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www.rhetorik.ch aktuell: (28. Nov, 2017)

Sexistische Maerchen

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Im Grimm Märchen vom Dornröschen wird die schlafende Prinzessin vom Prinzen mit einem Kuss aufgeweckt. Ziemlich harmlos. Nein, der Kuss war nicht im Einvernehmen passiert. Es ist ein gestohlener Kuss.

Nachdem Sprachpolizistinnen auch in Märchen und in der Literatur alles eliminieren wollen, was einen Hauch von Sexismus hat, reagiert die Öffentlichkeit genervt. Militanter Feminismus schadet den echten Anliegen. Es gibt viel wichtigere Probleme bei der Gleichberechtigung.

Übrigens sind die älteren Fassungen von Dornröschen viel Bildhafter. In zwei schriftlichen Werken aus dem 14. Jahrhundert wurde das schlafende Mädchen geschwängert. Man kann auf Wikipedia auch skurile psychologische Interpretationen finden.
Jetzt sollen auch Märchen sexistisch sein! "Dornröschen ist für Kinder ungeeignet" Laut einer britischen Mutter sind Märchen wie Dornröschen nichts für Primarschüler, da sie frauenverachtend seien. Eine Schweizer Pädagogin gibt ihr recht. Der Prinz erlöst die Königstochter mit eine Kuss. Halls - eine Schweizer Pädagogin - moniert, das Märchen vermittle eine falsche Botschaft. Weil der Prinz Dornröschen wachküsst, sei der Kuss nicht einvernehmlich: "Ich denke, in Dornröschen geht es auch um sexuelles Verhalten und Zustimmung. Diese Märchen sind bezeichnend dafür, wie tief verwurzelt dieses Verhalten in unserer Gesellschaft ist", so Hall. Halls Tweet erntete gehässige Kommentare. Doch Schweizer Feministinnen zollen Beifall. Elisabeth Müller, Diplompädagogin und Lehrbeauftragte an der PH Zug, sagt: "Die Märchen transportieren patriarchale Geschlechterrollen, mit denen sich Kinder dann zu identifizieren versuchen. Sie passen darum nicht ins Kindesalter."
Die Feministinnen ärgern sich, wenn in den Märchen der Mann der Starke ist. Wenn Hexen weiblich sind. Gebrüder Grimm reproduziere frauenfeindliche Sterotype. Es sei auch fragwürdig, dass es in Märchen nur die Ehe zwischen Mann und Frau gebe. Antiquierte Geschlechterrollen würden eingeimpft. Völlig absurd finden aber die Leser, dass in der Schule Kinder gefragt werden müssten, warum nicht ein Prinz einen Prinzen küsst. Ich zitiere Conchi Vega, Märchen-Erzählerin und Mitglied der Schweizerischen Märchengesellschaft: "Märchen zählen zum Kulturgut. Die Kinder erfahren, was Liebe, Hass, Eifersucht oder Freundschaft heisst." Halte man die Kinder von ihnen fern, beraube man sie eines Erlebnisses: "Meine Erfahrung ist, dass Kinder sich in die Heldenrolle des Märchens hineinbegeben und dies ihre Fantasie anregt."

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