Aargauer Zeitung:
Die Diskussion dauert noch nicht einmal fünf Minuten, als
Bundesrätin Simonetta Sommaruga trotz Mikrofon von lauten Buh-Rufen
aus dem Publikum übertönt wird. Rund 400 interessierte
Zuhörer haben sich im Zentrum Bärenmatte in Suhr eingefunden,
als Notlösung haben die Veranstalter spontan zusätzliche
Stühle im Foyer aufgestellt.
Aus der Argauer Zeitung:
"Die Teilnehmer schaukeln sich gegenseitig auf" - ein Experte erklärt
das Ausarten der Diskussion von Stefania Telesca - az Aargauer Zeitung
"Die Stimmung war aufgeladen, zum Teil gereizt, und es wurde mit harten
Bandagen duelliert.
Oft unter der Gürtellinie", so Marcus Knill
Einige Besucher der Podiumsdiskussion um die Selbstbestimmungsinitiative
haben die Contenance verloren und die Bundesrätin beschimpft. Ein
Kommunikationsexperte erklärt warum.
Der Experte für Kommunikation und Medienrhetorik Marcus Knill hat
die Podiumsdiskussion um die Selbstbestimmungsinitiative mitverfolgt. Er
erklärt, wie es zu solchen verbalen Entgleisungen kommen kann.
Herr Knill, bringt ein solcher Anlass überhaupt etwas zur
Meinungsbildung? Es wurden vor allem parteipolitische Fragen diskutiert.
Wenn die Argumente verständlich, logisch und
einleuchtend vorgetragen werden, kann es doch noch zu einer gewissen
Meinungsbildung kommen. Der Anlass vermittelte immerhin ein Stimmungsbild
und zeigte, wie emotionalisiert die Thematik geworden ist.
Wie wirkte die Stimmung im Saal auf Sie? Die Stimmung war aufgeladen,
zum Teil gereizt, und es wurde mit harten Bandagen duelliert. Oft unter
der Gürtellinie.
Die meisten Leute hatten ihre Meinung schon. Weshalb besuchen sie
den Anlass trotzdem? Die Zuschauer wissen, dass das Publikum einen
grossen Einfluss haben kann auf die Wirkung nach aussen. Bei einer
öffentlichen Versammlung, die in den Medien gross aufgemacht wird,
gibt es vielfach einen organisierten Aufmarsch von Gleichgesinnten, um
nach aussen zu demonstrieren, wie das Befinden der Bevölkerung ist.
Weshalb sehen sich die Leute in einem grossen Saal ermutigt, eine
Magistratin auszubuhen und ihr laut "Lügnerin" zuzurufen?
Bei einer
aufgeheizten Stimmung schaukeln sich die Teilnehmer gegenseitig auf, wie
Fans an einem Fussballmatch. Sommarugas Behauptung, das Volk habe schon
heute das letzte Wort, war für die Befürworter der Initiative
gleichsam eine "Lüge". Ihre Argumentationskette war für sie
nicht nachvollziehbar, weil für die Befürworter Europa bei zu
vielen Problemen nachweisbar das letzte Wort hätte.
Haben die Moderatoren ihre Rolle erfüllt?
Für die verbalen
Entgleisungen kann den Moderatoren kein Vorwurf gemacht werden. Sie
mahnten als Schiedsrichter, die Spielregeln einzuhalten. Bei hitzigen
Situationen muss damit gerechnet werden, dass Akteurinnen und Akteure
die Fassung verlieren.
Ist Bundesrätin Simonetta Sommaruga glaubwürdig, wenn sie
den Buh-Rufen lächelnd entgegnet: "Wenn Diskussionen heftig sind,
ist das gut."
Ich kann mir vorstellen, dass sie gelernt hat, sich
nicht auf Provokationen einzulassen. Aus rhetorischer Sicht nutzt sie
das antizyklische Verhalten nach dem bewährten Prinzip "Taxifahrer
fahr langsam, es eilt!" Konkret: Brüllt jemand, spreche ich bewusst
leise. Ist jemand unfreundlich, bin ich bewusst freundlich. Das muss
aber trainiert werden.
