Die Piratenpartei hat eine ungewöhnliche Wahlkampfwerbung gestartet.
Die Werbung braucht ungewöhnliche Slogans wie
"2 Minuten für vier Jahre Befriedigung". Die Werbung wurde auch auf
Porno portalen geschaltet. Ein Initiant ist der Nationalratskandidat
David Herzog von der Zürcher Piratenpartei.
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20 Min:
"Wähl nen Wichser", "2 Minuten für vier Jahre Befriedigung",
oder "Frei und sicher wichsen dank Privatsphäre." Mit solchen
eindeutig zweideutigen Wahlkampfslogans will die Schweizer Piratenpartei,
die unter anderem im Kanton Bern zu den Wahlen antritt, die Menschen
zum Wählen animieren und Stimmen holen.
"Sei kein Wichser und geh wählen", sagt auch Pascal Fouquet,
Kampagnenleiter der Piratenpartei Sektion Bern. Die Idee für die
aussergewöhnliche Art von Werbung sei schon Anfang Sommer entstanden.
Die Kampagne wurde dann am 5. Oktober ins Rollen gebracht. "Wir haben
erkannt, dass auf diesen Seiten sehr viele Menschen unserer Zielgruppe
erreicht werden können", so der 38-Jährige.
"Die Kampagne mag zwar auf flapsigen Sprüchen aufbauen, dahinter
stecken aber ernste Anliegen", erklärt der Pirat weiter. Zielgruppe
der Partei seien vor allem junge, digital affine Menschen, die sich
mit der aktuellen politischen Lage nicht identifizieren könnten -
beispielsweise die verkorkste Digitalpolitik, fehlende Transparenz,
Ehe für alle, Hanfliberalisierung oder Roaminggebühren. Diese
wolle man unter anderem über Pornoseiten erreichen, wo laut Fouquet
nicht nur Männer erreichbar seien, sondern auch Frauen.
"Die Piraten sind die einzige Partei, die sich traut, auf Pornhub
Wahlwerbung zu schalten", sagt Fouquet. Momentan gebe es keine
anderen politischen Parteien in der Schweiz, die auf derartigen
Plattformen Wahlkampfwerbung aufschalten würden. Dadurch habe
die Piratenpartei auf diesem Kanal keine Konkurrenz. "Ich kann kaum
glauben, dass keine andere Partei zuvor auf die Idee gekommen ist",
so der Wirtschaftsinformatiker.
Die Werbung komme bei den meisten gut an: "Wir haben bis jetzt nur
positive Reaktionen erhalten", sagt Fouquet. Diese Art von Werbung
polarisiere und spreche viele Menschen an. "Die meisten finden es lustig
und es muss ja auch mit Humor verstanden werden." Sogar in Deutschland
sei die ungewöhnliche Wahlkampfwerbung positiv kommentiert worden.
14 Millionen Mal sei die Werbung bisher angezeigt worden. "Jeder, der
keinen Ad-Blocker hat, sieht unsere Werbung mindestens einmal." Die
Piratenpartei treffe man mittlerweile auf über zehn verschiedenen
Pornoseiten an. Für ihre Werbung hat die Partei eine vierstellige
Summe aufgewendet.
Der Politologe Mark Balsiger lobt den Mut der Piratenpartei. Wahlwerbung
in der Schweiz sei meistens bieder und austauschbar. "Was die Piraten mit
dieser Online-Kampagne machen, ist keck", sagt er. Pornoseiten hätten
gigantische Zugriffszahlen und eine immense Reichweite. "Das wissen die
anderen Parteien vermutlich auch, bloss würden sie selber dort nicht
für sich werben - aus Angst vor einem Imageverlust", so Balsiger. Die
Piratenpartei würde von diesen Zahlen geschickt profitieren.
Auf Pornoseiten steche Wahlkampfwerbung besonders ins Auge. "Und darum
geht es ja auch vor den Wahlen", betont der Politikberater. Er gehe
auch davon aus, dass die Kampagne bei der gewünschten Zielgruppe
gut ankomme. Stimmen gewinnen würden die Piraten mit ihrer Kampagne
aber nicht - "dafür bräuchte es konkrete inhaltliche Aussagen",
sagt Balsiger. Und als Kleinstpartei hätten sie ohnehin keine
Chance auf einen Sitz - dafür jedoch eine "grosse Narrenfreiheit,
um auf ihre Art zu werben".
Siehe auch
Persoenlich.