Trump hat den FBI Chef
James Comey geschasst. "You are fired".
Als Grund gab Trump an, dass Comey eine schlechte Rolle bei den
Clinton emails gespielt hat. Die Kommentatoren sind sich jedoch
praktisch einig (
Beispiel), dass der Grund ist, dass Comey eine Untersuchung
führt, die den Präsident zu Fall bringen könnte. Es
geht um die Verbindungen mit Russland.
Die Analogie, die aufkommt, ist das Vorgehen von Nixon, der im Oktober 1973
den speziellen Beauftragten im Watergate gefeuert hatte.
Der Spiegel:
US-Präsident Donald Trump hat FBI-Direktor James Comey mit sofortiger
Wirkung entlassen. Nach Angaben des Weissen Hauses folgte er damit der
Empfehlung seines Justizministers Jeff Sessions und dessen Stellvertreter
Rod Rosenstein.
Trump schrieb in einem Brief, Comey habe ihm zwar drei Mal gesagt, dass
nicht gegen ihn persönlich ermittelt werde. "Gleichwohl stimme ich
völlig mit dem Justizministerium überein, dass Sie nicht in der
Lage sind, das FBI zu führen", schreibt Trump. Es sei essenziell,
dass ein neuer Direktor für die Bundespolizei gefunden werde,
der das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Behörde wieder
herstellen kann. Der Führungswechsel solle einen Neuanfang für
die Behörde markieren, sagte Trump in einem separaten Statement. Das
Weisse Haus teilte mit, mit der Suche nach einem neuen FBI-Chef solle
unverzüglich begonnen werden.
Die Entscheidung kommt völlig überraschend. Comeys Behörde
führt die Ermittlungen wegen möglicher Russlandkontakte des
Trump-Teams. Er galt schon deswegen als so gut wie unantastbar.
Das Weisse Haus begründete die Entscheidung mit Comeys Verhalten in
der E-Mail-Affäre um Hillary Clinton. Unter Berufung auf eine Analyse
des Ministeriums hiess es, Comey hätte seine Schlussfolgerungen in
Affäre nicht Ende Oktober - in der heissen Phase des Wahlkampfs
- veröffentlichen dürfen. Es sei unverständlich, warum
Comey sich der Einsicht verschliesse, dass diese Entscheidung "nach fast
einhelliger Einschätzung falsch" gewesen sei. Die Bundespolizei
untersteht in den USA dem Justizministerium.
Hochrangige Demokraten reagierten entsetzt. Der ranghöchste
Demokrat im Senat, Chuck Schumer, forderte die sofortige Einsetzung
eines Sonderermittlers für die Russland-Affäre. In
ihren ersten Reaktionen gingen die Demokraten nicht auf die
E-Mail-Affäre ein, sondern verwiesen auf Comeys Ermittlungen
zu etwaigen Russland-Verbindungen. Der Schritt "riecht nach einer
Vertuschung" und sei Teil eines Versuches, die Untersuchung zu
behindern, sagte der ranghöchste Demokrat im Justizausschuss des
Repräsentantenhauses, John Conyers. Die USA stünden damit am
Rande einer Verfassungskrise.
Der Vizevorsitzende des Geheimdienstausschusses im Senat, der Demokrat
Mark Warner, nannte die Entlassung Comeys "schockierend". Es sei
"tief beunruhigend", dass der Präsident den FBI-Chef inmitten der
Ermittlungen zu "unangemessenen Kontakten" zwischen dem Trump-Team und
Russland entlasse.
Mehrere Demokraten zogen Parallelen zu dem "Saturday Night Massacre" 1973,
als der damalige Präsident Richard Nixon in der Watergate-Affäre
einen unabhängigen Sonderermittler entliess. Gegen Nixon wurde
später ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet. Auch einige
Republikaner kritisierte die Entlassung. Das Präsidialamt wies die
Vorwürfe zurück.
Comey erfuhr von seiner Entlassung übereinstimmenden
US-Medienberichten zufolge aus dem Fernsehen, während er in Los
Angeles vor FBI-Mitarbeitern sprach.
