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www.rhetorik.ch aktuell: (10. Okt, 2017)

Einschaltquote dank Kritik

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Der Tatort "Hardcore" sorgte schon vor der Ausstrahlung für grosse Aufmerksamkeit. Dass es im Umfeld der Pornoszene unappetlich werden wird, lag in der Luft. Der Vorwurf war zu hören, es werde im Hautprogramm zu viel Sex gezeigt. Es wurde sogar gefordert, man solle diesen Tatort nicht schon um 2005 Uhr ausstrahlen.

Doch das Stammpublikum des harten Genres ist bekanntlich auch bei Gewaltszenen nicht sensibel. Die Macher durften davon zudem ausgehen, dass sich im Internetzeitalter die Konsumenten hinsichtlich Gewalt und Sex längst an deftigere Kost gewöhnt haben. Einen Film zu beurteilen, ohne ihn gesehen zu haben, ist stets fragwürdig. Man muss jedoch annehmen, dass die Macher es schätzen, wenn der Krimi in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wird. EIn Theaterregisseur wird sich die Hände reiben, wenn es schon vor der Premiere zu Protesten kommt. Dies ist eigentlich Gratis Werbung. Aufregung weckt bekanntlich Aufmerksamkeit. Und "Aufmerksamkeit wecken" war fürs Marketing seit je ein wichtiger Treiber. Für die Macher sind auch detailiierte spannende Vorinformationen hilfreich. So wurde bei Porno-Krimi verraten, dass beim Betrachter Übelkeit aufkomme. Zitat:

Wenn Leitmayr gleich zu Beginn am Tatort Spuren in einem "Planschbecken voller Sperma und Pisse" entdeckt? Und wer muss nicht lachen, wenn sich zwei Pornodarsteller, mit nichts als Tennissocken und Badelatschen bekleidet, in einer Drehpause bei belegten Brötchen unterm Hirschgemälde übers Versteuern eines geldwerten Vorteils unterhalten? Und sich dabei mit der rechten Hand in Stimmung für die nächste Szene halten.

Solche Hinweise vor der Ausstrahlung des Münchner Tatortes - zusammen mit den kritischen Vorbemerkungen - heizten bestimmt die Einschaltquote positiv an. Der umstritteneTatort bot dann aber am Abend gar nicht das das, was er versprach. Das Publikum wurde lediglich mit dem "Sonder - Sprachschatz" der Pornobranche konfrontiert. Wir dürfen sogar daran zweifeln, dass der Film die Lust auf Sex geweckt hat. Kritiker werden wohl nach diesem Einblick in die schale Welt der Pornoindustrie den klassischen Krimi mit der üblichen Jagd auf den Mörder vermisst haben. Wahrscheinlich wird höchstens das Bild des Spermaplanschbecken, das am Schluss nochmals auftaucht, im Langzeitgedächtnis verankert bleiben. Vom unstrukturiertem Geschehen bleibt hingegen kaum etwas übrig. Das innere Gefüge des Filmes war zu dürftig. Mir persönlich fehlten die klassischen dramaturgischen Elemente. Der Krimi war auch sonst keine filmische Meisterleistung. Wollten die Macher dem Publikum nur einen Einblick in die eklige Pornowelt verschaffen? Das kann es wohl nicht sein.

Fazit: Viel Lärm um Nichts. Ein Lärm, der immerhin etwas gebracht hat: Eine gute Einschaltquote.
SpiegeL:
Ein Kinderplanschbecken, zwei Frauen, 26 Männer: Nach dem Dreh einer Massensexszene durch einen Möchtegern-Sexfilmproduzenten bleiben ein paar Liter männliche Ausscheidungen und eine tote Darstellerin zurück. Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) ermitteln in den unteren Regionen der Pornoindustrie, die sich angesichts der Kostenloskultur im Netz immer neue Kopulationssuperlative einfallen lassen muss. Aufzuzeigen, dass Pornographie durch das Internet zwar immer nur einen Klick entfernt ist, dass der Mensch zum Grossteil aber immer noch nicht den Umgang mit ihr gelernt hat. Porno ist hier das Phänomen einer hyperaggressiven Marktwirtschaft, die den Menschen immer wieder überfordert. Die Stimulanzspirale wird immer weiter gedreht, die Arbeitsverhältnisse werden immer prekärer. Pornoexzess und Bausparvertrag liegen dicht zusammen. Beim Warmfummeln für eine Dreierszene fachsimpeln zwei junge Stenze abseits des Sets über Geldanlagen, Käsebrötchen in der einen Hand, Genital in der anderen.

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