Aus dem
Persoenlich Blog:
Der Kognitionspsychologe Stefan Schulreich gibt auf Bento Erklärungen
darüber, wie Menschen Informationen verarbeiten und bewusst
oder unbewusst Information auch ignorieren. Psychologische Faktoren
wie Emotion, Stress und Wahrnehmung spielen dabei eine Rolle. Er
erwähnt ein paar beachtenswerte Punkte in einem Interview: "Wir
machen beim Datenverarbeiten Fehler. So kommt es, dass wir Fakten nicht
als solche anerkennen können oder wollen. Das kann passieren,
wenn wir unter Zeitdruck stehen oder wenn Informationen mehrdeutig
sind". Es gibt also das sogenannte Phänomen des Confirmation Bias,
was "Bestätigungsfehler" heisst. Wir nehmen Information selektiv
wahr, immer genau so, wie sie zu unserem Weltbild passen. Man kennt in
der Sozialpsychologie den "Dunning-Kruger-Effekt": Wer inkompetent in
einem Gebiet ist, überschätzt die Kompetenz systematisch. Wer
kompetent ist, weiss, was man nicht weiss und unterschätzt, wie
kompetent er oder sie selber ist. Der Dunning-Kruger-Effekt kann
zu Kommunikationsproblemen führen: Allzu vorsichtige Aussagen
setzen sich weniger durch. Das Publikum bekommt den Eindruck, man
habe keine Ahnung. Emotionale und motivationale Faktoren spielen beim
Datenverarbeiten eine grosse Rolle. Emotionen steuern unser Denken
und Verhalten. Auch Stress beeinflusst kognitiven Fähigkeiten.
Motivationale Faktoren hingegen wirken eher langfristig. Bedürfnisse,
Werte und Vorstellungen haben einen grossen Einfluss der Bewertung
von Argumenten. Wie also kann man sich trotz dieser Erkenntnisse
durchsetzen? Es ist wichtig, diese Fakten so zu vermitteln, dass
sie einfach zu verarbeiten sind. Dies ist dank echtem Interesse am
Gegenüber möglich. Das heisst: Wir gehen auf seine Sichtweisen
ernsthaft ein. Wir sollten uns immer wieder bewusst machen, dass wir
Informationen selektiv verarbeiten.
Mein Appell dazu: Setzen wir uns deshalb mit anderen Meinungen
auseinander! Es lohnt sich stets, die Perspektive zu wechseln.
Berücksichtigen wir, dass vor allem Emotionen unser Denken und
Verhalten steuern. Argumentieren wir mit konkreten Beispielen, konkreten
Erlebnissen, mit Bildern, die mit den Fakten gekoppelt werden. Vergessen
wir nie: Emotionen schaffen den Nährboden für Fakten. Erst wenn
Dialoge nichts bringen ist "Nicht-Reden" eine Option. Bei Sektierern,
Extremisten wissen wir, dass sie niemand von ihrer fixen Meinung abbringen
kann. Auch Fakten perlen an ihnen ab. Einen militanten Kernkraft-Gegner
wird niemand überzeugen können, neue Kernkraftwerke zu bauen. In
solchen Fällen bringen uns keine Auseinandersetzungen weiter.
Leider brechen wir Diskussion zu oft vorschnell ab; mit
der Begründung, das Gegenüber sei ein Sektierer, ein
Extremist. Die Verweigerung von Dialogen sollte eigentlich immer nur eine
Ausnahmesituation bleiben. Gesprächsverweigerung signalisiert
bekanntlich: Kapitulation. Wenngleich der Mensch die Tendenz hat,
Tatsachen zu ignorieren, dürfen wir sie nicht ausblenden.