Kurz vor der Entlassung hatte das FBI am Dienstag den Kongress informiert,
dass Comey während einer Anhörung zur E-Mail-Affäre in
der vergangenen Woche falsche Angaben gemacht hatte. Comey hatte gesagt,
dass die Clinton-Vertraute Huma Abedin "Hunderte und Tausende" E-Mails
an ihren Ehemann weitergeleitet habe. Das FBI stellte am Dienstag klar,
dass es sich nur um eine "kleine Anzahl" an E-Mails gehandelt habe.
Bei der Anhörung hatte Comey mehrere Stunden lang das Verhalten des
FBI verteidigt, kurz vor der Wahl im November 2016 neue Entwicklungen
öffentlich gemacht zu haben. Die Behörde war dafür schon
im vergangenen Jahr heftig kritisiert worden.
Am 27. Oktober hatte Comey in einem Brief an Senatoren überraschend
erklärt, er wolle die Ermittlungen in Clintons E-Mail-Affäre
wieder aufnehmen, weil weitere Nachrichten aufgetaucht seien. Mehrere
Tage später teilte Comey mit, auch mit den neu entdeckten
E-Mails gebe es keinen Anlass dafür, ein Strafverfahren gegen
die demokratische Präsidentschaftskandidatin einzuleiten. Clinton
machte das FBI für ihre Niederlage bei der Präsidentschaftswahl
mitverantwortlich. "Mir wird leicht übel bei dem Gedanken, dass
wir eine gewisse Auswirkung auf die Wahl gehabt haben könnten",
hatte Comey dazu in der vergangenen Woche gesagt.
Der 56-jährige Comey hatte sich in Washington als unabhängige
Stimme einen Namen gemacht. Er führte eine Behörde mit
mehreren zehntausend Mitarbeitern und galt als einer der begabtesten
und höchst respektierten Experten im Bereich Sicherheit und
Strafverfolgung. Barack Obama hatte ihn 2013 zum FBI-Chef berufen,
die reguläre Amtszeit der FBI-Direktoren beträgt zehn Jahre.
Das FBI untersucht auch mögliche Absprachen zwischen
Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung während
des Präsidentschaftswahlkampfs. Bei einer Anhörung des
Geheimdienstausschusses im März hatte Comey Trump öffentlich
widersprochen und die Untersuchung seiner Behörde zu
Russland-Verbindungen von Trump bestätigt.
20 Min:
Der politische Donnerschlag, der durch Washington dröhnt,
weckt Erinnerungen an eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren
US-Geschichte. Bildstrecken James Comey entkräftet Trumps Vorwurf
gegen Obama
Kurz nachdem Donald Trump am Dienstag überraschend FBI-Chef
James Comey gefeuert hat, ziehen Kommentatoren die Parallele zum
Watergate-Skandal. Der Gebäudekomplex Watergate in Washington steht
für einen der grössten Polit-Skandale in den USA. Im Wahlkampf
1972 installierten Einbrecher in dem darin ansässigen Hauptquartier
der Demokraten Abhöranlagen und fotografierten Dokumente. Die Spur
führte zum Wahlkampfteam der Republikaner und ins Weisse Haus.
Präsident Richard Nixon versuchte, die Affäre zu vertuschen,
musste aber 1974 - als bis heute einziger - US-Präsident
zurücktreten. Eine besondere Rolle spielten die Enthüllungen
des "Washington Post"-Informanten "Deep Throat", bei dem es sich -
wie sich im Mai 2005 herausstellte - um den damaligen FBI-Vize Mark
Felt handelte. Im Zuge der Affäre kam es am 20. Oktober 1973 zum
sogenannten "Saturday Night Massacre". Weil der Watergate-Sonderermittler
Archibald Cox auf die Herausgabe inkriminierender Telefonmitschnitte des
Präsidentenbüros bestand, forderte Nixon seinen Justizminister
Elliot Richardson auf, Cox zu entlassen. Richardson weigerte sich und
trat aus Protest zurück - genauso wie sein Stellvertreter.
