Bei Bewerbungen müssen heute Kandidaten mehr und mehr
Video interviews machen. Dabei werden Standard Fragen wie
"Warum interessieren Sie sich für diesen Job" aufgezeichnet
werden. Das automatische Interview ist weniger abhängig vom
Manager, der die Interviews fürt. Mehrere Personen können
eine Person unabhängig begutachten. Monty Python hab vor langer
Zeit schon einmal das Job Interview Parodiert. In "Silly Job Interview"
spielt John Cleese den Manager, der mit einem Bewerber herumspielt
befor er ihm sagt, das der Job schon lange weg ist:
Bei Interviews mit präsenten Personen ist die Interaktion zwischen
Interviewer und Interviewtem von erheblichem Belang. Das Gespräch
ist dialogischer. Eine digitale Bewerbungssoftware fragt immer gleich,
sie kann noch nicht auf unverhoffte Verhaltensweisen reagieren.
Computerbefragungen sind zwar neutraler, praktischer und erlauben dem
Management, mehr Kandidaten zu sehen, sie können aber für
Befragte stressiger sein. Um die Stresstauglichkeit zu überprüfen,
können unangenehmen Roboterbefragungen aber wiederum hilfreich sein.
Viele Bewerber müssen vor einem Gespräch erst mal ein Video
von sich selbst aufnehmen. Bei der UBS werden hauptsächlich zur
Rekrutierung von Praktikanten und Auszubildenden zuerst Videos gemacht.
Dabei wird den Bewerbern auf dem Bildschirm eine Frage gestellt, auf die
sie dann in einem Video antworten sollen. Die irische Firma Sonru bietet
den Videoservice. Bei Salt kommt das System von Sonru vor allem bei
Bewerbungen für Stellen in Salt Stores und Call Centers zum Einsatz,
wie ein Sprecher des Unternehmens sagt. Man wolle gerade von diesen
Kandidaten sehen, wie sie sich in ungewohnten Gesprächssituationen
wie dieser verhalten. "Der Mensch als Recruiter ist im Bewerbungsprozess
ein limitierender Faktor", so Matthias Mölleney, Leiter Center
für Personalmanagement an der HWZ. Mit einem automatisierten System
in der ersten Vorauswahl sei es möglich, wesentlich mehr Kandidaten
die Chance zu geben, sich persönlich zu präsentieren, als
wenn nur Recruiter einzelne Gespräche führen würden.
Laut einem UBS-Mitarbeiter fühlten sich die Kandidaten nicht wohl in
diesem Prozess. Während die Digitalisierung im Bewerbungsprozess
eine immer grössere Rolle spielt, verschicken viele Schüler
ihre Lehrstellen-Bewerbung weiterhin per Post ab. Laut einer Umfrage der
Plattform Yousty wählen 39 Prozent diesen Weg. "In der heutigen
digitalen Welt ist das wenig nachvollziehbar", stellen die Experten von
Yousty fest. Als Gründe für den Postweg nennen 19,9 Prozent der
Schüler, dass ihnen die Eltern empfohlen hätten, ihr Schreiben
auf die Post zu bringen, 17.2 Prozent erhielten vom Lehrer diesen Rat.
Der am dritthäufigsten genannte Grund ist mit 13.9 Prozent, dass
"ich nicht alle Dokumente auf dem Computer habe". 11.2 Prozent finden,
die Online-Bewerbung sei zu kompliziert, und 6.8 Prozent wussten nicht,
dass Online-Bewerbungen überhaupt möglich sind. Laut Experten
hat das Festhalten am Postweg Folgen für die Job-Chancen der
Schüler: Wer sich beispielsweise für eine Lehrstelle bei
der Telecom-Firma Sunrise bewirbt, wird direkt auf ein Online-Formular
weitergeleitet. Von einer Bewerbung per Post ist nicht die Rede. Rebecca
Greter, Co-Geschäftsführerin der Coaching-Plattform Ciivii,
rät darum den Schülern, sich in solchen Fällen nur online
zu bewerben: "Wenn explizit Online-Bewerbungen gewünscht werden,
findet das per Post eingereichte Schreiben wohl kaum Beachtung." Weiter
Tipps haben wir auf den folgenden Bildern zusammengestellt. Bei Problemen
mit der Online-Bewerbung erkundigt man sich am besten bei Bekannten im
Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Denn viele Eltern haben sich selbst
schon lange nicht mehr selber beworben und wissen daher oft nicht
besser Bescheid. Akzeptiert das Online-Formular zum Beispiel die
hochgeladenen Dateiformate partout nicht, kannst du die Firma ohne
schlechtes Gewissen anrufen und um Hilfe bitten. Das zeigt, dass du
dich um die Stelle bemühst. Ein vollständiges Dossier
ist auch bei der Online-Bewerbung zwingend. Der erste Eindruck
zählt. Motivationsschreiben, Zeugnisse und Lebenslauf sollten
in separaten Dateien hochgeladen werden. Wer das berücksichtigt,
hinterlässt bei den Personalverantwortlichen einen gewissenhaften und
strukturierten Eindruck. Einfache Tricks zum Formatieren von PDFs oder
Verkleinern von E-Mail-Anhängen liefert oft eine kurze Google-Suche.