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www.rhetorik.ch aktuell: (20. Jan, 2019)

Gehasste Gillette Werbung

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Die folgende Gilette Werbung (Rasiermesser) ist im heissen Wasser: Normalerweise betont Rasierwerbung die Männlichkeit. Im Zeitalter der "Me-Too" Bewegung wird aber nun Selbstkritik geübt. Der Spot heisst: "Wir glauben: Das Beste, was der Mann sein kann." Interessant auf Youtube: es gibt im Moment 1.1 Millionen Dislikes im Gegensatz zu 625 Tausend Likes. Warum? Werbung, die sich offensichtlich einer Bewegung anbiedert, kommt nicht gut an. Und es ist vor all allem das Klientel, das kritisiert wird. Ein Kommentator: "Ihr seit eine Rasierfirma, Ich habe nichts über Rasieren in der Werbung gesehen!" oder "Gilette hat schon ihre Kunden verloren. Es ist zu spät. " Oder "Belehrt mich nicht von Euerem Elfenbein Turm, ihr seit ein Grosskonzern". Oder: "Ich werde mich von nun an mit einer Axt rasieren, wie richtige Männer. " Es gibt auch Humor: Stephen Golbert meint in seiner Show: "Cutting Edge". Ob der Werbespot der Firma schadet ist nicht klar. Der Spot hat jedenfalls viel Wellen aufgeworfen und der Name der Firma ist in aller Munde. Es kann gut sein, dass längerfristig, die Rechnung aufgehen wird.

Aus dem Spiegel:
20 Millionen Mal wurde allein die YouTube-Version in den ersten fünf Tagen angesehen, eine Million Mal der Dislike-Button angeklickt. Videos, in denen andere sich furchtbar darüber aufregen, fanden ein Millionenpublikum. Tageszeitungen und TV-Sender berichteten. Prominente riefen zum Boykott von Gillette-Produkten auf. In den sozialen Medien posteten Nutzer Videos davon, wie sie Gillette-Produkte in den Müll werfen. Im britischen Frühstücksfernsehen wurde die Frage diskutiert, ob ein "Krieg gegen die Männlichkeit" im Gange sei. Warum? Weil Gillette, über Jahrzehnte Lieferant von abgegriffenen Männlichkeitsklischees, mal etwas anderes probiert hatte. Einen Spot, in dem an bestimmten männlichen Verhaltensweisen Kritik geübt wird: Jungs, die prügeln und mobben, Hinterngrabscher in TV-Komödien, Anmacher, herablassende Wichtigtuer, Poser, Bullys. Schlechte Vorbilder. Wenn man genau aufpasst, kann man sogar einen Hauch von Selbstkritik erkennen, denn zu Beginn zerreisst ein Junge auf der Flucht vor seinen Peinigern eine Leinwand, auf der gerade ein alter Gillette-Spot läuft. "Für das Beste im Mann", Sie wissen schon. Dieses Beste, das ist die Botschaft, muss spätestens nach "MeToo neu definiert werden. Und das schliesst ein, dass man sich nicht wie ein Mistkerl benimmt. Kritisiert wird der Clip aber nicht primär dafür, dass die Männlichkeitsklischeefabrik Gillette Aufmerksamkeit heischend heuchelt, sondern als "Anti-Männer-Werbung".

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