Der Vordenker der rechtsnationalen Trump-Revolution hat sein Büro
seit bald einem Monat nicht mehr im Weissen Haus. Dennoch können
Amerikas Medien von Steve Bannon nicht genug bekommen. Sein erstes
Fernsehinterview in der legendären Talksendung "60 Minutes" vom
Sonntagabend hallt tagelang nach - nicht nur wegen kontroverser Aussagen.
Scharfen Beobachtern fielen die blutunterlaufenen Augenränder
Steve Bannons auf. Zusammen mit den auffällig roten Strichlippen
lassen die Augen den grauhaarigen 63-Jährigen wie einen verkaterten
Alkoholiker aussehen.
Das sei womöglich beabsichtigt, argwöhnt der Fotograf Peter
Duke. "Ich habe Steve Bannon getroffen und ich weiss, wie er aussieht",
sagt Duke in einem Youtube-Video (oben). "Er ist irisch und hat eine
bleiche Haut. Aber er hat keine betont roten Ränder um die Augen. So
sieht er im wirklichen Leben nicht aus."
Nach Dukes Überzeugung haben die Produzenten von CBS Bannons
unvorteilhaften Look mit Bildbearbeitungssoftware erzeugt. Um die
These auszutesten, veränderte er bei Standbildern aus dem Video
die Sattheit der Farben. Und prompt erscheint Bannon neutraler,
ähnlich wie sein Interviewer Charlie Rose. Erhöht er
bei diesem die Farbsättigung, wirkt plötzlich der TV-Mann
übernächtigt. Unterschiedliche Tönungen stellt die Software
auch bei den Farben von Vorhängen im Hintergrund her.
Peter Dukes Video machte die Runde auf konservativen Websites. Matt
Drudge verlinkte es, und Ann Coulter lobte es auf Twitter:
Falls sie ihn zum rotäugigen Monster machen wollten,
folgten die CBS-Produzenten der Vorgabe von Komödianten und
Spätabend-Talkern. Am weitesten trieben die Satiriker von "Saturday
Night Live" Bannons Dämonisierung, als sie ihn als Sensenmann mit
Totenkopf unter schwarzer Kutte auftreten liessen, zuletzt im August:
Bannons visuelle Karikatur als verkaterter Trunkenbold könnte
ebenfalls von Talksendungen inspiriert sein. Steven Colbert verspottete
den Ex-Strategen einmal als "bestaussehenden Kerl im Spirituosenladen".
Der oft schlecht frisierte und ungepflegt aussehende Berater kleidet sich
nämlich entsprechend. Wie schon früher im Februar und April
trug Bannon am Sonntag Kragen über Kragen: Unter einem schwarzen
Sakko hatte er ein schwarzes Polo unter einem schwarzen Hemd an:
"Wir sind grosse Fans des Johnny-Cash-Stils von Schwarz über
Schwarz", schreibt das Herrenmagazin "GQ". "Dies ist aber nicht,
wie man es tun sollte." Die Moderegel: "Man soll immer nur ein Hemd
mit Kragen tragen." Der "Guardian" nennt Bannons Hemdeninflation
einen "Blätterteig schwarzer Klamotten, ohne den Genuss und die
Vanillecreme".
Selbstverständlich haben sich TV-Witzbolde auch schon der multiplen
Kragen angenommen. In seinem Startmonolog photoshoppt Jimmy Fallon
Bannons Gesicht in immer zahlreichere Kleiderkragen:
Im Vergleich mit den roten Augenrändern und der Kragenmanie haben
Bannons brisante Ideen in der Popkultur keine Chance. Im Interview
bezeichnete er Hillary Clinton als dumm, rügte Trumps Entlassung
des FBI-Chefs als "grössten Fehler der modernen Politgeschichte"
und kündigte eine Offensive gegen renitente Republikaner im
US-Kongress an. Den TV-Spöttern ist daran nur eines wichtig:
Bannon bleibt ihnen erhalten.