Viele Augen im Fernsehpublikum waren auf eine
Moderatorin gerichtet: Christa Rigozzi. Am Sonntagabend gab die
Ex-Miss-Schweiz in der neuen SRF-Sendung "Arena/Reporter" live
(siehe Box) ihr Debüt als Polit-Moderatorin. "Ich vertrete heute
Abend Ihre Stimme", begrüsste sie in grünem Jackett das
Publikum. Und garantierte: "Ich werde dafür schauen, dass Sie,
liebes Publikum, heute Abend Antworten bekommen." In ebenso italienisch
gefärbtem Hochdeutsch stellte sie den geladenen Gästen einige
Fragen. Autorin Julia Onken liess sich gleich anstecken. "Jetzt rede
ich schon Hochdeutsch aufgrund von Ihrer Ansage", korrigierte sich Onken
nach ihrer Antwort. Umfrage
Die Diskussion in der Sendung "Arena/Reporter" drehte sich um den
Reporter "Kast und die Kesb". In einer Nacht und Nebel Aktion holten
Christian Kast und seine philippinische Frau Margie ihre Kinder aus
dem Heim und flogen mit ihnen auf die Philippinen. Die Kindes- und
Erwachsenenschutzbehörde KESB hatte deren Kinder in einem Heim
platziert, weil sie die Zustände zuhause für kleine Kinder als
"gefährlich und unzumutbar" beurteilte.
Im Vorfeld war das Engagement der ehemaligen Schönheitskönigin
kontrovers diskutiert worden. Kommunikationsberater Marcus Knill
beurteilt, wie sich die Tessinerin mit Studienabschluss in Medien- und
Kommunikationswissenschaft an der Seite von Jonas Projer geschlagen hat:
- Dossierfestigkeit: Rigozzi ist gut vorbereitet und bringt
über die
Publikumsbeiträge wichtige Aspekte der Kesb- Problematik in die
Diskussion ein. Die Fragestellungen sind klar und gut strukturiert.
- Erscheinungsbild: Eine wache Persönlichkeit, die das
Lampenfieber,
das bei jedem wichtigen Auftritt vermehrt vorhanden ist, sofort als
positive Ausdruckskraft umsetzt. Der einmalige Medienwirbel im Vorfeld
der Sendung ist zweifelsfrei belastend.
- Kapitalfehler: Sie nahm die Rolle der Mutter ein, indem sie jemanden
fragte, was man mit dem Kind hätte machen sollen. Das ist ein
Kapitalfehler. Als Moderatorin darf man niemals persönlich Stellung
nehmen.
- Ausstrahlung: Von Anfang an gewinnt die Moderatorin dank ihrer
ungekünstelten Ausstrahlung. Christa Rigozzi hat einen
natürlichen Charme. Beim konzentrierten Zuhören hat sie aber
verschiedentlich die Augen zusammengekniffen. Bei den Nahaufnahmen fiel
dies übermässig auf.
- Gesprächsführung: Es wurde zu viel durcheinander
gesprochen. Leider
hat auch Rigozzi zu oft dreingeredet.
- Nervosität: Beim Start der Sendung war Frau Rigozzi weniger
locker
als bei anderen Auftritten. Im Laufe der Sendung wurde sie immer
schlechter und immer nervöser. Sie fingerte am Stift herum. Frau
Rigozzi schien durch dieses Durcheinander im Gespräch und ihre
gleichzeitige Arbeit in den sozialen Medien zusehends überfordert.
- Publikumsnähe: Die Zuschauer fühlten sich angesprochen. Sie
hörte
gut zu und wurde ihrer Rolle, den Kontakt zum Publikum herzustellen,
gerecht. Rigozzi erkannte, was dem Publikum unter den Nägeln brennt
und verstand es gut, diese Aspekte geschickt einzubringen.
- Panne: Als Frau Rigozzi eine Dame am Telefon schlecht verstand,
reagierte sie ungehalten. Plötzlich ging es darum, dass jemand
jemandem nicht richtig zuhöre.
- Sprache: "Am Anfang hat die Standardsprache Rigozzis Julia Onken
irritiert. Sie fragte, ob sie "hochdeutsch" weiterfahren solle,
sprach dann Mundart, fiel aber immer wieder in die "Standardsprache"
zurück. Wenn ein deutscher Gesprächspartner "hochdeutsch"
spricht, irritiert dies weniger. Aber wenn eine leitende Moderatorin
Standardsprache spricht, erschwert dies die Sprachregelung, weil sich die
Gesprächsteilnehmer immer wieder der Moderatorin anpassen. Weshalb
nicht das ganze Gespräch in Standardsprache führen?
- Fazit: Christa Rigozzi hat mit diesem Auftritt die Lügen jener
Kritiker gestraft, die generell eine blonde Miss Schweiz als
"dumm" etikettieren wollten": Als Co-Moderatorin ist sie mit ihrer
natürlichen, kompetenten, souveränen, sympathischen aber auch
bescheidenen Art eine gute, ideale Ergänzung zum eher strengen
Dompteur Jonas Projer.
- Kontroverse Naserümpfend hatten im Vorfeld einige Schweizer
das Engagement von Christa Rigozzi in "Arena/Reporter" zur Kenntnis
genommen. Eine Ex-Miss-Schweiz habe in einer Politsendung nichts
verloren, lauteten einige Kommentare. Sogar aus SRF-internen
Kreisen waren giftige Worte nach aussen gelangt: von "billigem
Zuschauerfang mit kurzem Röckli" war die Rede gewesen. Es folgten
Plädoyers von Co-Moderator Jonas Projer: "Christa Rigozzi ist
mehr als eine Glamour-Frau." Auch Rigozzi selbst hatte ihren Einsatz
beharrlich verteidigt. Ihre Engagements kriege sie nicht aufgrund ihrer
Schönheit, hatte sie in der SonntagsZeitung gesagt. "Sondern aufgrund
meiner Fähigkeiten."