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www.rhetorik.ch aktuell: (26. Mar, 2017)

Falsch plazierte Werbung

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Google hat wieder Kunden verloren, nachdem Werbung auf Videos mit fraglichem Inhalt gezeigt worden ist, haben sich Coca-Cola, Pepsi, Wal-Mart, oder Dish Network von der Werbung haben die Werbung temporär suspensiert.
OE 24:
Nach Beschwerden namhafter Anzeigenkunden will der Internetkonzern Google künftig verhindern, dass deren Werbung in direkter Nähe zu extremistischen Inhalten auftaucht. "Wir wissen, dass Anzeigenkunden ihre Werbung nicht neben Inhalten sehen wollen, die mit ihren Werten nicht im Einklang stehen", schrieb der Google-Manager Philipp Schindler am Dienstag auf dem Blog des Unternehmens. Firmen sollen demnach grössere Kontrolle darüber erhalten, wo ihre Anzeigen auf Google-Plattformen wie YouTube erscheinen. "Ab heute nehmen wir daher eine kompromisslosere Haltung gegenüber hasserfüllten, beleidigenden und herabwürdigenden Inhalten ein", kündigte Schindler an. Der Internetkonzern werde einen "strengen Blick" auf seine geltenden Richtlinien werfen und Vorkehrungen verschärfen, damit Werbung nur in Verbindung mit seriösen Inhalten erscheine. Für die "kommenden Tage und Monate" kündigte Google Funktionen an, mit denen Werbetreibende "leichter und lückenlos" regeln könnten, wo auf YouTube und im Netz ihre Anzeigen erscheinen sollen. Bereits am Montag hatte sich Google gegenüber namhaften Werbekunden entschuldigt, deren Anzeigen vor allem auf dem Videoportal YouTube in Verbindung mit extremistischen Inhalten zu sehen waren. Proteste von Firmen und der britischen Regierung So hatten in den vergangenen Tagen die britische Regierung und bekannte Firmen wie die Kaufhauskette Marks and Spencer und die HSBC-Bank ihre Google-Anzeigen gestoppt. Auch die BBC, die Zeitung "The Guardian" und der britische Zweig der US-Fastfoodkette McDonald's legten über Google geschaltete Anzeigen vorerst auf Eis. Die britische Regierung erklärte, es sei "völlig inakzeptabel", dass vom Steuerzahler bezahlte Werbung neben "unangemessenen Internetinhalten" erschienen sei. Dies habe die Regierung Google "sehr klar" mitgeteilt. Ein Regierungssprecher teilte am Dienstag mit, es sei "kein Fall bekannt, in dem regierungsamtliche Kommunikation" neben extremistischen Videos geschaltet worden sei. Bei der Platzierung von Anzeigen achte die Regierung darauf, "dass die Platzierung möglichst gut zur Zielgruppe sowie zum Thema passt". Dies schliesse ein extremistisches Umfeld "selbstverständlich" aus. Google reagiere nicht schnell genug Die Zeitung "The Times" hatte bereits in der vergangenen Woche berichtet, dass BBC-Sendungen in Verbindung mit Videos des früheren Anführers des Ku-Klux-Klans, David Duke, beworben worden seien. Auch bei Videos eines islamistischen Predigers, der wegen Anstiftung zum Hass nicht mehr nach Grossbritannien einreisen darf, sei BBC-Werbung aufgetaucht. Die Zeitung warf Google vor, nicht schnell genug auf Hinweise zu fragwürdigen Inhalten zu reagieren. Bei einer Analyse seien mehr als 200 antisemitische Videos gefunden worden. Google habe es bei sechs davon nicht geschafft, sie innerhalb der von der EU verlangten Frist von 24 Stunden nach dem Bekanntwerden zu löschen. Für Google kann der vorübergehende Anzeigenstopp schwerwiegende Folgen haben, denn der US-Internetkonzern macht einen Grossteil seines Geldes mit dem Anzeigengeschäft im Netz.
SRF:
Swisslife und Baer schalten vorderhand keine Werbung mehr bei Google und Youtube. Sie reagieren damit auf Recherchen von "10vor10". Diese zeigen auf, dass Werbevideos auf Youtube vor Videos mit extremen Inhalten geschaltet werden. Die Weichkäse-Herstellerin Baer AG teilt mit: "Wir sind schockiert, dass unsere Werbung offenbar auf Youtube im Kontext mit Videos mit inakzeptablem Inhalt erscheint. Dies ist Rufschädigung und wir distanzieren uns in aller Vehemenz von solchen Inhalten, die in keiner Weise von uns akzeptiert oder geteilt werden. Aus diesem Grund werden wir sofort sämtliche Werbeaktivitäten auf Google Display Network (GDN) und Youtube stoppen." Einen klaren Strich zieht auch Swiss Life. Der grösste Schweizer Lebensversicherungskonzern schreibt "10vor10": "Swiss Life distanziert sich klar von extremistischen Inhalten jeder Art und zieht deshalb die Konsequenzen: Wir haben die von uns gebuchten Swiss Life Ads auf Youtube und auf Google Display per sofort gestoppt." Und: "Wir erwarten von den Plattformen, extremistische Inhalte unverzüglich zu löschen." Sunrise und Electrolux prüfen derzeit einen Rückzug - falls Google das Risiko von Fehlplatzierungen nicht substanziell reduziere. Auch die anderen betroffenen Firmen distanzieren sich ausdrücklich von fragwürdigen Inhalten. Der konkrete Hintergrund: Wie Recherchen von "10vor10" zeigen, tauchen vor Neonazi-Videos Werbungen von Post, Micasa, Ikea Schweiz, Baer, Swisslife, Sunrise, Nivea, Ricola, Swisscom und Electrolux auf. Ein Coop-Werbefilm läuft vor einem Video von Michael Savage, dem die Einreise nach Grossbritannien wegen "Schürens von Hass" untersagt ist. Werbevideos von Coop oder Baer werden auch vor einem Video mit dem umstrittenen Salafisten Pierre Vogel platziert. Zudem taucht Schweizer Werbung bei diversen Verschwörungs-Talkern auf. So etwa bei Alex Jones von "Infowars". Jones ist der Mann, der auch schon behauptete, Hillary Clinton habe persönlich Kinder ermordet oder das Sandy-Hook-Massaker habe nie stattgefunden. Auch vor Videos von Jones tauchen Post, Fust, Emmi und viele weitere namhafte Schweizer Firmen auf. Pikant: Betreiber von fragwürdigen Kanälen auf Youtube verdienen - bei genug Klicks aus der Schweiz - an dieser programmatischen Werbung mit. Google: "Änderungen sind angeschoben" In Grossbritannien haben laut der Zeitung "The Times" bereits über 250 Unternehmen Werbe-Deals mit Google gestoppt, weil ihre Anzeigen bei extremen Inhalten platziert worden waren. Wie die britische Zeitung "The Guardian" berichtet, hat zudem Havas, eine der weltweit grössten Agenturen, die Google- und Youtube-Werbung ihrer Kunden in Grossbritannien sistiert. Die betreffenden Videos hat Google inzwischen gesperrt. Auf Anfrage von "10vor10" schreibt Google, man möchte sich "ausdrücklich entschuldigen" für Fälle von "Anzeigen von Marken im Umfeld von Inhalten, die nicht mit ihren Werten übereinstimmen". Und: "Wir wissen, dass dies für Werbetreibende und Agenturen, die uns vertrauen, nicht hinnehmbar ist." Man habe daher die Richtlinien und Tools für Werbung umfassend überprüft. Und bereits Änderungen in drei Bereichen angeschoben: bei den Anzeigen-Richtlinien, bei der Durchsetzung dieser Richtlinien und in Form neuer Kontrollmöglichkeiten für Werbetreibende. "YouTube als Betreiberin der Plattform lehnt die Einstellung solcher Inhalte genauso ab wie die Gemeinschaft der Nutzer selbst", heisst es in der Stellungnahme. "YouTube reagiert innerhalb von Stunden mit der Prüfung solcher Inhalte, sobald diese gemeldet werden."
Persoenlich:
Youtube hat ein wachsendes Problem: Mehrere grosse Unternehmen haben ihre Werbung auf der Google-Plattform gestoppt, nachdem die Anzeigen neben extremistischen Videos auftauchten. Zuletzt erklärten unter anderem die amerikanischen Telekom-Riesen Verizon und AT&T, dass sie aus diesem Grund die Werbung bei Google ausserhalb der Suchmaschine stoppen. Google kündigte an, Werbekunden mehr Kontrolle darüber zu geben, wo ihre Anzeigen zu sehen sind. Die Unternehmen - und auch die britische Regierung - waren vergangene Woche durch einen Bericht der Londoner "Times" auf das Problem aufmerksam geworden. Danach setzten unter anderem die BBC, der Konsumgüter-Riese Johnson & Johnson, Ford und die Bank JP Morgan Chase Anzeigen bei YouTube aus. Kern des Problems ist, dass die Werbeplätze im Umfeld der YouTube-Videos weitgehend automatisiert über diverse Marktplätze befüllt werden. Dabei geht es darum, die vom Werbekunden anvisierte Zielgruppe zum Beispiel nach Alter oder Geschlecht zu erreichen. Grundsätzlich könne Google Werbekunden zwar zusichern, dass ihre Werbung nicht neben extremistischen Inhalten auftaucht, sagte Verwaltungsratschef Eric Schmidt in einem Fernsehinterview bei "Fox Business TV". Da die Anzeigenplätze aber über viele Kanäle vermarktet werden, "rutscht manchmal jemand unter dem Algorithmus durch". Als Konsequenz habe Google die Richtlinien verschärft und setze mehr Kontrolle durch Menschen ein. In der Schweiz haben als erste Firmen Swiss Life und der Käsehersteller Baer ihre Werbung über Google vorübergehend gestoppt (persoenlich.com berichtete). In der Branche wird seither die Diskussion genau beobachtet. Player, die Produkte des Suchmaschinenriesen weiterverkaufen, erachten dies als einen übertriebenen Schritt. Das sei nicht nachhaltig, sagte etwa Joël Meier, Programmatic-Experte bei Webrepublic im Interview mit persoenlich.com.

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