Philipp Müller sagte entnervt: "Ich gehe heim. Dass ich mir
diesen Mist anhören muss!", wie ordnen Sie das ein?
Wer die
Nerven verliert, hat normalerweise verloren. Das darf einem erfahrenen
Politiker nicht passieren. Besonders, wenn er in Diskussionen auch nicht
zimperlich ist.
Detail Antworten die der Journalistin Stefania Telesca gegeben worden
sind:
Der Anlass hätte ein Meinungsbildungsanlass sein sollen. Die
meisten Leute hatten ihre Meinung aber schon. Weshalb besuchen sie den
Anlass trotzdem?
Die Zuschauer wissen, dass das Publikum einen grossen Einfluss haben
kann auf die Wirkung nach aussen. Es gibt immer Unentschlossene, die
sich doch noch beeinflussen lassen.Wir kennen ein Phänomen bei
der Beeinflussung von Massen, das wir an Landsgemeinden feststellen
können:
In der Regel möchte man bei den Siegern sein. Wenn erkannt wird,
dass viele die Hand erheben und sich abzeichnet, dass diese Gruppe siegen
könnte, erheben plötzlich auch noch viele Unentschlossene
die Hand. Sie wollen bei den Siegern sein. Bei einer öffentlichen
Versammlung, die in den Medien gross aufgemacht wird, gibt es oft vielfach
einen organisierten Aufmarsch von Gleichgesinnten, um nach aussen zu
demonstrieren, wie das Befinden der der Bevölkerung ist. Der Einfluss
des Publikums darf nicht unterschätzt werden. Bei Anne Will zeigt
sich vielfach, dass das Publikum einseitig eingeladen wird. In der Arena
hatte früher jede Partei eine Anrecht auf nur eine bestimmte Anzahl
von Gästen. In Suhr stand die Teilnahme jedoch allen offen. Da kam
es darauf an, wer besser mobilisieren konnte. Blicken wir zurück
in die Theater und Opernwelt. Damals wurden Claqueure und Bisseuse
bezahlt, um den Erfolg zu veranschaulichen. Das machte sich bezahlt. Die
Manipulatoren wussten: Die gesteuerte positive Wirkung beeinflusst
die Kommentare und Musikkritiker.Uebrigens kann das Phänomen aus
der Massenpsychologie bei allen Gruppierungen festgestellt werden. Ich
erinner an Veranstaltungn, bei denen die missliebigen Referenten von
linken Extremisten niedergeschieen wurden oder mit Trillerpfeifen am Reden
gehindert worden sind . Um auf ihre Frage zurück zu kommen: Weshalb
kommen die Leute, obschon die Meinung schon gemacht ist? Das Publikum
kam bestimmt nicht nicht nur deshalb, um die Stimmung zu beeinflussn. Sie
erwarteten einen bissigen Schlagabtausch, so wie Menschen einen Boxmatch
besuchen. Aus Neugierde oder weil man sehen will, wie sich die Vertreter
der eigenen Meinung schlagen.
Bringt ein solcher Anlass überhaupt etwas zur
Meinungsbildung? Es wurden vor allem Parteipolitische Fragen diskutiert.
Wenn die Argumente verständlich, logisch und einleuchtend vorgetragen
werden, kann es doch noch zu einer gewissen Meinungsbildung kommen.
Spannend wäre es zu erfahren, wer die eigene Meinung an der
Veranstaltung gändert hat. Der Anlass vermittelte immerhin ein
Stimmungsbild und zeigte, wie emotionalisiert die Thematik geworden ist.
Parteipolitisch ist die Ausganglage für viele spannend. Es geht David
gegen Goliath . Alle Parteien gegen eine Partei, Die Stimmung ist deshalb
aufgeheizt weil die Befürworter sehen, dass laut Meinungsumfragen
sie derzeit verlieren würden und die Gegner sind nervös,
weil die Befürworten langsam aufholen.
Wie wirkt die Stimmung im Saal auf Sie?
