Eine Spionage affaire in der Schweiz. Eine Schweizer Firma ``Crypto AG" soll über Jahrzehnte
manipulierte Geräte verkauft haben. Die manipulierten Geräte konnten mittels einer
Hintertür ausspioniert werden.
Die Washington Post nennt es den "Nachrichtendienst Coup des Jahrhunderts.
Aus dem
Tagi:
Eine der weitreichendsten und erfolgreichsten Geheimdienstaktionen
seit dem Zweiten Weltkrieg fliegt nun auf - mit der Schweiz im
Zentrum. Damit die USA die Kommunikation ausländischer Regierungen,
Militärs und Diplomaten mitlesen konnten, begann sie vor einem
halben Jahrhundert, über die im Kanton Zug beheimatete Crypto AG
manipulierte Chiffriergeräte zu verkaufen. Das Geschäft mit
insgesamt 130 Ländern florierte jahrzehntelang und lief bis vor
kurzem weiter. 2018 wurde die Crypto AG aufgelöst.
Laut den Journalisten beschreiben die Akten detailreich und präzis,
wie die Schweizer Firma zwei Arten von Verschlüsselungsapparaten
verkaufte: sichere und unsichere. Bei den manipulierten Geräten
konnten die amerikanischen und deutschen Geheimdienste die Abnehmer
über eine eingebaute Hintertür ausspionieren. Ahnungslose
Käufer, darunter Staaten wie Ägypten, der Iran, Libyen
oder Argentinien, wussten demnach nicht, wie leicht ihre chiffrierte
Kommunikation entschlüsselt werden konnte.
20 Min:
Die CIA und der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) sollen über
Jahrzehnte hinweg über 100 Staaten abgehört haben. Das zeigen
Recherchen der SRF-Sendung "Rundschau", des ZDF und der "Washington
Post". Hilfe sollen sie dabei von der Zuger Firma Crypto AG erhalten
haben: Die Spionage war dank derer manipulierter Chiffriergeräte
möglich.
So hätten CIA und BND Hunderttausende geheime Nachrichten zwischen
Regierungsstellen, Behörden, Botschaften oder militärischen
Stellen abfangen können. "Irgendwann merkten mein Vorgesetzter
und ich, dass die Geräte eine Hintertür haben", berichtet ein
ehemaliger Mitarbeiter gegenüber der "Rundschau".
Bereits 1970 hätten der BND und die CIA die Firma zu gleichen Teilen
gekauft. Laut dem ehemaligen Mitarbeiter wurden jeweils zwei Formen der
Verschlüsselung in die Geräte eingebaut. Nur wenige Länder
- darunter die Schweiz - hätten jene Ausführung mit der sicheren
Verschlüsselung erhalten, die anderen bekamen eine unsichere.
Zu den ausspionierten Staaten zählen etwa Ägypten, Iran,
Libyen und Argentinien, wie die Redaktion Tamedia schreibt. Von der
Abhöraktion hatten sie keine Ahnung. Die gesammelten Informationen
dienten offenbar dazu, US-Geiseln zu befreien oder Terroranschläge
von Libyern gegen die USA aufzuklären. Im Falklandkrieg seien die
Informationen von Argentinien an Grossbritannien weitergeleitet worden.
Thomas Borer, ex Diplomat gibt ein Interview.
Der Tagi hat eine timeline:
Nachtrag vom 12. Februar:
Blick:
Man könnte das Ganze als Krimi aus Zeiten des Kalten Kriegs abtun,
als ein Stück Geschichte, bei dem höchstens Historiker
noch Herzklopfen bekommen. Wären da nicht die Fragen, deren
fehlende Antworten den Fall noch heute so brisant machen: Welche
Rolle spielt der Schweizer Geheimdienst? Hatte er Kenntnis davon, dass
ausländische Geheimdienste den guten Ruf der Schweiz als neutralen
Staat ausnutzten, um über eine hier ansässige Firma Freund
und Feind auszuschnüffeln? Und: Was wusste der Bundesrat?
Für Historiker Philipp Sarasin (63) ist klar: "Irgendwelche
Leute in der Schweiz werden das gewusst haben. In der Firma und in den
Geheimdiensten." Die grosse Frage sei, ob die Schweizer Regierung etwas
wusste. "Das wäre neutralitätspolitisch ein enormes Ding."