursacht werde - explizit genannt werden Discos
und Bars sowie Schul- und Kindergartenveranstaltungen.
Das BAG war just in dieser Frage aber Anfang Woche
zurückgekrebst. Bund und Kantone mussten zugeben, dass sie in den
meisten Fällen nicht wissen, wo sich die Menschen anstecken. Auch
das Babs weist darauf hin, dass die Zahlengrundlage dünn ist. Was
es aber nicht davon abhielt, grosszügig zu interpretieren.
Die Wissenschafts-Taskforce des Bundes hat erst vor wenigen Tagen einen
Bericht veröffentlicht, laut dem die richtige Kommunikation in den
kommenden Wochen eine extrem wichtige Rolle spielen werde. Vielleicht
sollten die Beamten diesen Bericht mal lesen.
Ich hatte schon vor Wochen auf die Auswirkung widersprüchlicher
Informationen in Krisensituationen hingewiesen.