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www.rhetorik.ch aktuell: (16. Dez, 2017)

Flirt Kommunikationsregeln

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Experten haben fürs Parlament Flirt - Kommunikationsregeln ausgearbeitet. Die Regeln zeigen, dass Abgrenzung zwischen Flirt und sexueller Belästigung nicht immer einfach sind. Der neue Ratgeber versucht, Klarheit zu schaffen. Er illustriert aber auch, wie schwierig es ist, verbindliche Grenzen generell zu reglementieren.

Der Schritt war notwendig geworden, nachdem die Mee Too Bewegung im Folge des Weinstein Skandals auch die Schweiz und das Parlament erreicht hatte, Blick: Sexismus im Bundeshaus. Vor allem der Fall Buttet hatte Folgen und ist noch nicht ausgestanden . Das Bundeshaus hat nun Regeln präsentiert (Quelle SRF):



Nicht alle sind begeistert: der "Blick" zitiert einen Politiker, der meint Wir machen uns hier langsam zum Gespött. Der Präsident der CVP sagte: "Das Büro hat dies für nötig befunden, ich nehme das so zur Kenntnis. Vielleicht ist es aber gut, dass etwas Selbstverständliches wieder einmal aufgeschrieben wird." Es gibt offensichtlich Verunsicherungen, denn wie spürt man, ob es sich um eine gegenseitige Entwicklung handelt oder eine Entwicklung einseitig verläuft? Was heisst "aufbauend"? Welche Signale verraten, dass die Annäherung erwünscht ist? In der Broschüre wird gesagt: "Entscheidend ist nicht die Wahrnehmung der aktiven Person, sondern diejenige der Person, an die das Verhalten gerichtet ist". Dies birgt offensichtlich auch eine Gefahr. An vielen Arbeitsplätzen hat die Klagemöglichkeit dazu geführt, dass die Beziehung zwischen den Geschlechtern leidet. Vor allem an Orten, wo die Gegenseite einer Klage nicht angehört wird. In den in den letzten Monaten vorkommenden Fällen wie dem Politiker Donald Trump, dem Filmproduzenten Harvey Weinstein oder dem Senatoren Kandidate Roy Moore sind jedoch die Anschuldigungen mehrfach gemacht worden. Wenn mehrere, unabhängige Kläger da sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit einer falschen Denunziation klein.

Der schriftliche Ratgeber entbindet jedoch nicht, im Umgang mit dem andern Geschlecht den gesunden Menschenverstand mit ein zu beziehen. Leider sind aber nicht alle mit einen gesunden Menschenverstand ausgestattet, sodass die Publikation notwendig wurde.



Die Broschüre zeigt, dass ist schwierig ist, die Grenzen zwischen Flirt und Belästigung zu definieren. Die Kommunikation ist kompliziert, vor allem auch wenn verschiedene Abhängigkeitsverhältnisse bestehen. Es gibt ein Spektrum von Belästigungen. Eine Berührung kann schon belästigen, wie auch ein Kompliment zum Aussehen, ein unangebrachter Witz. Heute ist eine unnötige Berührung "Ungewollter körperlicher Kontakt" und ein Kompliment aufs Äussere, eine "Fokussierung aufs Aussehen". Mann oder Frau wollen im Beruf vor allem hören, wenn sie eine Arbeit gut gemacht haben, nicht ob sie gut aussehen.

Rechts ist ein Disney Clip aus dem Film "Shrek", in dem das Thema mit Humor behandelt wird. Der männliche Esel, der vom weiblichen Drachen gefangen wird, versucht sich mit Komplimenten aus der mieslichen Lage zu befreien. Das gelingt nicht. Die "Stopsignale" wie "ich bein Astmatiker" werden nicht verstanden ! Der verliebte Drachen will ihn küssen und beginnt ihn zu streicheln: Donkey: "Das ist ungewollter körperlicher Kontakt". Vorher wurde die Prinzessin von Schrek geweckt. Statt ihn zu küssen (nicht im Einvernehmen), reisst Schrek sie einfach aus dem Bett.

Man vergleiche dazu auch die Diskussion um sexistische Märchen.

Leider zeigen die nun viel diskutierten Hollywood Geschichten, wie nahe die Bilder Gegebenheiten parodieren: Schauspieler mussten viele Hintern küssen oder mehr tun (wie die Weinstein Geschichte zeigt), um den Job zu kriegen. Die oft belächelte Kultur von "Job gegen Sex" ist heute eine eitrige Wunde.


M4V, Ogg Webm. imdb link,


Was immer hilft, ist Klarheit, je früher desto besser. Wer sich belästigt fühlt, soll sich nicht scheuen, ein deutliches Stoppsignal zu setzen und das Unbehagen beim Gegenüber beim Namen nennen. Auch ist es ratsam, bei Abhängigkeitsverhältnissen wie (wie Chef-Angestellter, Produzent-Schauspieler, Lehrer-Schüler), romantische Verbindungen vollständig und prinzipiell zu unterlassen. Von beiden Seiten.

Man kennt solche Regeln auch in anderen Bereichen, und es ist auch dort oft heikel: Insider trading verbietet es einem CEO zum Beispiel, Gewinn aus dem Kurs- verlauf der eigenen Firma zu machen. Auch Regeln zum Nepotismus (Vetterliwirtschaft) sind unscharf, doch auch dort ist die Verbandelung von privaten (Familiären) und professionellen Bereichen ein Risiko, ist aber nicht immer präzis reglementiert.

Interessanterweise macht im in den USA der jetzige Präsident gerade vor, wie man es nicht machen soll: er hat damit geprahlt, Frauen begrapscht zu haben (was eine eindeutige sexuelle Belästigung ist) hat seine eigene Familie stark in die Regierung eingebunden (was ein eindeutige Vetterliwirtschaft ist) und profitiert persönlich durch den Regierungsgebrauch von eigenen Liegenschaften, Hotels oder Golfplätzen (was auch aus finanziellem Eigeninteresse passiert).

Vielleicht sollte man ihm eine Kopie der Broschüre schicken.

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