
Nationalrat Jonas Fricker ist mit einer Aussage gestolpert. Ein dummer Vergleich.
Fricker entschuldigte sich umgehend. Das ist richtig. Doch
die Begündung ist fragwürdig. Er habe aus Naivität
diese Aussage gemacht und er sei ein emotionaler Mensch, der manchmal
spreche ohne genügend darüber nachzudenken!
Niemand will naive Politiker, die unbedacht reden.
Parlamentarier sollten ihre geplanten Voten oder
Präsentationen nicht einem Hofnarren oder einer Hofnärrin
vorlegen. Ich weiss, dass Jonas Fricker im Grunde genommen ganz genau
weiss, was das Wort "Aussagen spiegeln lassen" bedeutet. Er hat dies in
seiner Ausbildung selbst erkannt, wie wichtig es ist, die Bedeutung
von Worten zu bedenken. Für mich ist erstaunlich, dass er sagt:
Ich spreche manchmal ohne genügend darüber nachzudenken.
Der Patzer ist für ein Parlamentarier gravierend.
SRG: Jonas Fricker ist zurückgetreten. Die Klarheit und
Schnelligkeit der Entscheidung wurde allgemein begrüsst.
Blick::
Ist Jonas Fricker noch tragbar für die Grünen? Sicher ist: Es ist Feuer im Dach bei
der Partei des Aargauer Nationalrats, der am Donnerstag im Parlament
für einen Skandal gesorgt hat. Fricker (40/AG)
spricht im Nationalrat zur Fair-Food-Initiative seiner Partei. Er will
auf die Zustände in der Massentierhaltung aufmerksam machen, liest
aus seinem vorbereiteten Votum vor: Er behauptet, den Juden sei es unter
Hitler besser gegangen als Schweinen bei uns. "Die Menschen, die dort
deportiert wurden, die hatten eine kleine Chance zu überleben. Die
Schweine, die fahren in den sicheren Tod."
Fricker bedauert Kleinlaut entschuldigt sich Fricker
später im Saal, nachdem Parteimitglieder wie Fraktionschef
Balthasar Glättli (45) seine Äusserungen "inakzeptabel"
finden. Er bedaure den Vergleich zutiefst. Er sei "zuweilen naiv", sagte
er gestern in der "Aargauer Zeitung". "Ich bin ein emotionaler Mensch,
der manchmal spricht, ohne genügend darüber nachzudenken #"
Diese halbbatzige Erklärung habe den Eklat noch schlimmer gemacht,
sagen Parteimitglieder jetzt. BLICK weiss: Bei den Aargauer Grünen
kam es deswegen gestern zu einem Parteiaustritt. Am Montagabend findet
eine ausserordentliche Vorstandssitzung in der Causa Fricker statt. Es
wird eng für den dreifachen Familienvater! Frickers Vergleich
wird auch an der Mitgliederversammlung Ende Oktober "ein Thema sein",
bestätigt Daniel Hölzle, Präsident der Kantonalpartei.
"Reicht nicht als Entschuldigung" Doch ob er dann überhaupt
noch Parteimitglied sein wird, ist fraglich: "Ich akzeptiere die
Ausflüchte von Jonas Fricker nicht. Sich naiv und dumm zu nennen,
reicht nicht als Entschuldigung", sagt Parteikollege und Historiker
Jo Lang (63). Frickers Aussagen "sind viel zu schwerwiegend, als dass
man sich dafür einfach so lapidar entschuldigen kann". Er fordert
von Fricker "eine substanzielle Entschuldigung". Fricker müsse
erläutern, "welche Bedeutung die Schoa in der abendländischen
Geschichte hat. Anerkennt er die systematisch geplante, industriell
durchgeführte Vernichtung von einer menschlichen Gruppe, mit dem Ziel
ALLE zu töten, als das grösste Verbrechen in der uns bekannten
Menschheitsgeschichte?", fragt Lang. Zudem verlange er von Fricker
"Einsicht, dass es unzulässig ist, Tierquälerei und Verbrechen
gegen die Menschlichkeit gleichzustellen". Parteiausschluss "als letzte
Konsequenz" Falls Fricker nicht bereit sei, diese Klärung zu machen,
"stellt sich die Frage nach der Parteizugehörigkeit". Solche
Aussagen "widersprechen den humanistischen Grundsätzen" der
Partei. "Die Grünen wollen kein Mitglied, das solche schlimmsten
Vergleiche macht und sie dann nicht einmal richtig klarstellt. Darum
ist die letzte Konsequenz ein Ausschluss aus unserer Partei", sagt Lang.
Und Fricker selbst? BLICK hat gestern erfolglos versucht, den Nationalrat
zu erreichen. Auch der Schlussabstimmung der Herbstsession im Nationalrat
blieb er fern. Pikant: Fricker ist im Patronatskomitee des Projekts
"Doppeltür", das an die 250 Jahre dauernde christlich-jüdische
Symbiose in den aargauischen Dörfern Endingen und Lengnau erinnern
möchte. "Wir werden besprechen, ob Jonas Fricker noch tragbar ist
für uns", sagt Präsident Lukas Keller. "Seine Aussagen sind
ein absolutes No-Go.