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www.rhetorik.ch aktuell: (22. Jul, 2017)

Nackte Werbung

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Schau nackt besser aus. So lautet die Werbebotschaft eines Fitnessstudios in Zürich. Gerne hätten sie diese Message mit einem Plakat in Zürich verbreitet - mit der 32-jährigen Moderatorin Linda Gwerder als halb nacktes Model. Die Stadt Zürich hat aber etwas gegen die Kampagne und verbietet sie: "Vorliegend werden Personen oder Teile ihrer Körper als reiner Blickfang verwendet. Es handelt sich um einen klaren Fall sexistischer Werbung. Die Sujets widersprechen den Vertragsbestimmungen und konnten daher für den Aushang im öffentlichen Grund nicht freigegeben werden", zitiert der "Blick" aus einem Schreiben des Amts für Städtebau. Diego Menzi vom betroffenen Fitnessstudio Indigo hat kein Verständnis für die Reaktion der Stadt. Er habe einen Anruf der Firma APG erhalten, welche die Plakate in ihrem Auftrag aufgehängt haben. Sie hätten ihn darüber informiert, dass diese auf öffentlichem Grund nicht mehr gezeigt werden dürfen. Die APG zeigte sich überrascht über den Entscheid, überprüfe man doch vorher stets die Sujets: "Der Fokus liegt dabei auf den gesetzlichen Vorgaben wie dem Strassenverkehrsgesetz, Rassismus und pornografischen Darstellungen. Wir sehen uns jedoch in keiner Weise als Zensurstelle", zitiert der "Blick" eine APG-Mitarbeitern. Die Plakate seien nun ausgewechselt worden.
persoenlich Blog:
Überreagieren ist immer schlecht
Marcus Knill
"Schau nackt besser aus", lautet die Werbebotschaft eines Fitnessstudios in Zürich. Doch bei der Verbreitung des Plakates mit der 32-jährigen Wetter-Moderatorin Linda Gwerder als halb nacktes Model wurde Zensur ausgeübt. Anders als Luzern und Zug: Die Stadt Zürich hat die Kampagne verboten. Die Begründung: Es handle sich um einen klaren Fall sexistischer Werbung. Die Sujets könnte somit für den Aushang im öffentlichen Grund nicht freigegeben werden" (persoenlich.com berichtete). Hier gebe ich zu bedenken: Wir müssen aufpassen, dass wir in der Schweiz nicht ebenfalls den übertriebenen Regeln der militanten Sprachpolizisten und fragwürdigen Hüter politisch korrekter Bilder in den USA folgen. Am Volksbrauch Halloween durften sich beispielsweise die Studenten nicht mehr als Chinesen, Eskimos oder Schwarze verkleiden, weil dies gegen die Bestimmungen der Rassendiskriminierung verstösst. Die militanten Feministinnen haben in den USA sogar erreicht, dass eine Studentin den Dozenten einklagen kann, weil es sie sexistisch angeschaut hat. Der Angeklagte kann sich nicht verteidigen, denn es liegt allein im Empfinden der Studentin, was sie beim Blick empfunden hat. Das in Zürich verbotene Plakat mag zwar grenzwertig sein. Aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht vorschnell zur Zensurschere greifen. Die übertriebenen Bestimmungen in den Vereinigten Staaten von Amerika haben übrigens mit dazu beigetragen, dass Donald Trump gewählt worden ist. Viele haben es nämlich sehr geschätzt, dass sich der Kandidat so grosszügig über die militanten politisch Korrekten hinweggesetzt hat. Wir sollten deshalb in der Schweiz sorgsamer mit der Zensur umgehen. Zensur erinnert an den Index bei den verbotenen Büchern der katholischen Kirche, an den Bildersturm in Kirchen oder an Bücherverbrennungen. Ich bin mir bewusst, dass Bilder eine grosse suggestive Kraft ausüben. Anderseits dürfen wir den gesunden Menschenverstand der Bevölkerung nicht unterschätzen. Es geht zu weit, wenn wir bereits bei Grenzfällen glauben, wir müssten die Betrachter mit Zensurmassnahmen schützen.

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