Macron ist der neue Präsident Im Vorfeld hiess es: Wenn Le Pen
nicht völlig untergeht, hat sie auch gewonnen. Und wenn Macron
nicht überwältigend gewinnt, hat er auch verloren.
Quelle: NZZ
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NZZ:
Für Macron könnte sich der Sieg indes als bitter
entpuppen. In der Einschätzung der meisten hiesigen Auguren werden
die meisten Bürger, die für ihn stimmen werden, das nur
"par défaut" tun, das heisst aus Mangel an Alternativen. Das
Beste an Macron sei, dass er nicht Le Pen sei, meinte ein Kommentator
sarkastisch. Tatsächlich begegnen die meisten Franzosen Macron, einem
früheren Bankier und Ziehsohn Hollandes, wegen seines Werdegangs
und seiner angeblich zu EU- und marktfreundlichen Haltung mit Skepsis.
Zwar kann Macron von einem "republikanischen Schulterschluss" der
politischen und wirtschaftlichen Eliten gegen den extremistischen Front
national profitieren. Doch dieser Damm ist rissig geworden.
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NZZ
Der neue Präsident kann nicht mit einer soliden Mehrheit im
Parlament rechnen, er wird auf Bündnisse angewiesen sein. Dabei
zeichnen sich unklare Kräfteverhältnisse ab. Das öffnet
ein weites Feld für parteipolitische Ränke. Zu erwarten ist
viel taktisches Lavieren, strategisches Marschieren dürfte geradezu
unmöglich sein.
Die Bürgerlichen und die Sozialisten haben mit dieser
Präsidentenwahl einen schweren Schlag erhalten. Doch ist damit
zu rechnen, dass sie sich in der Parlamentswahl vielerorts behaupten
können. Sie sind aus dem politischen Kräftespiel keineswegs
ausgeschaltet. Zudem haben sie einen Erfahrungsvorsprung vor den neuen
Kräften um Macron und Le Pen. Aber sie müssen sich neu erfinden,
wenn sie überleben wollen. Ein Projekt, das sich auf Machterhaltung
und Machtverwaltung beschränkt, ist auf Dauer zu wenig.
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Emmanuel Macron ist der neue Präsident
Frankreichs. Der pro-europäische Linksliberale siegte in der
Stichwahl am Sonntag mit grossem Abstand vor der rechtspopulistischen
Kandidatin Marine Le Pen. Macron appellierte einer ersten Rede an die
Einheit Frankreichs.
Er wolle die Spaltung des Landes überwinden, sagte der
39-Jährige in Paris. "Ich kenne die Wut, die Angst und die Zweifel"
der Franzosen. Sein Ziel sei es, "die Einheit der Nation zu sichern"
und die Bürger wieder mit Europa auszusöhnen.
Marine Le Pen gestand ihre Niederlage ein und gratulierte Macron zum
Wahlsieg. Sie kündigte ihm aber wenige Wochen vor der im Juni
anstehenden Parlamentswahl eine harte Opposition ihrer Partei Front
National an.
"Frankreich hat die Kontinuität gewählt", sagte Le Pen,
die Macron immer wieder als Erbe des scheidenden sozialistischen
Präsidenten François Hollande tituliert hat. Der Sieg ihrer
Partei sei historisch, sagte sie. Die Partei müsse sich nun aber
erneuern, damit sie eine neue politische Kraft werden könne.
Macron kam auf mindestens 65,5 Prozent der Stimmen, Le Pen erhielt 34,5
Prozent. Tausende Macron-Anhänger jubelten nach Bekanntgabe der
ersten Hochrechnungen im grossen Innenhof des Louvre-Museums im Herzen
der Hauptstadt.
Macron wird das jüngste Staatsoberhaupt seit Napoleon. Die
Nachfolge des scheidenden Amtsinhabers François Hollande wird er
spätestens am kommenden Sonntag antreten. Macron plant sozialliberale
Reformen in Frankreich und will die Zusammenarbeit in der EU und in der
Eurozone vertiefen.
Der Ausgang der Wahl ist nicht nur wegweisend für die
französische Politik der kommenden Jahre. Der Urnengang galt auch
als Schicksalswahl für Europa: Le Pen hatte ein Referendum über
einen EU-Austritt Frankreichs angekündigt und ist gegen den Euro.
Auch wenn Le Pen nicht in den Élyséepalast einzieht, hat
sie das politische Gefüge in Frankreich massgeblich auf den Kopf
gestellt. Der 48-Jährigen ist es gelungen, den FN als eine für
viele Franzosen wählbare nationalistische Partei zu etablieren.
Macron muss nun ein gespaltenes Land einen und vor allem die
enttäuschten Nicht-Wähler überzeugen. Dafür bleibt ihm
wenig Zeit, denn bereits am 11. und 18. Juni steht die Parlamentswahl an.
Macron wird versuchen, eine eigene Mehrheit zu erringen. Obwohl seine
Bewegung "En Marche!" erst vor einem Jahr gegründet wurde und ihr
der Unterbau einer etablierten Partei fehlt, sind einige Meinungsforscher
überzeugt, dass dies gelingen könnte. Voraussetzung dafür
ist auch eine hohe Wahlbeteiligung.
Erstmals bestritten eine Stichwahl zwei Kandidaten, die weder den
Konservativen noch den Sozialisten angehören. Amtsinhaber Hollande
ist so unbeliebt wie keiner seiner Vorgänger und war gar nicht erst
für eine zweite Amtszeit angetreten.
Den Sieg Macrons nannte Hollande ein Zeichen der Einheit. Die grosse
Mehrheit der Bürger wolle sich um die Werte der Republik versammeln
und ihre Zugehörigkeit zur EU zeigen.
Blick:
Frankreichs Präsident heisst Emmanuel Macron, er ist mit 39 Jahren
der jüngste der Geschichte. 65,8 Prozent der Franzosen wählten
ihn laut letzten Hochrechnungen, die rechtsextreme Marine Le Pen erhielt
nur 34.2 Prozent. Ein glasklares Resultat.
Die Bedeutung ist nicht hoch genug einzuschätzen. Macrons Programm
ist Europa. Er brennt für die europäische Idee. Er kämpft
für eine starke EU. Er will die Union, die von vielen bereits
abgeschrieben wurde, zu neuer Blüte bringen. Le Pen hingegen
verachtet alles Ausländische, alles Internationale. Sie wollte
Frankreich aus der EU brechen - ihr Programm ist der Isolationismus:
Make France great again.