Schliesslich setzte der höchste Anwalt der Regierung (Solicitor
General), Robert Bork, die Entlassung durch. Später musste Nixon
die Mitschnitte dennoch herausgeben. Cox' Abberufung gilt als einer der
schwersten und folgenreichsten Fehler des Präsidenten.
Wie weit der Vergleich zwischen Trump und Nixon, Comey und Cox trägt,
werden erst die weiteren Entwicklungen zeigen. Jedenfalls schürt
der Rauswurf des FBI-Direktors den Verdacht, dass der Präsident
die Untersuchungen zur Russland-Affäre eindämmen will.
Denn Comey war federführend damit befasst, den möglichen
Absprachen zwischen Trump-Mitarbeitern und der russischen Regierung
während des Wahlkampfs nachzugehen. "Sind diese Ermittlungen zu
sehr in das unmittelbare Umfeld des Präsidenten vorgedrungen?",
hinterfragt der Chef der oppositionellen Demokraten im Senat, Chuck
Schumer, die Motive für den Rauswurf.
Trump wickelte Comeys Entlassung mit derselben Kaltblütigkeit ab,
die er vormals bei seinem Entlassungsritual in der Reality-Serie "The
Apprentice" zur Schau gestellt hatte. Laut Medienberichten erfährt
der Chef der Bundespolizei von seinem Rausschmiss aus dem Fernsehen,
während er in Los Angeles zu Mitarbeitern spricht. Ein Brief, in
dem Trump den FBI-Direktor knapp über seine sofortige Entlassung
informiert, erreicht offenbar die Öffentlichkeit, bevor er Comey
erreicht.
Die Bundespolizei brauche eine neue Führung, damit sie "das
öffentliche Vertrauen wiederherstellen" könne, schreibt
Trump. Und er führt an, mit seiner Entscheidung den Empfehlungen
von Justizminister Jeff Sessions und dessen Stellvertreter Rod Rosenstein
zu folgen.
Ironischerweise lautet die offizielle Begründung für den
Rauswurf, dass sich Comey durch seinen Umgang mit der E-Mail-Affäre
der früheren Aussenministerin und Präsidentschaftskandidatin
Hillary Clinton disqualifiziert habe - dies sehen auch die Demokraten
so. Clinton machte Comey erst kürzlich für ihre Niederlage
mitverantwortlich, weil dieser anderthalb Wochen vor der November-Wahl
die Neuaufnahme der Untersuchungen zur regelwidrigen Handhabung ihrer
dienstlichen Mails bekannt gegeben hatte.
In einem Memorandum wirft Rosenstein dem bisherigen FBI-Chef vor,
mit der Preisgabe von Informationen zu diesen Untersuchungen seine
Kompetenzen überschritten zu haben: Dadurch habe er "Reputation
und Glaubwürdigkeit des FBI" schwer beschädigt.
Auch wenn die Demokraten diese Begründungen als fadenscheinig
anprangern - zweifellos war Trump über Comeys Umgang mit der
Mail-Affäre frustriert, wenngleich aus ganz anderen Gründen
als die Opposition. Erst kürzlich kritisierte er, der FBI-Chef sei
mit Clinton viel zu schonend umgegangen, sonst "stünde sie genau
jetzt vor Gericht".
Trumps Frust über Comey dürfte aber zuletzt vor allem durch
dessen Umgang mit der Russland-Affäre gewachsen sein. Der FBI-Chef
verweigerte sich der Aufforderung des Präsidenten, den Schwerpunkt
der Ermittlungen von der Rolle einzelner Trump-Mitarbeiter auf das
Durchsickern vertraulicher Informationen an die Medien zu verlegen.
Trump hielt den Zeitpunkt für den Rausschmiss nun wohl für
günstig, weil Comey zuletzt weitere Glaubwürdigkeit
bei der Opposition verspielt hatte. Der FBI-Chef behauptete
fälschlicherweise im Kongress, die Clinton-Beraterin Huma Abedin
habe Hunderttausende Mails ihrer Chefin an das Laptop ihres Ehemanns
weitergeleitet. Tatsächlich waren es aber nur wenige Mails, wie
das FBI später korrigierte. Dennoch kommt bei den Demokraten kaum
Freude über die Entlassung Comeys auf.
