Der Tatort
"Hardcore" sorgte schon vor der Ausstrahlung für grosse
Aufmerksamkeit. Dass es im Umfeld der Pornoszene unappetlich werden wird,
lag in der Luft. Der Vorwurf war zu hören, es werde im Hautprogramm
zu viel Sex gezeigt. Es wurde sogar gefordert, man solle diesen Tatort
nicht schon um 2005 Uhr ausstrahlen.
Doch das Stammpublikum des harten Genres ist bekanntlich auch bei
Gewaltszenen nicht sensibel. Die Macher durften davon zudem ausgehen,
dass sich im Internetzeitalter die Konsumenten hinsichtlich Gewalt und
Sex längst an deftigere Kost gewöhnt haben. Einen Film zu
beurteilen, ohne ihn gesehen zu haben, ist stets fragwürdig.
Man muss jedoch annehmen, dass die Macher es schätzen, wenn der Krimi in der
Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wird. EIn Theaterregisseur wird
sich die Hände reiben, wenn es schon vor der Premiere zu Protesten
kommt. Dies ist eigentlich Gratis Werbung. Aufregung weckt bekanntlich
Aufmerksamkeit. Und "Aufmerksamkeit wecken" war fürs Marketing seit
je ein wichtiger Treiber. Für die Macher sind auch detailiierte
spannende Vorinformationen hilfreich. So wurde bei Porno-Krimi verraten,
dass beim Betrachter Übelkeit aufkomme. Zitat:
Wenn Leitmayr gleich zu Beginn am Tatort Spuren in einem "Planschbecken
voller Sperma und Pisse" entdeckt? Und wer muss nicht lachen, wenn sich
zwei Pornodarsteller, mit nichts als Tennissocken und Badelatschen
bekleidet, in einer Drehpause bei belegten Brötchen unterm
Hirschgemälde übers Versteuern eines geldwerten Vorteils
unterhalten? Und sich dabei mit der rechten Hand in Stimmung für
die nächste Szene halten.
Solche Hinweise vor der Ausstrahlung des Münchner Tatortes -
zusammen mit den kritischen Vorbemerkungen - heizten bestimmt die
Einschaltquote positiv an. Der umstritteneTatort bot dann aber am
Abend gar nicht das das, was er versprach. Das Publikum wurde lediglich
mit dem "Sonder - Sprachschatz" der Pornobranche konfrontiert. Wir
dürfen sogar daran zweifeln, dass der Film die Lust auf Sex
geweckt hat. Kritiker werden wohl nach diesem Einblick in die schale
Welt der Pornoindustrie den klassischen Krimi mit der üblichen Jagd
auf den Mörder vermisst haben. Wahrscheinlich wird höchstens
das Bild des Spermaplanschbecken, das am Schluss nochmals auftaucht, im
Langzeitgedächtnis verankert bleiben. Vom unstrukturiertem Geschehen
bleibt hingegen kaum etwas übrig. Das innere Gefüge des
Filmes war zu dürftig. Mir persönlich fehlten die klassischen
dramaturgischen Elemente. Der Krimi war auch sonst keine filmische
Meisterleistung. Wollten die Macher dem Publikum nur einen Einblick in
die eklige Pornowelt verschaffen? Das kann es wohl nicht sein.
Fazit: Viel Lärm um Nichts. Ein Lärm, der immerhin etwas gebracht hat:
Eine gute Einschaltquote.
Ein Kinderplanschbecken, zwei Frauen, 26 Männer: Nach dem Dreh
einer Massensexszene durch einen Möchtegern-Sexfilmproduzenten
bleiben ein paar Liter männliche Ausscheidungen und eine tote
Darstellerin zurück. Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz
Leitmayr (Udo Wachtveitl) ermitteln in den unteren Regionen der
Pornoindustrie, die sich angesichts der Kostenloskultur im Netz immer
neue Kopulationssuperlative einfallen lassen muss.
Aufzuzeigen, dass Pornographie durch das Internet zwar immer nur einen
Klick entfernt ist, dass der Mensch zum Grossteil aber immer noch
nicht den Umgang mit ihr gelernt hat. Porno ist hier das Phänomen
einer hyperaggressiven Marktwirtschaft, die den Menschen immer wieder
überfordert. Die Stimulanzspirale wird immer weiter gedreht, die
Arbeitsverhältnisse werden immer prekärer.
Pornoexzess und Bausparvertrag liegen dicht zusammen. Beim Warmfummeln
für eine Dreierszene fachsimpeln zwei junge Stenze abseits des
Sets über Geldanlagen, Käsebrötchen in der einen Hand,
Genital in der anderen.