Antibiotikas sind für die Menschheit ein grosser Segen. Ohne diese
medizinische Waffe würden Tausende sterben.
Nun wird diese segensreiche Hilfe gegen Infektionskrankheiten immer
wirkungsloser. Es gibt immer mehr Keime, die die
antibiotikaresistent geworden sind, weil diese zu leichtfertig
eingesetzt werden - beispielsweise in der Tierhaltung.
In vielen Ländern werden Antibiotikas auch rezeptfrei abgegeben.
Bis anhin hatten die Spitäler noch Zugriff zum Notkoffer mit letzten
wirksamen Antibiotikas. Doch diese letzte Waffe wurde leider auch schon
bei Tieren angewendet und damit bahnt sich eine Katastrophe an. Laut
Angaben WHO sterben in den EU Ländern pro Jahr 25'000 Menschen durch
Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien. Auch Malaria Parasiten
werden immer widerstandsfähiger gegen neuste Medikamente.
20 Min:
Auch kleinere Unternehmen haben die Forschung zu neuen Antibiotika
an den Nagel gehängt beziehungsweise an den Nagel hängen
müssen. Vielen sei schlichtweg das Geld ausgegangen, so der
NDR. Andere hätten dagegen damit zu kämpfen, dass sich
Investoren zurückzögen. Auch für diese sei das
Geschäft mit neuen Antibiotika zu wenig profitabel.
Es wäre zwar mit grossem Aufwand möglich, dieses vordringliche
Zeitproblem an die Hand zu nehmen. Ein weltweiten
Effort in der Forschung ist erforderlich, doch das benötigt Geld.
Man müsste Anreize
für Pharmaunternehmen schaffen, damit diese reagieren.
Focus
Eigentlich müsste die Suche nach neuen Antibiotika
auf Hochtouren laufen. Denn immer mehr Keime werden resistent gegen
die bereits existierenden Bakterien-Killer. Doch die Forschung auf dem
Gebiet eines der wichtigsten Arzneimittel der Gegenwart schläft.
Kleine Unternehmen können den hohen Aufwand nicht
stemmen und den grossen Konzernen verspricht das Antibiotika-Geschäft
zu wenig Profit.
FAZ:
Zuletzt hatten sich die Branchenriesen Novartis und
Sanofi 2018 sowie Astra-Zeneca Ende 2016 aus der Antibiotikaforschung
verabschiedet. Das zeigen Recherchen des NDR. Dem Sender bestätigte
nun auch der grösste Gesundheitskonzern der Welt, die Firma Johnson &
Johnson, dass sich derzeit bei ihnen "keine weiteren Antibiotika in der
Entwicklung" befänden. Dabei hatte der Internationale Pharmaverband
(IFPMA) erst 2016 eine "Industrie-Allianz" zum Kampf gegen die Resistenzen
gegründet. Etwa 100 Unternehmen, darunter Johnson & Johnson,
Novartis, Sanofi und Astra-Zeneca, hatten eine gemeinsame Erklärung
unterzeichnet. Darin sagten sie unter anderem zu, in die Forschung in
diesem Bereich zu investieren.
Eine Sprecherin von Sanofi Deutschland bestätigte auf Anfrage
der FAZ. eine laufende Kooperation des Unternehmens mit dem
Wirkstoffentwickler Evotec für neue Antibiotika. Beide Unternehmen
hatten im Juni 2018 verlautbart, Evotec werde die entsprechende
Sanofi-Einheit einschliesslich des Forschungsportfolios integrieren. Wie
es weiter hiess, sagt Sanofi eine Vorabzahlung von 60 Millionen Euro zu.
(...)
Es ist erstaunlich, dass Medien und Oeffentlichkeit die Tragweite der
aktuellen Situation lange nicht erkennen wollte. Im Gegensatz
zu Klimathematik wurde das Problem der resistenten Keime lange
verdrängt und der Ball bei Informationen flach gehalten.
Spitäler haben verständlicherweise kein Interesse an
der Publikation von Fällen mit Patienten, die isoliert werden
müssen. In der Kommunikation ist es jedoch immer ein gravierender
Fehler, wenn wichtige Fakten nicht offen gelegt werden. Vor einer Woche
etwa wurde das Thema wieder an vielen Orten aktuell:
Die Geschichte zeigt, dass Medien eine wichtige Funktion bei der Themensetzung haben.
Es fehlte lange ein Aufschrei der Mediziner, Einsicht von
Tierhaltern und ein Aufschrei in der Medienlandschaft.
Die Gesundheitsbehörden wären eigentlich
verpflichtet, im Interesse der Bevölkerung offen zu sagen,
wo die Problems sind. Die Problematik mit mit den resistenten Keime wurde lange unter
den Teppich gekehrt, die WHO war ein einsamer Rufer in der Wüste.
Die Gefahr besteht nun, dass die dringende Sache schnell wieder vergessen wird.