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www.rhetorik.ch aktuell: (04. Nov, 2018)

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Im neuesten Beitrag von Martin Ebel geht es um ein klassisches Thema der Sprache, die Deklination: Beispiele: Umgekehrt: ``ich habe dem Autor das Buch geschickt" wird oft falsch gebraucht. Man sagt: "ich habe dem Autoren das Buch geschickt" gebraucht. Richt wäre ``Dem Autor", ``den Autor". Man ist verwirrt. Ebel muss tatächlich am Ende seines Beitrags einräumen, dass die Sprache manchmal kompliziert ist.

Die Sache wird noch komplizierterer, wenn man in Betracht nimmt, dass Sprache sich immer auch auf naürliche Weise verändert. Die Grammatik wird durch den Gebrauch verändert und abgeschliffen. Wenn alle vermehrt das Wort "Autor" auch deklinieren, dann wird es langsam zum Standard. Es gibt im Deutschen, ``starke", ``schwache" und ``gemischte Deklinination". Dabei werden Substantive manchmal umgangssprachlich anders verwendet als offiziell geregelt. Ob dies längerfristig haltbar ist, ist zweifelhaft. Wenn die meisten das Wort ``Autor" stark deklinieren, dann wird es zum Standard. In ein paar Jahrzehnten wird ``ich habe dem Autoren das Buch geschickt" richtig sein, schlicht und einfach weil alle diese Formulierung gebrauchen (vor allem dann, wenn Autoren und Journalisten den neuen Gebrauch verwenden. Ebel zitiert ein Beispiel von einem Schreiber der sowohl Autoren als auch Journalist ist).

Sprache wurde auch von ``Spezialisten" umgeformt (oder zumindest sind immer wieder Versuche gemacht worden). Sprachreformer haben da viel Unfug getrieben. Sprache wird nicht von Designern gemacht, Sprache wird von Menschen gebraucht. Schon 1925 versuchte man im Deutschen eine Kleinschreibung zum Programm zu machen. Man hat es wieder und wieder versucht. Es funktionierte nie, vor allem auch aus praktischen Gründen. Im Deutschen bringt die Gross- und Kleinschreibung mehr Klarheit und Lesehilfe. Die Menschen, die Autoren, die Leser, sie alle rebellierten gegen elitären Designer Quatsch.
Im Klassiker "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" von Bastian Sick, das vielen solchen Dingen nachging, sind Rechtschreibereformen ein Grund für die Verunsicherungen:
"Eine rapide Zunahme der Verunsicherung ergab sich auch aus der Rechtschreibreform, deren Urheber eigentlich vieles einfacher und logischer machen wollten. Seitdem ist Deutschland ein Jammertal, durch das orientierungslose Wanderer zwischen alter und neuer Orthographie verwirrt umhergeistern."
Es stellt sich dann die Frage, wie statisch Sprache ist. Aus einem Blog: Lohmannsland:
Also: Im Duden stehen immer zwei Formen, zuerst der Genitiv (in dem Falle also "des Autors", und auch nicht "des Autoren", wie man mitunter ebenfalls liest) und dann der Plural ("die Autoren"). Und über den Dativ (denn das ist "dem Autor") sagen beide aufgeführte Formen nichts aus - allerdings kann man aus den aufgeführten Formen ableiten, ob ein Substantiv stark oder schwach dekliniert, und daraus wiederum lässt sich der Dativ eindeutig bestimmen. Lustigerweise scheint sich gerade diese Schreibschwäche so weit verbreitet zu haben, dass die Duden-Redaktion inzwischen sogar den Akkusativ und den Dativ von "Autor" explizit aufgeführt hat, obwohl sich das eindeutig aus der Genitiv- und der Pluralform ableiten lässt ("dem/den Autor" kann jeder dort lesen, der den Eintrag bis zum Ende verfolgt). Was das wohl über die Sprachkenntnisse speziell dieser Berufsgruppe aussagt? Ich finde es jedenfalls paradox, dass gerade ein solcher Begriff, der ja eigentlich nur von einer schreibenden Sprachprofi-Zunft verwendet wird, eine Erklärung "für Dummies" im Duden hinzugefügt bekommen hat.
Dazu gibt es auch Kritik wie ein Leser in Lohmannsland. Der Kommentar dort meint:
Bitte lesen Sie, bevor sie mit irgendwelchen dummschwätzerischen, elitären Floskeln die Sprache mit der Sie offenbar jeden Tag umgehen zu etwas hochstilisieren, dass sie nicht ist, die entsprechenden Vorwörter. Unsere Sprache ist keine Steintafel, die sich in 3000 Jahren nicht verändert. Sie ist der Wassertropfen, der die Steintafel herunterläuft. Mäandrierend, sich verändernd und vor allem - bei Veränderung der äusseren Einflüsse auch mal die Temperatur ändernd. Was ich mit dieser - zugegeben - schlechten Metapher sagen möchte, ist Folgendes. Lesen Sie die Vorwörter dieser Bücher. Über Wörter und Wortgruppen wie "Sprachwandel" oder "Lebendigkeit der Sprache" werden Sie dort stolpern. Nach meinem Studium der Germanistik habe ich aufgehört andere Menschen zu berichtigen. Nicht nur in der Schriftsprache, sondern vor allem bei "Fehlern" der gesprochenen Sprache. Zu begreifen, dass Deutsch mehr ist als knapp 5000 Seiten Regelwerk (Alle DUDEN-Bände zusammengenommen) wünsche ich Ihnen. Zu begreifen, dass regionaler Sprachgebrauch tiefer in unserer Sprachgemeinschaft verankert ist, als Sie es jemals für möglich gehalten haben, wünsche ich Ihnen. Menschen mit dem Label (Oh nein, ein Anglizismus!) des niederen Bildungsstandes zu versehen, nur weil sie ihre Mundart oder regionale Besonderheiten des Deutschen !beherrschen! ist elitär und dummschwätzerisch. Bitte überdenken Sie Ihren Blog und fangen Sie an zu lesen.

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