Ein neues SVP-Wahlkampagne sorgt für Kritik. Es ist ein weiteres Beispiel
für Politwerbung, die durch Bilder Aufmerksamkeit und Kritik (verstärkte
Werbung) provozieren will. Man erinnere sich an das Schäfchenplakat.
Nun gehts um ein Grüsel Plakat.
Provozierende Plakate wurden bislang zusätzlich verstärkt
durch deren Abbildung in kritischen Beiträgen.
Das bekannte Plakat mit dem schwarzen Schaf der SVP fand dank
der Abbildung der empörten Kritiker auf allen Kanälen
zusätzliche Verbreitung. Weil die Wirkung des Bildes wirksamer ist
als noch so viele Worte, konnten sich die Provokateure die Hände
reiben, wenn ihr Bild von den Empörten nochmals abgebildet
wurde. Gratis ohne kostspielige Inserate.
Bei der jüngsten Provokation mit der Apfelkampagne der SVP, bei
der der Apfel (die Schweiz) von Würmern durchlöchert wird
(die Farben an den Würmern assozieren die Grünen, die Roten
und die EU) , ging ich davon aus, dass die SVP Gegner den Provkateuren
in gewohnter Manier auf den Leim kriechen werden.
Doch Blick und Tagi (Beide Blätter zählen zur SVP kritischen
Presse) scheinen bei dieser jüngsten Kampagne von Psychologen
beraten worden zu sein. Denn sie druckten das BILD mit den Würmern
am Montag nicht ab. Ich gehe davon aus, dass sie Redaktionen bewusst
auf die Abbildung des Plakates verzichtet haben.
Nur in der Tagesschau wurde die Analogie mit dem Apfel und den
Würmern gezeigt. Blick hat dann am Dienstag das Bild doch noch
abgedruckt aber zusammen mit dem Bild der Nazipropaganda (ebenfalls mit
einem Apfel und Maden). Immerhin schwächten sie dadurch die Wirkung
der SVP Bildrhetorik mit einer Illustration ab.
Die SVP kritischen Journalisten waren sich vermutlich bei der
jüngsten Provokation bewusst: Wir wollen bei dieser Kampagne
nicht mehr - wie früher - mit der Abbildung des Plakates zu einer
zusätzlichen Gratiswerbung des Bildes Hand bieten. Wohl wissend:
Trotz kritischem Text bleibt die Symbolik eines Bildes stets im Kopf
haften, selbst dann, wenn versucht wird, das umstrittene Plakat verbal
mit der Kampagne der Nazis mit dem Ungeziefer Juden in Verbindung zu
bringen. Die Kraft der Bildrhetorik ist stärker als jene mit
Worten.
Es gibt Autoren und Filmemacher, die erst glücklich sind, wenn
gegen eine Aufführung heftig protestiert wird. Sie wissen: Proteste,
Bücherverbrennungen, Demonstrationen wecken die Aufmerksamkeit.
Proteste entlasten das Werbebudget. Als die katholische Kirche
früher bei der Literatur eine Liste von Büchern auf einem
Index als schädlich gebrandmarkt hatte, wurde dieser Index für
viele Jugendliche als Liste genutzt, die es ihnen erleichterte, jene
Bücher zu finden, die lesenswert sind.
Nichts schätzen Provokateure mehr, als die Welle der Empörung.
Mit anderen Worten: Nichts ärgert Provateure mehr, als nicht beachtet
zu werden.
Fazit: Obschon es der SVP einmal mehr gelungen ist, zu provozieren,
fällt die Bilanz schlecht aus. Die SVP Gegner sind zwar in die
Aufmerksamkeitsfalle getappt.
Doch diese Apfelkampagne hätte ich nicht gebracht.Weil ebenfalls
mit Bildern nachgewiesen werden konnte, dass sie sich zu stark an
die Bildrhetorik der Nazipropaganda anlehnt. Mit dieser Kampagne kann
somit die
SVP nichts gewinnen. Im Gegenteil.
Vom
Nau Nachrichtenportal:
20 Min:
Es ist ein drastisches Bild, das die SVP als Sujet für ihre neuste
Wahlkampagne verwendet: Unter der Überschrift "Sollen Linke und Nette
die Schweiz zerstören?" ist ein Apfel zu sehen, der von fünf
Würmern zerfressen wird. Die Würmer tragen die Parteifarben
der politischen Gegner und die EU-Flagge.
Kaum war das Sujet am Sonntag auf den sozialen Netzwerken verbreitet
worden, hagelte es Kritik, wie die Tamedia-Zeitungen berichten. "Die
Bildsprache zeigt deutlich, wie wenig die heutige SVP von traditionellen
schweizerischen Werten wie Anstand und Respekt hält", twitterte
GLP-Nationalrat Beat Flach.
Aber auch SVP-Mitglieder äusserten sich kritisch - am klarsten
Pentti Aellig, früherer Präsident der SVP Schaffhausen und
Nationalratskandidat: "In Schaffhausen haben wir auch deshalb einen
SVP-Wähleranteil von 35 Prozent, weil wir auf solche Plakate
verzichten. Denk an all die überparteilichen Kommissionen und
Listenverbindungen - und stoppe dieses Sujet."
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