Stattdessen dominiert die Sorge, dass nun die Unabhängigkeit der
Ermittlungen zu der Russland-Affäre gefährdet ist, wenn das FBI
künftig einem Direktor von Trumps Gnaden untersteht. "Jeder Versuch,
die Ermittlungen des FBI zu stoppen oder zu untergraben, würde
gravierende Verfassungsfragen aufwerfen", warnt Senator Dick Durbin.
Blick:
Eine Neuigkeit wie ein Paukenschlag: US-Präsident Donald Trump
hat den FBI-Direktor James Comey mit sofortiger Wirkung
entlassen. Das teilte das Weisse Haus am Dienstagabend mit.
Präsident Trump habe auf klare Empfehlungen von Justizminister Jeff
Sessions und des stellvertretenden Generalbundesanwalts Rod Rosenstein
gehandelt, hiess es in der Mitteilung. Die Entscheidung kommt völlig
überraschend. Comeys Behörde führt die Ermittlungen wegen
möglicher Russlandkontakte des Trump-Teams. Er galt schon deswegen
als so gut wie unantastbar.
Trump schrieb in einem Brief an das FBI, der US-Medien vorliegt, Comey
habe ihm drei Mal persönlich gesagt, dass nicht persönlich
gegen ihn ermittelt werde. "Gleichwohl stimme ich völlig mit dem
Justizministerium überein, dass Sie nicht in der Lage sind, das FBI
zu führen", schreibt Trump. Trump fügte hinzu, es sei nun sehr
wichtig, dass das Vertrauen in das FBI wiederhergestellt werde.
Die Russlandermittlungen gegen das Trump-Team sind seit Monaten
ein schwerer Schatten über der Präsidentschaft des
Republikaners. Das FBI untersucht mögliche Absprachen zwischen
Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung während des
Präsidentschaftswahlkampfs.
Offiziell soll es bei der Entlassung um Comeys Verhalten wegen der
E-Mail-Affäre um Hillary Clinton gehen. Demokraten und Trump-Kritiker
zweifeln aber an dieser Version. Sie halten es für wahrscheinlich,
dass Trump mit der Aktion die FBI-Untersuchung gegen ihn sabotieren
möchte. Wichtige Rolle im E-Mail-Skandal
Comey hatte rund um die US-Wahl 2016 eine herausragende Rolle gespielt.
Erst vor wenigen Tagen hatte er seine umstrittene Entscheidung
verteidigt, kurz vor der Wahl im November 2016 neue Entwicklungen in
der E-Mail-Affäre um Hillary Clinton öffentlich gemacht zu
haben. Er sagte: "Es war eine harte Entscheidung, aber ich glaube im
Rückblick, dass es die richtige Entscheidung war."
Unter Berufung auf eine Bewertung von Vize-Justizminister Rosenstein
hiess es, Comey hätte seine neuen Schlussfolgerungen in der
E-Mail-Affäre nicht Ende Oktober - in der heissen Phase des
Wahlkampfs - veröffentlichen dürfen. Hillary Clinton hatte Comey
deswegen kürzlich eine Mitschuld an ihrer Wahlniederlage gegeben.
Comey hatte am 27. Oktober in einem Brief an Senatoren überraschend
erklärt, er wolle die Ermittlungen in Clintons E-Mail-Affäre
wieder aufnehmen, weil weitere Nachrichten aufgetaucht seien. Mehrere
Tage später teilte Comey zwar mit, auch mit den neu entdeckten
E-Mails gebe es keinen Anlass dafür, ein Strafverfahren gegen
die demokratische Präsidentschaftskandidatin einzuleiten. Die
Entwicklungen aber schadeten Clinton im Wahlkampf gegen den späteren
Sieger Donald Trump sehr.