Eine Karikatur in der SN publiziert, vom Zeichner Pascal Coffez gezeichnet zeigt
die Juso-Chefin Tamara Funiciello nicht gerade schmeichelhaft.
Die Zeichung sorgte für Empörung in den sozialen Medien. (Auch weil die
Handy Nummer angegeben worden ist).
Mit ülicher Folgewirkung, dass die Zeichnung nun auch in der ganzen Schweiz gross zu sehen ist.
Die Redaktion der SN verteigt das Recht, dass eine Karikatur
"zuweilen auf das Mittel der Zuspitzung zurückgreifen darf",
die Karikatur neben einem Leitartikel erschienen ist, in der die Redaktion unmissverständlich Position
gegen Gewalt an Frauen bezogen habe. Auch sei die Nummer Funiciellos sei öffentlich.
20 minuten
titelt: "Fiese Funiciello-Karikatur löst Shitstorm aus" und erklärt die Geschichte:
Die umstrittene Karikatur erschien in der Samstagsausgabe der
"Schaffhauser Nachrichten": Darin zeichnet Pascal Coffez ein nicht eben
schmeichelhaftes Bild von Juso-Präsidentin Tamara Funiciello. Die
Jungpolitikerin ist als hexenhafte, dickliche Gestalt dargestellt,
die sich den BH vom Leib gerissen hat.
Offenbar auf der Suche nach Liebe schreit sie Lo & Leduc an: "Meine Nummer
lautet 079 *** ** ** Also, warum ruft ihr mich nicht an",
heisst es in der Sprechblase. Karikaturist Pascal Coffez spielt damit
auf die Aussagen Funiciellos an, der Überhit "079" der beiden Berner
sei sexistisch.
In den sozialen Medien sorgt die Karikatur für
Entrüstung. Feministin Anna Rosenwasser, die selbst während
zehn Jahren Beiträge für die Zeitung verfasst hat, kündigte
kurzerhand ihre Zusammenarbeit mit der Redaktion auf.
In einem Post schreibt sie: "Ja, wir brauchen einen Diskurs, ja, eine
Zeitung soll kritisch und satirisch sein, ja ja ja ja, aber nein. Nicht
so." Die Karikatur sei der "lahmste und unoriginellste Versuch, Frauen
zum Schweigen zu bringen: Indem ihr sie als hässige, hässliche
und aber dann doch mindestens barbusige Emanzen darstellt, wenn sie auf
strukturelle Ungerechtigkeiten hinweisen".
Auch der Frauenstammtisch Schaffhausen solidarisiert sich mit
Funiciello. Coffez' Karikatur sei "ungeheuerlich":"Mit seiner
beleidigenden, stereotypen und absolut unoriginellen Karikatur verharmlost
er eine wichtige Debatte um Gewalt an Frauen* und darüber, dass ein
weibliches #Nein!# einfach immer noch nicht als solches anerkannt wird."
Natascha Wey, Co-Präsidentin der SP Frauen*, schrieb zur Karikatur:
"Die einzigen, die komplett den Kompass verloren haben, sind gewisse
Medien in diesem Land. Beschämend und erschütternd. Rock on,
Tamara Funiciello." Andere übten Kritik an der Veröffentlichung
der Handynummer Funiciellos. Und Journalistin Laura Rivas kommentierte:
"Und dann echt allen Ernstes die Nummer hinschreiben als Steilvorlage
für Drohungen und Beleidigungen. Wie tief kann ein Karikaturist
sinken?"
Robin Blanck, Chefredaktor der "Schaffhauser Nachrichten", verteidigt die
Darstellung gegenüber 20 Minuten: "Karikatur darf grundsätzlich
alles und muss zuweilen auf das Mittel der Zuspitzung zurückgreifen -
dagegen schreiten nur extremistische Kreise ein, wie wir bei #Charlie
Hebdo#, der #Jyllands-Posten# (Mohammed-Karikaturen) und bei den
Auftritten von Jan Böhmermann gesehen haben."
Das Ziel der Karikatur sei zu keinem Zeitpunkt eine Verunglimpfung
von Frau Funiciello gewesen: "Sie zielte auf die von Frau Funiciello
geäusserte Kritik am Lied #079# von Lo & Leduc ab: Es ist eine
sehr gefährliche Entwicklung, wenn die Politik beginnt, die
künstlerische Freiheit von Kulturschaffenden anzutasten." Genau
dieses Thema habe Karikaturist Coffez ins Zentrum gestellt.
Blanck verweist auch darauf, dass die Karikatur neben einem Leitartikel
erschien, in dem die Redaktion unmissverständlich Position
gegen Gewalt an Frauen bezogen habe. Die Nummer Funiciellos sei
öffentlich, weshalb deren Persönlichkeitsrechte nicht verletzt
worden seien. Aber: "Für das Funktionieren der Karikatur war die
Nummer aber tatsächlich nicht nötig und man hätte sie
auch weglassen können."
Funiciello selbst veröffentlichte auf Facebook ein Statement:
In ihrer 7-minütigen Rede habe sie den Sommerhit in einem halben
Nebensatz thematisiert. Der Rest der Rede habe von Gewalt an Frauen
und von der strukturellen Diskriminierung gehandelt. "Wegen diesem
halben Nebensatz wurde ich beleidigt, bedroht, lächerlich gemacht,
angegriffen, angefeindet, karikiert, meine Telefonnummer wurde auf
Facebook und in Zeitungen gestellt."
Zum Schluss schreibt sie trotzig: "Ihr Haters und Patriarchen, ihr
könnt versuchen, uns still zu kriegen. Ihr könnt uns jagen und
drohen. Wir gehen nicht mehr weg. Wir werden nicht mehr leise sein. Wir
lassen uns nicht einschüchtern. Also fuck off."