Aus Persoenlich:
Angenommen, Sie beanstanden einem Kellner: "Das Fleisch war zu wenig
durchgebraten. Es sollte noch rot sein" - so wird wohl der Küchenchef
ob dieser Kritik nicht klug. So schreibt das Gremium des Publikumsrat
jüngst bei der Nagelprobe des "Medienclubs": "Der Rat wünscht
sich mehr kritisches Nachfragen und regt an, die Zügel etwas
lockerer zu lassen, damit vermehrt Diskussionen unter den Gästen
entstehen können."
Eigenartig. Da wird Gegensätzliches gefordert: Einerseits das
Moderieren mit engen Zügeln (kritisches Nachfragen) und gleichzeitig
soll der Moderator die Zügel vermehrt schleifen lassen? Wie kann man
aus dieser Formulierung schlau werden? Die Forderungen widersprechen sich.
Kommunikationsprozesse kennen einige Gegensätze, die unter einen Hut
gebracht werden müssen. Ich denke an Verhandlungen. Dort gilt: Der
Verhandler ist hart in der Sache und weich gegenüber der Person. Dies
ist unter dem Begriff "Harvard Prinzip" bekannt: "Ich verstehe Dich,
aber ich bin mit Deiner Aussage nicht einverstanden."
Ich habe die meisten Sendungen des "Medienclubs" mitverfolgt und
stellte fest: Franz Fischlin kennt aus meiner Sicht das Harvard
Prinzip. Er moderiert hart aber fair. Beides kann er unter einen
Hut bringen. Wenn der Publikumsrat bei seiner Analyse andererseits
zum Schluss kommt, Fischlin moderiere ruhig, kompetent und leite
wohlwollend und respektvoll - und auch die journalistische Qualität,
die Relevanz und die Glaubwürdigkeit der Sendung seien gut,
so müsste der Publikumsrat eigentlich erkannt haben: Bei Franz
Fischlin stimmt bereits "die Balance zwischen engen Zügeln und
lockeren Zügeln". Der Publikumsrat wäre somit gut beraten,
Formulierungen von Verbesserungspunkten vermehrt zu hinterfragen.
Folgende Kritikpunkte hingegen irritieren bei seinem Bericht
nicht. Sie sind allen verständlich und nachvollziehbar: "Bei den
Verbesserungsmöglichkeiten beim #Medienclub# wünscht der
Publikumsrat eine besser nachvollziehbare Struktur und Systematik der
Sendung. Aber auch die Dauer wird als zu lang empfunden. Der Rat fragt
sich überdies, ob es nicht sinnvoll wäre, den Ausstrahlungsmodus
vermehrt der Aktualität anzupassen und den #Medienclub# näher
an die Themenplanung der Diskussionssendung #Club# heranzuführen
und so einem breiteren Publikum zugänglich zu machen."