Die Stimmung war aufgeladen, zum Teil gereizt und es wurde mit harten
Bandagen duelliert. Oft unter der Gürtellinie.
Wie wirken die Podiumsteilnehmer auf Sie? Wer überzeugt? Wer
überzeugt nicht?
Philipp Müllers Kapitalfehler: Er verlor die Nerven. Das darf einem
erfahrenen Politiker nicht passieren. Besonders, wenn er in Diskussionen
auch nicht zimperlich ist.
Bundesrätin Sommaruga wusste, dass Sie sich in Höhle des
Löwen begab. sie war sicherlich sehr gut vorbereitet. Sie liess
sich nie aus der Ruhe bringen und schoss nicht zurück.
Als sie jedoch die Buhrufe als Zustimmung für Ihre Aussagen
interpretiert, wirkte dies für mich unglaubwürdig. Das nimmt
man ihr nicht ab.
Hans - Ueli Vogt argumentierte verständlich und formulierte klar,
durchdacht. Dennoch engagiert und versteckte die Emotionen nicht.
Magdalena Maratullo- Blocher sprach für mich noch zu laut. Doch
überzeugte Sie angeblich das Publikum (Heimvorteil?) Sie müsste
noch von Vater lernen,völlig frei zu reden.
Ist Simonetta Sommaruga glaubwürdig, wenn sie den Buh-Rufen
lächelnd entgegnet "Wenn Diskussionen heftig sind, ist das gut."
Ich kann mir vorstellen, dass sie gelernt hat, sich nicht auf
Provokationen einzulassen. Aus rhetorischer Sicht nutzt sie das
antizyklische Verhalten nach dem bewhrten Prinzip #Taxifahrer fahr
langsam, es eilt!"
Konkret: Brüllt jemand, spreche ich bewusst leise. Ist jemand
unfreundlich, bin ich bewusst freundlich. Das muss aber trainiert werden.
Ich habe das bei Polizisten gesehen, die in einem Coaching gelernt
haben, nicht zurückzuschlagen, auch dann nicht, wenn sie bei 1.
Mai Krawallen #Bullenschwein genannt worden und ins Gesicht gespuckt
worden sind.
Weshalb sehen sich die Leute in einem grossen Saal ermutigt,
eine Magistratin auszubuhen und ihr laut "Lügnerin" zuzurufen?
Bei einere aufgeheizten Stimmung schaukeln sich die Teilnehmer gegenseitig
auf, wie Fans an einem Fussballmatch. Sommarugas Behauptung These, das
Volk habe schon heute das letzte Wort, war für die Befürworter
gleichsam ein "Lüge". Ihre Argumentationskette war für sie
nicht nachvollziehbar, weil für die Befürworter Europa bei zu
vielen Problemen nachweisbar das letzte Wort hat.
Für die verbalen Entgleisungen kann Moderatoren kein Vorwurf
gemacht werden. Sie mahnten als Schiedrichter an das Nichteinhalten
der Spielregeln. Wie bei einem Boxmatch muss bei hitzigen Situatione
ndamit gerechnet werden, dass Akteure die Fassung verlieren. Da darf
man nicht zu mimosenhaft sein.
Philipp Müller sagte entnervt: "Ich gehe heim. Dass ich
mir diesen Mist anhören muss!"", wie ordnen sie das ein?
Es gibt nur wenige Situationen, bei denen bei Dikussionen ohne
Gesichtsverlust die Flinte ins Korn geworfen werden kann.
Wer die Nerven verliert, hat normalerweise verloren.
SP Bodenmann hatte früher einmal, die ARENA bewusst verlassen und
erreichte damit, dass ihn die Kameraleute beim Weggang verfolgten und er
vor laufender Kamera der Oeffentlichkeit begründen konnte, weshalb er
die ARENA verlassen hat.(Er ärgerte sich, dass angekündigten
Kontrahenten fehlten). Beim Verlassen platzierte er sein Hauptargument,
das er im Studio nicht verkünden konnte. Er wurde darauf nochmals
eingeladen. Es gelang ihm nun ein weiteres Mal seine Argumente in aller
Ruhe vorzutragen.