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www.rhetorik.ch aktuell: (19. Okt, 2019)

Ungewöhnliche Werbung der Piratenpartei

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Die Piratenpartei hat eine ungewöhnliche Wahlkampfwerbung gestartet. Die Werbung braucht ungewöhnliche Slogans wie "2 Minuten für vier Jahre Befriedigung". Die Werbung wurde auch auf Porno portalen geschaltet. Ein Initiant ist der Nationalratskandidat David Herzog von der Zürcher Piratenpartei.
Aus 20 Min:
"Wähl nen Wichser", "2 Minuten für vier Jahre Befriedigung", oder "Frei und sicher wichsen dank Privatsphäre." Mit solchen eindeutig zweideutigen Wahlkampfslogans will die Schweizer Piratenpartei, die unter anderem im Kanton Bern zu den Wahlen antritt, die Menschen zum Wählen animieren und Stimmen holen. "Sei kein Wichser und geh wählen", sagt auch Pascal Fouquet, Kampagnenleiter der Piratenpartei Sektion Bern. Die Idee für die aussergewöhnliche Art von Werbung sei schon Anfang Sommer entstanden. Die Kampagne wurde dann am 5. Oktober ins Rollen gebracht. "Wir haben erkannt, dass auf diesen Seiten sehr viele Menschen unserer Zielgruppe erreicht werden können", so der 38-Jährige. "Die Kampagne mag zwar auf flapsigen Sprüchen aufbauen, dahinter stecken aber ernste Anliegen", erklärt der Pirat weiter. Zielgruppe der Partei seien vor allem junge, digital affine Menschen, die sich mit der aktuellen politischen Lage nicht identifizieren könnten - beispielsweise die verkorkste Digitalpolitik, fehlende Transparenz, Ehe für alle, Hanfliberalisierung oder Roaminggebühren. Diese wolle man unter anderem über Pornoseiten erreichen, wo laut Fouquet nicht nur Männer erreichbar seien, sondern auch Frauen. "Die Piraten sind die einzige Partei, die sich traut, auf Pornhub Wahlwerbung zu schalten", sagt Fouquet. Momentan gebe es keine anderen politischen Parteien in der Schweiz, die auf derartigen Plattformen Wahlkampfwerbung aufschalten würden. Dadurch habe die Piratenpartei auf diesem Kanal keine Konkurrenz. "Ich kann kaum glauben, dass keine andere Partei zuvor auf die Idee gekommen ist", so der Wirtschaftsinformatiker. Die Werbung komme bei den meisten gut an: "Wir haben bis jetzt nur positive Reaktionen erhalten", sagt Fouquet. Diese Art von Werbung polarisiere und spreche viele Menschen an. "Die meisten finden es lustig und es muss ja auch mit Humor verstanden werden." Sogar in Deutschland sei die ungewöhnliche Wahlkampfwerbung positiv kommentiert worden. 14 Millionen Mal sei die Werbung bisher angezeigt worden. "Jeder, der keinen Ad-Blocker hat, sieht unsere Werbung mindestens einmal." Die Piratenpartei treffe man mittlerweile auf über zehn verschiedenen Pornoseiten an. Für ihre Werbung hat die Partei eine vierstellige Summe aufgewendet. Der Politologe Mark Balsiger lobt den Mut der Piratenpartei. Wahlwerbung in der Schweiz sei meistens bieder und austauschbar. "Was die Piraten mit dieser Online-Kampagne machen, ist keck", sagt er. Pornoseiten hätten gigantische Zugriffszahlen und eine immense Reichweite. "Das wissen die anderen Parteien vermutlich auch, bloss würden sie selber dort nicht für sich werben - aus Angst vor einem Imageverlust", so Balsiger. Die Piratenpartei würde von diesen Zahlen geschickt profitieren. Auf Pornoseiten steche Wahlkampfwerbung besonders ins Auge. "Und darum geht es ja auch vor den Wahlen", betont der Politikberater. Er gehe auch davon aus, dass die Kampagne bei der gewünschten Zielgruppe gut ankomme. Stimmen gewinnen würden die Piraten mit ihrer Kampagne aber nicht - "dafür bräuchte es konkrete inhaltliche Aussagen", sagt Balsiger. Und als Kleinstpartei hätten sie ohnehin keine Chance auf einen Sitz - dafür jedoch eine "grosse Narrenfreiheit, um auf ihre Art zu werben".
Siehe auch Persoenlich.

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