Rhetorik.ch

Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com
Aktuell Artikel Artikel Inhaltsverzeichnis Suche in Rhetorik.ch:

www.rhetorik.ch aktuell: (24. Mai, 2020)

Klipp und Klar zu Corona

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
In einem Video stellt ein Oberarzt ein paar Tatsachen klipp und klar dar:
Vier Tatsachen:
  1. Für die Überwiegende Mehrheit der Bevölkerung besteht keine Gefahr an dieser Krankheit zu sterben.
  2. Der Schutz der Risikogruppen verhindert Bettenknappheit auf Intensivstationen.
  3. Eine breite Isolation verhindert eine breite Immunisierung.
  4. Es sterben Menschen wegen fehlender medizischer Versorgung in anderen Bereichen.
Ein paar weitere Punkte: Bei einer Risko-Nutzen-Abwägung ist der Schaden grösser als der Nutzen. Es brechen Existenzen weg. Als Arzt weist er auch darauf hin, dass Angstmacherei das Immunsystem schwächt. Als Vater weiss er auch, das die Situation auch schlimm für Kinder, denn auch Kinder brauchen Kontakt zu anderen. Zur Tatsache der Immunisierung weist der Arzt zu Recht darauf hin, dass man für eine Impfung noch mehr als ein Jahr warten muss. Es gibt gar keine andere Wahl als auf das Immunsystem der Menschen zu vertrauen, denn ein jahrelanger Lockdown ist einfach nicht realistisch (z.B. wegen Punkt 4)).

Interessant ist, wie der Vorfall in den Medien gebracht wird. Die Tatsache, dass das Spital klarstellt, dass das keine offizielle Meinung des Spitals und nicht des Arztes ist, wird mit ``distanziert sich" betitelt. Dann werden die Aussagen noch mit dem Adjektiv ``umstritten" versehen. Wenn während der Krise irgend ein Epidemologe eine ``Katastrophe" vorausssagte, dann wurde das nicht als mit ``umstritten" sondern als Tatsache gebracht.

Es ist richtig für eine Institution wie ein Spital klarzustellen, dass die Meinung eines ihrer Mitglieder nicht unbedingt die Meinung der Institution ist. Das Wort ``distanziert sich" suggeriert aber, dass die anderen Ärzte (oder die Institution selbst was auch immer das heisst) eine andere Meinung vertritt. Die Terminologie ``distanziert sich" wurde in dieser Krise aber wiederholt und gebraucht um andere Meinungen zu diskreditieren und Abweicher einzuschüchtern. Das sind Beeinflussungs- oder gar Propaganda mechanismen. Das Spital hat nicht kommuniziert, dass die Aussagen falsch sind. Tatsächlich gibt es keine Anhaltspunkte, dass auch nur einer der vier Punkte umstritten ist.

Die Geschichte wurde sogar in Amerika gebracht World Today News. Im Blick: Unispital distanziert sich von umstrittenen Aussagen
Zürcher Oberarzt verharmlost Corona-Epidemie In einer Videobotschaft kritisiert ein Oberarzt des Zürcher Unispitals die Corona-Schutzmassnahmen der Behörden. Während die Aufnahme fleissig im Internet herumgereicht wird, distanziert sich das Spital von den umstrittenen Aussagen des Mitarbeiters. Die Lage ist ernst. Das lässt einen Marc Schäufele in jedem Satz von ihm spüren. Knapp elf Minuten dauert seine emotionale Videobotschaft zum Thema Coronavirus, die seit einigen Tagen im Internet kursiert. Von den einen wird er für seine Aussagen gefeiert - nicht aber von seinem Arbeitgeber. Seit vergangenem Dezember arbeitet Schäufele als Oberarzt am Universitätsspital Zürich (USZ). Kernkompetenzen: Allgemeinanästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin. Im Video scheint es denn auch, als würde Schäufele seine Mitteilung direkt aus den USZ-Räumlichkeiten aufzeichnen. Im kühlen Licht spricht er in die Kamera. Schäufele trägt einen weissen Kasack, um den Hals hat er sein Stethoskop gehängt. Über die derzeit grassierende Corona-Epidemie hat Schäufele eine ebenso klare wie umstrittene Meinung. Zwar räumt er zu Beginn des Videos ein, dass die Covid-19-Erkrankung nicht selten schwer verlaufen und durchaus tödlich enden könne. Trotzdem hält der Oberarzt vieles am Vorgehen der Behörden für übertrieben. Der Mediziner spricht von Angstmache. Schäufele mischt in seinem selbstgedrehten Video durchaus legitime Kritikpunkte mit Behauptungen, die unter Experten längst als widerlegt gelten. So fordert er zum Beispiel in einem Moment eine stärkere Lobby für das Pflegepersonal, das jetzt so wichtig sei, während er kurz zuvor das Coronavirus mit einer "milden Grippe" gleichsetzt. Später wiederum spricht Schäufele davon, dass sein sechsjähriger Sohn hier mit Mundschutz zur Schule gehen müsse. Eine solche Weisung wurde von den Behörden in der Schweiz jedoch nie herausgegeben. Schäufeles Ansichten finden in einschlägigen Portalen grossen Anklang. Auch auf Facebook wird das Video, das mittlerweile zwar gelöscht, aber von anderen Nutzern wieder aufgeschaltet wurde, grossen Anklang. Kritiker der in vielen Ländern getroffenen Corona-Schutzmassnahmen fühlen sich durch die Aussagen des USZ-Arztes bestätigt. Endlich rede einer Klartext, so der Tenor. Weniger Freude hat man beim Zürcher Unispital. Dort will man sich auch auf wiederholte Anfrage nicht gross zur Botschaft des Mitarbeiters äussern. "Das Video und die Aussagen von Dr. Marc Schäufele geben ausschliesslich seine persönliche Meinung wieder und stehen nicht für das Universitätsspital Zürich", heisst es in einer schriftlichen Antwort einzig. Beim Spital seien aufgrund des Videos bereits mehrere Reaktionen eingegangen. Man habe diese "entsprechend beantwortet".

Rhetorik.ch 1998-2020 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com