Der Bundesrat will mit der neuen Foto die Vielfalt der Schweiz
aufzeigen. Es gibt erstmals als animiertes Gif Bild. "Bundesart
" Das kunstvolle Bundesratsfoto" lautet das Konzept.
Bundespräsident Alain Berset hat es gewählt. Die
Mitglieder stehen vor gezeichneten Schweizer Sujets, die von Michel
Cotting von Hand gezeichnet am Computer zusammenkomponiert worden sind.
Es dominieren braune Erdtonfarben und bei den Kleidern das Schwarz.
Die Kommentare fallen bei den Betrachtern recht unterschiedlich aus.
Generell gefällt die kreative Machart. Hingegen findet jemand
bösartig: Der Bundesrat sehe aus wie nach der Beerdigung unserer
Demokratie. Die Farbe Schwarz wird von vielen Betrachtern mit Trauer
assoziert, obschon der Hintergrund einen spielerischen Charakter hat
und die Magistraten freundlich lächeln.
Interpretation:
Die Erdtonfarbe signalisiert einen geerdeten stabilen Bundesrat.
Schwarz ist die Farbe der Priester, Dirigenten, Modeschöpfer,
Filmemacher, Regisseure, Magistraten. Meist sind es Personen,
die eine höhere Position einnehmen und es nicht nötig
haben, sich mit bunten Farben zu schmücken.
Das Feierliche am Outfin stört weniger, als das zu bewusste
Bemühen, originell zu sein. Der Leserkommentar greift mir zu
kurz: "Der Bundesrat sieht schwarz für die Zukunft"
Die gelungene Bunderats-Foto assoziert vielmehr spielerische Leichtigkeit.
Dennoch werden mit der Zeichnung auch ernste Themen angesprochen.
Diese Version wird im Vergleich zu den früheren Aufnahmen
am Schluss recht gut wegkommen. Die Kernbotschaft mit der Vielfalt
wird erkannt. Niemand wünscht sich einen einfältigen
Bundesrat. Die Magistraten werden aber zu stark zu Statisten degradiert,
während dem sich die Schweiz bewegt. Das könnte so
interpretiert werden: Das Land bewegt sich. Der Bundesrat bleibt hingegen
stehen. Er wird sich auch im 2018 nicht bewegen.
Ich vermute, dass der Fotograph die einzelnen Magistraten nicht zu einer
bewussten Haltung gezwungen hat. Vielfach fordern
Fotografen gestellte Haltungen. Es darf beispielsweise niemand
eine Hand in der Hosentasche haben oder die Arme weder hinter dem
Rücken verbergen noch verschränken, geschweige denn,
einen Finger im Gesicht haben. Diese Aufnahme lässt darauf
schliessen, dass den Personen in dieser Hinsicht nichts vorgeschrieben
worden ist.
Blick-online interpretiert die Zeichnung im Hintergrund recht originell
und leserfreundlich:
Da gibt es schneebedeckte Berge, idyllische Dörfer,
treuherzig blickende Kühe, sichere Seilbahnen und viele
Tunnel. So weit, so Klischee, so gut. Der Teufel steckt im Detail. So
lüpft es dem Bundeshaus den Deckel "etwa vor lauter
Skandalen Daräber schwebt ein Ufo" als Sinnbild
fär die Entrücktheit der Schweizer Politik? Aus
einem Tunnel kriecht ein Wurm, aus einem Baum ebenso. Was will uns das
sagen? Hier ist der Wurm drin? Das subversivste Detail aber findet sich
links unten im Bild. Es ist ein Frosch auf einem Seerosenblatt. Doch
er trägt einen Armeehelm und spielt Gitarre auf einem
Sturmgewehr. Sind unsere Soldaten Frösche. Zeigt man so die
"besten Armee der Welt" Verteidigungsminister Parmelin
scheint diese Anspielung nicht zu stören. Entweder macht er gute
Mine zum bösen Spiel" oder er ist noch viel ironischer
als der Künstler und Berset zusammen.