Vielleicht kommen die fliegenden Autos doch noch. Ein Elektroflugzeug
machte kürzlich Schlagzeilen. Man muss aber auch Fragezeichen setzen.
Beim Werbevideo war kein Pilot im Flugzeug. Es handelte sich also
im Wesentlichen um ein ferngesteuertes Flugzeug. Wird es möglich sein,
das Gewicht von Passagieren, zusammen mit den Akkus zu tragen? Kann man
das Gefährt sicher machen sodass auch bei einer Panne keine anderen
Personen verletzt werden? Man wird wohl in ein paar Jahren sehen.
Der Prototyp des Elektroflugzeugs Lilium Jet hat seinen Jungfernflug
erfolgreich abgeschlossen. Das gleichnamige Münchner Startup
bezeichnet es als das erste ausschliesslich elektrisch angetriebene
Flugzeug mit Vertical Take-Off and Landing (VTOL), es kann also senkrecht
starten und landen. Nachdem sich der zweisitzige Prototyp in komplexen
Manövern auf einem Flugfeld nahe München bewährt habe -
einschliesslich des Übergangs vom Schwebeflug zum Flügelauftrieb
-, plant das Unternehmen nach eigenen Angaben nun eine Version mit Platz
für fünf Insassen.
Der Lilium Jet, an dem rund 40 Ingenieure arbeiten, soll eine Reichweite
von 300 km mit einer Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h haben. Er
benötige wegen des VTOL-Prinzips wenig Platz zum Starten und Landen
und könne daher auch innerhalb von Städten eingesetzt werden.
Lufttaxi und Pendler-Shuttle
Das 2015 gegründete Unternehmen rechnet vor, dass ein Lilium Jet
für die Strecke vom New Yorker Stadtbezirk Manhattan zum dortigen
Flughafen JFK 5 Minuten benötigen würde, während ein
herkömmliches Auto 55 Minuten unterwegs sei. Zudem koste eine
Taxifahrt auf dieser Strecke etwa 56 bis 73 US-Dollar, während ein
Jetflug 36 US-Dollar kosten würde, langfristig 6 US-Dollar. Der
Stromverbrauch soll dabei ähnlich hoch wie der eines Elektroautos
sein.
Senkrechtstarter Lilium Jet Der Lilium-Jet schwebt zum Start des
Jungfernflugs senkrecht nach oben. Bild: lilium.com
Auch könne der Lillium Jet auf längeren Strecken wie
zum Beispiel zwischen London und Paris eingesetzt werden. Der
herkömmliche Radius von Pendlern zwischen Arbeitsplatz und Wohnort
lasse sich so um das Fünffache erweitern. Redundante Systeme
Das E-Flugzeug, das zu grossen Teilen aus Kohlefasern besteht, wird
von 36 Propellern angetrieben, von denen jeweils 12 bewegliche an
den Tragflächen am Heck und sechs jeweils an den beiden vorderen
Tragflächen angebracht sind. Zum Start sind die Propeller nach
unten gerichtet und werden schrittweise in die Horizontale gebracht,
wenn der Jet in der Luft ist.
Dabei haben die Ingenieure das System redundant ausgelegt, damit sich der
Ausfall eines Propellers oder sogar mehrerer Propeller nicht gravierend
auswirkt. Ebenso verhalte es sich mit den Akkuzellen. Die Technik des
Lilium Jets lasse es auch nicht zu, dass ein Pilot gefährliche
Flugmanöver unternimmt, erklärt das Unternehmen.
Der Lilium Jet ist nicht das erste Flugzeug mit Kipprotoren, das Prinzip
ist seit über einhundert Jahren bekannt. Der Strom bisheriger
Prototypen mit Elektromotoren wurde allerdings mit fossilen Brennstoffen
generiert, während im Lilium Jet Akkus den Strom liefern.