Im neuesten Beitrag von
Martin Ebel geht es um ein klassisches Thema der Sprache, die Deklination:
Beispiele:
- Angriff auf Journalisten, nicht Angriff auf Journalist
- Den Dirigenten , wird oft nicht dekliniert
- Ich habe jemanden klingeln gehört. wird vereinfacht mit "jemand"
Umgekehrt: ``ich habe dem Autor das Buch geschickt"
wird oft falsch gebraucht. Man sagt: "ich habe dem Autoren das Buch geschickt"
gebraucht. Richt wäre ``Dem Autor", ``den Autor". Man ist verwirrt.
Ebel muss tatächlich am Ende seines Beitrags einräumen,
dass die Sprache manchmal
kompliziert
ist.
Die Sache wird noch komplizierterer, wenn man in Betracht nimmt, dass
Sprache sich immer auch auf naürliche Weise verändert.
Die Grammatik wird durch den Gebrauch verändert und abgeschliffen. Wenn alle
vermehrt das Wort "Autor" auch deklinieren, dann wird es langsam zum Standard. Es gibt im Deutschen,
``starke", ``schwache" und ``gemischte Deklinination". Dabei werden
Substantive manchmal
umgangssprachlich anders verwendet als
offiziell
geregelt. Ob dies längerfristig haltbar ist, ist zweifelhaft. Wenn die meisten das Wort
``Autor" stark deklinieren, dann wird es zum Standard. In ein paar Jahrzehnten
wird ``ich habe dem Autoren das Buch geschickt" richtig sein, schlicht und einfach
weil alle diese Formulierung gebrauchen (vor allem dann, wenn Autoren und Journalisten
den neuen Gebrauch verwenden. Ebel zitiert ein Beispiel von einem Schreiber der sowohl
Autoren als auch Journalist ist).
Sprache wurde auch von ``Spezialisten" umgeformt (oder zumindest sind immer wieder
Versuche gemacht worden).
Sprachreformer haben da viel Unfug getrieben. Sprache wird nicht von Designern gemacht,
Sprache wird von Menschen gebraucht. Schon 1925 versuchte man im Deutschen eine
Kleinschreibung zum Programm zu machen. Man hat es wieder und wieder versucht.
Es funktionierte nie, vor allem auch aus praktischen Gründen.
Im Deutschen bringt die Gross- und Kleinschreibung mehr Klarheit
und Lesehilfe. Die Menschen, die Autoren, die Leser, sie alle rebellierten
gegen elitären Designer Quatsch.
Im Klassiker
"Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" von Bastian Sick, das
vielen solchen Dingen nachging, sind Rechtschreibereformen
ein Grund für die Verunsicherungen:
"Eine rapide Zunahme der Verunsicherung ergab sich auch aus der
Rechtschreibreform, deren Urheber eigentlich vieles einfacher und
logischer machen wollten. Seitdem ist Deutschland ein Jammertal, durch
das orientierungslose Wanderer zwischen alter und neuer Orthographie
verwirrt umhergeistern."
Es stellt sich dann die Frage, wie statisch Sprache ist. Aus einem Blog:
Lohmannsland:
Also: Im Duden stehen immer zwei Formen, zuerst der Genitiv (in dem
Falle also "des Autors", und auch nicht "des Autoren", wie man mitunter
ebenfalls liest) und dann der Plural ("die Autoren"). Und über den
Dativ (denn das ist "dem Autor") sagen beide aufgeführte Formen
nichts aus - allerdings kann man aus den aufgeführten Formen
ableiten, ob ein Substantiv stark oder schwach dekliniert, und daraus
wiederum lässt sich der Dativ eindeutig bestimmen.
Lustigerweise scheint sich gerade diese Schreibschwäche so weit
verbreitet zu haben, dass die Duden-Redaktion inzwischen sogar den
Akkusativ und den Dativ von "Autor" explizit aufgeführt hat,
obwohl sich das eindeutig aus der Genitiv- und der Pluralform ableiten
lässt ("dem/den Autor" kann jeder dort lesen, der den Eintrag bis
zum Ende verfolgt). Was das wohl über die Sprachkenntnisse speziell
dieser Berufsgruppe aussagt?
Ich finde es jedenfalls paradox, dass gerade ein solcher Begriff, der
ja eigentlich nur von einer schreibenden Sprachprofi-Zunft verwendet
wird, eine Erklärung "für Dummies" im Duden hinzugefügt
bekommen hat.
Dazu gibt es auch Kritik wie ein Leser in
Lohmannsland. Der Kommentar dort meint:
Bitte lesen Sie, bevor sie mit irgendwelchen
dummschwätzerischen, elitären Floskeln die Sprache mit der Sie
offenbar jeden Tag umgehen zu etwas hochstilisieren, dass sie nicht ist,
die entsprechenden Vorwörter. Unsere Sprache ist keine Steintafel,
die sich in 3000 Jahren nicht verändert. Sie ist der Wassertropfen,
der die Steintafel herunterläuft. Mäandrierend, sich
verändernd und vor allem - bei Veränderung der äusseren
Einflüsse auch mal die Temperatur ändernd. Was ich mit dieser -
zugegeben - schlechten Metapher sagen möchte, ist Folgendes. Lesen
Sie die Vorwörter dieser Bücher. Über Wörter
und Wortgruppen wie "Sprachwandel" oder "Lebendigkeit der Sprache"
werden Sie dort stolpern. Nach meinem Studium der Germanistik habe
ich aufgehört andere Menschen zu berichtigen. Nicht nur in der
Schriftsprache, sondern vor allem bei "Fehlern" der gesprochenen
Sprache. Zu begreifen, dass Deutsch mehr ist als knapp 5000 Seiten
Regelwerk (Alle DUDEN-Bände zusammengenommen) wünsche ich
Ihnen. Zu begreifen, dass regionaler Sprachgebrauch tiefer in unserer
Sprachgemeinschaft verankert ist, als Sie es jemals für möglich
gehalten haben, wünsche ich Ihnen. Menschen mit dem Label (Oh nein,
ein Anglizismus!) des niederen Bildungsstandes zu versehen, nur weil sie
ihre Mundart oder regionale Besonderheiten des Deutschen !beherrschen! ist
elitär und dummschwätzerisch. Bitte überdenken Sie Ihren
Blog und fangen Sie an zu lesen.