Heute vor 50 Jahren, am 16. Juli, 1969 startete Apollo 11. Wir waren damals Leiter in einer Zuercher Ferienkolonie
in Lausanne und haben dort am Fernseher die Landung auf dem Mond mitverfolgt. Es war ein kleiner
Schritt für einen Menschen, ein grosser Schritt für die Menschheit:
Auf den Tag genau vor 50 Jahren startete Apollo 11 mit den Astronauten
Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins zum Mond. Die
achttägige Reise fand weltweit Beachtung und demonstrierte
die Überlegenheit der USA gegenüber dem Weltraum-Rivalen
Sowjetunion: Die Eroberung des Weltraums war ein heisser Schaukampf mitten
im Kalten Krieg. Ehe es zum kleinen Schritt für Armstrong auf den
Mond kam, mussten die USA insgesamt 25,4 Milliarden US-Dollar ausgeben,
was heute rund 100 Milliarden Dollar entsprechen würde. Zwei
höchst unterschiedliche US-Präsidenten sorgten dafür, dass
sich die USA beim Wettrennen nach schmerzhaften Niederlagen durchsetzen
konnten: John F. Kennedy und sein Vize und Nachfolger Lyndon Johnson.
Der Superstar einer Politik-Dynastie und der Bauernsohn aus Texas
verstanden die raketengetriebene Dimension des "American Dream".
(...)
Das sagenhafte Mondprogramm hatte ein paar einzigartige
Komponenten: so sicherte sich Time Life für 500.000 Dollar die
Exklusivberichterstattung über das Projekt, inklusive des Rechts,
das private Leben der Astronauten mit ihren Ehefrauen und Kindern zu
dokumentieren und zu fotografieren. Dafür ging die Summe komplett
an alle Astronauten, die sich so den Kauf von Häusern leisten
konnten. Denn reich wurde man als Astronaut nicht: Für einen Flug
im All gab es eine Einsatzpauschale von 342 Dollar, egal, ob es einmal
um die Erde oder zum Mond ging.
Die Time Life-Berichterstattung hatte noch eine andere Konsequenz:
Man engagierte die grossen Namen für grosse Reportagen. Einer der
Reporter war Norman Mailer, der mit "Auf dem Mond ein Feuer" (Moonfire)
ein Meisterwerk ablieferte. Als Mailer sich erstmals über das Projekt
informierte, notierte er sich zweifelnd: "Aber war das Unternehmen der
nobelste Ausdruck eines technischen Zeitalters oder der beste Beweis
seines kompletten Wahnsinns?"
(...)
Bleibt die Komponente Mensch: Mit den Kampffliegern Neil Armstrong, Edwin
"Buzz" Aldrin und Michael Collins wurden drei erfahrene 38-jährige
Piloten gewählt, die auf verschiedenen Gemini-Missionen das
Steuern und Andocken einer Kommandokapsel gelernt hatten. Von ihren
Steuerkünsten hing die Mondmission ab, von ihren Augen der
Starttermin: Auf dem Mond konnten sich die Männer am besten
orientieren und arbeiten, wenn keine langen Schatten die Sicht
störten: Der ideale Mondtag war der 20. Juli und so musste die
Rakete vier Tage früher am 16. Juli starten.
Der Rummel zum angekündigten Mondflug war riesig. Apollo 8
hatte mit seinen Bildern von der blauen Murmel noch für Aufsehen
gesorgt, doch für Apollo 9 und Apollo 10 interessierte sich nur die
Fachwelt. Mit Apollo 11 änderte sich das Bild. Allein die NASA hatte
6000 Gäste geladen, darunter den Kommandanten von Peenemünde,
der deutschen Raketenforschungsstätte im Dritten Reich. Walter
Dornberger hatte in den USA die Entwicklung des Raketenflugzeuges X-15
geleitet. Selbst 100 Bürgerrechtler, die gegen die Geldverschwendung
des Mondprogramms protestiert hatten, wurden umstandslos in die VIP-Zone
der NASA transportiert.