
Aus
20 Min:
Christoph Blocher prangerte an einer Pressekonferenz die Kommunikation
seiner Partei an: "Heute wird immer mehr Polit-Deutsch gesprochen. Die
Leute verstehen nicht mehr, was die Politiker in Bern sagen wollen. Auch
die SVP muss hier aufpassen." Es gelte, sich vermehrt anzustrengen,
für alle verständlich zu sprechen.Der Kommunikationsexperte
Marcus Knill pflichtet Blocher bei: "Ich habe den Eindruck, dass die SVP
die populäre Sprache wieder finden muss. Auch die Fokussierung auf
einen wichtigen Schwerpunkt gelingt der Partei in letzter Zeit - etwa
beim Rahmenabkommen - zu wenig."Regula Rytz, Parteipräsidentin
der Grünen, sagt, ihrer Meinung nach sei die Argumentation von
Christoph Blocher eine Ausrede. Die SVP habe die Wahlverluste nicht
deshalb eingefahren, weil sie sich zu kompliziert ausdrücke,
sondern, weil sie keine Lösungen für aktuelle politische und
gesellschaftliche Herausforderungen habe.Ob Blocher Sätze wie jenen
von Gregor Rutz (SVP) gemeint hat? In der SRF-Sendung Arena meinte dieser
kürzlich etwa: "Innovation kommt aus dem Markt. Ich glaube an die
Medienunternehmen. (..) Das ist ein Teil des Strukturwandels."Ebenfalls im
SRF-Format äusserte sich Hans-Ueli Vogt wie folgt: "Wir ändern
nichts an der Verfassungsgerichtsbarkeit." Das sagte er im Zusammenhang
zur Selbstbestimmungsinitiative.Und nochmals Rutz: "Da haben wir ein
Distributionsproblem.""Das gibt dann fast schon ein Kreieren von Soft
Laws", sagte der SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel ebenfalls in
der Sendung Arena zum Thema Europarat.
Schon die Debatte ums Waldsterben in den 80er-Jahren habe
gezeigt, dass solche Themen irgendwann vorübergingen. Gegenüber
20 Minuten übte Blocher auch Selbstkritik: Die SVP habe sich
etwas zu sehr auf der Erfolgswelle ausgeruht, doch das sei auch
menschlich. Dennoch: "Wahlerfolge werden wir im Herbst sicher keine
verbuchen."
Blocher sagte, seine Partei müsse wieder einfacher reden: "Heute wird
immer mehr Polit-Deutsch gesprochen. Die Leute verstehen nicht mehr, was
die Politiker in Bern sagen wollen. Auch die SVP muss hier aufpassen."
Es gelte, sich vermehrt anzustrengen, für alle verständlich
zu sprechen.
Der Kommunikationsexperte Marcus Knill pflichtet Blocher bei: "Ich habe
den Eindruck, dass die SVP die populäre Sprache wieder finden muss."
Knill, der zahlreiche Politiker aus allen Parteien berät, sagt, eine
strassengängige Sprache zu besitzen, sei für einen Politiker
unabdingbar. Die grosse sprachliche Kunst sei es, zu vereinfachen,
ohne zu verfälschen. Nur wenn sich jemand für ein breites
Publikum verständlich ausdrücken könne, sei er in der
Lage, politischen Einfluss auszuüben. "Am besten ist es, abstrakte
Sachverhalte mit Beispielen zu veranschaulichen." Blocher selber habe
das beherrscht, so Knill.
Laut dem Kommunikationsexperten ist es besonders wichtig, sich stets
bewusst zu sein, zu welchem Publikum man spreche und die Sprache
entsprechend anzupassen. "Es gibt auch die Kommunikationsregel: Wenn der
Empfänger etwas falsch versteht, ist der Sender schuld." Gerade beim
EU-Rahmenabkommen stelle das eine Schwierigkeit dar. Die komplexe Vorlage
in 30 Sekunden für alle verständlich zu erklären, sei
Knochenarbeit. Aber: "Es hilft, die Botschaften zuerst einem Probepublikum
vorzusetzen und zu analysieren, was verstanden wird", rät Knill.
Regula Rytz, Parteipräsidentin der Grünen, hält die
Argumentation von Christoph Blocher für eine Ausrede. Die SVP habe
die Wahlverluste nicht deshalb eingefahren, weil sie sich zu kompliziert
ausdrücke, sondern weil sie keine Lösungen für aktuelle
politische und gesellschaftliche Herausforderungen habe. "Ich denke,
die Leute beurteilen politische Akteure weniger danach, wie sie etwas
sagen, sondern danach, wie glaubwürdig das Gesagte ist."
Die Grüne Partei setze sich seit vielen Jahren unter anderem
hartnäckig für den Klimaschutz ein und habe deshalb nun
viele neue Wähler gewinnen können. "Selbstverständlich
bemühen wir uns - wie alle Parteien - unsere Botschaften klar und
kurz zu formulieren. Doch das reicht noch nicht aus, die Leute wollen in
erster Linie gute Lösungen und auch Leidenschaft sehen", so Rytz. Im
Zentrum müssen neben den Haltungen immer auch die Fakten stehen. Laut
Rytz ist das Polit-Deutsch kein aufkommendes Problem: "Die Spielregeln
für Social Media zwingen alle dazu, pointiert und bildhaft zu sein."