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www.rhetorik.ch aktuell: (26. Dez, 2017)

Telepromter Blick

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Bundespräsident Steinmeier gibt uns anlässlich seiner ersten Weihnachtsansprache ein Rätsel auf: Spricht er mit dem Kameramann? Blickt er zu einem "Spick"? Jedenfalls irritiert er uns mit dem Blick. Normalerweise werden solche Reden ab Teleprompter abgelesen. Das ist ein Lauftext der vor der Linse eingeblendet wird. Beim Einsatz des Teleprompters wirkt es so, als spreche der Redner mit dem Publikum. Im jüngsten Beispiel demonstriert uns nun der deutsche Bundespräsident, wie man das Publikum irritieren kann, wenn man sich nicht mit medienspeziefischen Situationen zu wenig auseinandergesetzt hat. Es ist völlig unklar, wohin der Redner schaut. Das irritiert. ARD: Aus dem Bild:
Die Fernsehansprache beginnt wie gewohnt: Die Zuschauer sehen den Amtssitz, das Schloss Bellevue, von aussen. Dann wird der Bundespräsident eingeblendet. Frank-Walter Steinmeier (61) steht neben einem Weihnachtsbaum mit echten Kerzen, auf der anderen Seite eine Flagge mit Bundesadler. Er steht vor einer offenen Tür, im Hintergrund ein Kronleuchter. Steinmeier, der seit März 2017 Bundespräsident ist, beginnt seine erste Weihnachtsansprache mit tiefer, ruhiger Stimme. Er spricht langsam, freundlich und staatsmännisch. Um seinen Sätzen Gewicht zu verleihen, schlägt er, mehr als 60 Mal, die Hände auf. Alles normal, aber "Wo guckt der Bundespräsident eigentlich hin? Je länger Steinmeier spricht, desto deutlicher wird es: In die Kamera schaut er jedenfalls nicht. Vielmehr blickt er deutlich daneben, vom Zuschauer aus gesehen nach unten rechts. Steinmeier hat seine Weihnachtsansprache vom Teleprompter abgelesen, der aber möglicherweise falsch platziert war. Nach zwei Minuten, als die Kamera an Steinmeier ranzoomt, wird es noch deutlicher. Während er von "Bürgerinnen und Bürgern" und "Bürgermeistern" spricht, die ihn "tief beeindruckt" haben, guckt Steinmeier an den Bürgern vorbei.
Bei Interviews ist in der Regel der Journalist Gesprächspartner und der Interviewte spricht diesen an. Ausnahmen sind sogenannte Duplexsituationen (Sportler oder Magistraten müssen diese kennen) Da muss zur Kamera gesprochen werden. Diese ungewohnte Situation muss jedoch trainiert werden.

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