Die SRF ist eine der wenigen Nachrichtenquellen, die sich nicht in
Panikschlagzeilen verhaspeln. Das Corona Virus verhält sich wie
erwartet. Natürlich, gibt es wie bei der Grippe eine langsame Immunisierung
der Bevölkerung. Eine Verbreitung kann aber bei Atemwegserkrankungen die auf Viren
basiert sind, kaum verhindert werden. Die Verbreitung hat auch positive Aspekte,
denn dann wächst auch die Anzahl schon immunisierter Personen. Da bis zu einer Impfung
noch mindestens ein Jahr gewartet werden muss (optimistischste Voraussagen) und
auch die Grippe-Impfung nur zu 40 Prozent wirksam ist, relativiert eine grosse Zahl von
Infizierte auch die Gefahr. Gut auch, dass man die Übersterblichkeit
betrachtet. Es zeigt ganz klar, dass dieses Jahr vergleichbar mit anderen Jahren ist.
Es gab einen Peak (vielleicht ein bisschen höher als in anderen Jahren).
Die Fläche unter den Kurven (die totale Anzahl der Übersterblichkeit im
Zeitraum) sind aber vergleichbar. Es zeigt, dass wir nicht in einer gefährlicheren
Zeit leben als in anderen Jahren.
Übersterblichkeit:
Quelle: BAG / Stat. Amt Kt. ZH / Kantone, Stand der Daten: 17.07.
Um Infizierte zu finden, muss man testen. Die verfügbaren Daten
zu den Tests zeigen: Die kantonalen Behörden liessen über
Monate ein konstantes Test-Regime laufen, mit durchschnittlich mehr als
5'000 Tests an Wochentagen. Seit Mitte Juni wurde diese Zahl nochmals
hochgeschraubt.
Trotzdem bleibt der Anteil der positiven Test an allen
durchgeführten Test, die sogenannte Positivrate, weiterhin tief. Das
gibt einen Hinweis darauf, dass die gemeldeten Neuinfektionen ein gutes
Abbild der Lage abgeben.
Wie viele Personen ein Infizierter im Schnitt tatsächlich
angesteckt hat, zeigt der Reproduktionswert R. Forscherinnen und Forscher
der ETH berechnen diesen Wert mit einer Verzögerung von zehn Tagen,
Link öffnet in einem neuen Fenster. Ist der Wert über 1,
bedeutet das eine exponentielle Zunahme an Fällen. Der R-Wert
vom 7. Juli steht bei 0.99 (0.88 - 1.11). Das bedeutet, dass hundert
Neuinfizierte im Schnitt 99 Personen anstecken. Aber weil nachweislich
viele Neuinfizierte keine weiteren Personen anstecken - weil sie sich an
die Abstands- und Hygieneregeln halten - überträgt sich Covid-19
in der Schweiz zurzeit vor allem durch sogenannte Superspreading-Events:
Ein Einzelner steckt viele an.
Wenn die Neuansteckungen exponentiell zunehmen, nehmen rund zwei bis
drei Wochen später auch die Hospitalisierungen zu. Im Moment ist
die Situation auf tiefem Niveau stabil.
# Ein guter Kennwert für das Ende einer Welle ist die Abnahme
von täglich gemeldeten Todesfällen im Zusammenhang mit
Covid-19. Weil das BAG hier eine engere Definition führt als gewisse
Kantone, werden hier die Zahlen der Kantone verwendet. Gemäss mehrer
Kantonsärzte bilden diese die aktuelle Lage besser ab.
# Die Lage in den Kantonen In welchen Kantonen nehmen die Neuinfektionen
gerade zu - und wie schlimm ist die Situation dort? Um diese Fragen
zu beantworten, macht es Sinn, sich folgende Werte anzuschauen: Der
7-Tage-Schnitt zeigt, wie viele Neuinfektionen die letzten sieben
Tage durchschnittlich pro Tag gemeldet wurden. Weil grössere
Kantone oft mehr Neuinfektionen verzeichnen, lohnt sich der Blick auf
den 7-Tage-Schnitt pro 100'000 Einwohner (rot eingefärbt). Dieser
zeigt die Situation relativ zur Bevölkerung. Ob die Zahl zu- oder
abnimmt zeigt die Entwicklung zur # Vorwoche. Klicken Sie auf Details,
um noch mehr Zahlen zum jeweiligen Kanton zu sehen.
Eine bessere Möglichkeit, das Ausmass der Coronakrise zu erfassen,
ist der Blick auf die Übersterblichkeit. Dabei werden alle
Verstorbenen eines gewissen Zeitraumes gezählt - egal, woran
sie gestorben sind - und mit dem Durchschnitt der vergangenen Jahre
verglichen. Sterben zum Beispiel während einer Woche deutlich
mehr Menschen als in denselben Wochen in den Jahren zuvor, spricht
man von Übersterblichkeit. Wie die untenstehende Grafik zeigt,
zeichnet sich im Jahr 2020 für die Aprilwochen eine deutliche
Übersterblichkeit ab. Sie wird jeweils Dienstagabend erneuert.
Wöchentliche Todesfälle in der Schweiz Erwartete
TodesfälleStatistische Bandbreite 0 500 1'000 1'500 2'000 Feb
Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2015 2016 2017 2018 2019
2020 Die gestrichelte Linie ist der langjährige Durchschnitt
der vergangenen zehn Jahre. Das graue Band zeigt die untere und obere
Grenze der Todesfälle, die statistisch erwartet werden. Die Zahlen
für das Jahr 2020 sind provisorisch. Die Grafiken werden jeden
Dienstag aktualisiert. Quelle: Bundesamt für Statistik, Stand der
Daten: 05.07.
Eine Aufschlüsselung nach Kantonen zeigt, dass in den Aprilwochen
vor allem die Westschweiz und das Tessin überdurchschnittlich viele
Todesfälle zu verzeichnen hatten. Befragte Kantonsärzte gehen
davon aus, dass die meisten davon im Zusammenhang mit dem Coronavirus
stehen. Im Moment bewegen sich die Sterblichkeitsraten fast überall
wieder im statistisch erwartbaren Bereich - sprich: Im Rahmen einer
normalen Woche.