Trump hat eine grosse Niederlage einstecken müssen. Die Gesundheitsreform Abstimmung
wurde ween mangelnder Erfolgsaussichten abgesagt. Ein Bild sagt alles:
Spiegel:
US-Präsident Donald Trump ist mit seinem ersten grossen
Gesetzesvorhaben gescheitert. Eine für Freitag angesetzte Abstimmung
wurde wegen mangelnder Erfolgsaussichten abgesagt. Die Schuld gibt Trump
den Demokraten.
Seit Wochen sorgt die geplante Gesundheitsreform von US-Präsident
Donald Trump in den Reihen der Republikaner für Konflikte. Nun
wurde eine geplante Abstimmung im Repräsentantenhaus
zurückgezogen. Grund dafür seien mangelnde
Erfolgsaussichten. Das gaben die Republikaner in Washington bekannt.
Präsident Trump soll den Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses, Paul
Ryan, um den Schritt gebeten haben. Bereits im Vorfeld hatte Ryan den
Präsidenten auf eine Niederlage vorbereitet. Bis kurz vor Beginn der
für den Nachmittag angesetzten Abstimmung hatten die Republikaner
nicht annähernd die erforderlichen 216 Stimmen beisammen. Damit
scheitert ein von den Republikanern eingebrachter Gesetzesentwurf,
obwohl die Partei im Repräsentantenhaus und im Senat die Mehrheit
der Sitze inne hat.
Tagelang hatte Trump persönlich versucht, ausreichend viele
parteiinterne Kritiker umzustimmen. Eine Alternative für
die bei Republikanern verhasste Gesundheitsversorgung von seinem
Amtsvorgänger Barack Obama war eines der zentralen Wahlversprechen
des neuen Präsidenten.
Noch kurz vor dem Rückzug der Republikaner hatte sich der Sprecher
des Präsidenten, Sean Spicer, zuversichtlich geäussert: "Ich
bin noch immer optimistisch," sagte er, fügte allerdings hinzu: "Am
Ende des Tages leben wir nicht in einer Diktatur und wir müssen damit
rechnen, dass die Abgeordneten so abstimmen, wie sie sich fühlen."
Nachdem die Abstimmung zurückgezogen worden war, sagte der
republikanische Politiker Greg Walden einem NBC-Reporter zufolge,
die Reform sei tot. Walden hat an dem umstrittenen Gesetzesentwurf
mitgearbeitet.
In einer Pressekonferenz sagte Ryan: "Wir waren heute sehr nah dran,
aber es hat nicht gereicht" und fügte hinzu: "Es war die richtige
Entscheidung, die Abstimmung zurückzuziehen." Im Gegensatz zu Walden
sieht der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses das Vorhaben jedoch nicht
als gescheitert an: "Das ist noch nicht das Ende der Geschichte. Beim
nächsten Mal werden wir es besser machen." Den heutigen Tag
bezeichnete Ryan dennoch als "Enttäuschung". "Wir müssen auf
absehbare Zukunft mit "Obamacare" leben", so Ryan.
Auch Präsident Trump trat am späten Nachmittag (Ortszeit)
im Oval Office vor die Presse. "Wir waren sehr, sehr nah dran,"
sagte er. Obwohl Trump seit Tagen um Stimmen innerhalb seiner eigenen
Partei kämpft, gab er den Demokraten die Schuld für das
Scheitern seiner Gesundheitsreform. Nancy Pelosi, demokratische
Fraktionsführerin im Repräsentantenhaus und Chuck Schumer,
Fraktionsführer der Demokraten im US-Senat, nannte Trump "Loser".
Trump bemängelte eine fehlende Zusammenarbeit. "Ohne die
Unterstützung der Demokraten ist es nun mal schwierig, ein solch
wichtiges Gesetz zu verabschieden", so Trump. "Wir hätten keine
einzige Stimme von der Gegenseite erhalten". Er habe an diesem Tag "viel
über Loyalität gelernt", so Trump. Es sei "eine interessante
Erfahrung" gewesen. Der US-Präsident sagte voraus, die Kosten
für Obamacare würden "explodieren", das Gesetz würde
platzen und dann werde die demokratische Partei um eine gemeinsame
Gesundheitsreform bitten.
Pelosi bezeichnete den Freitag als "grossen Tag für das Amerikanische
Volk." Auch Trumps Gegnerin im Präsidentschaftswahlkampf, Hillary
Clinton, meldete sich über Twitter zu Wort: "Der heutige Tag ist
ein grosser Sieg für alle Amerikaner."
Aufgeben will Trump seine Pläne für eine eigene
Gesundheitsreform nicht, doch Obamacare werde vorerst in Kraft
bleiben. Die Regierung, so kündigte Trump an, wolle sich nun erstmal
auf eine Reform der Steuergesetze konzentrieren.
Die Abstimmung galt auch als erste grosse Bewährungsprobe für
die Frage, ob Trump in der Lage ist, schwierige politische Projekte
im Parlament durchzusetzen. Während der ersten beiden Monate
seiner Regierungszeit hatte er vor allem Dekrete erlassen, die keine
parlamentarische Debatte erfordert, dementsprechend meist aber auch
wenig Wirkung entfaltet hatten.
Kritiker hatten bemängelt, Trump habe den von ihm massgeblich
initiierten und vom Chef des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, eingebrachten
Gesetzentwurf überhastet vorangetrieben. Er wird von moderaten
Republikanern als zu drastisch und vom konservativen Flügel als zu
wenig weitgehend abgelehnt.
Der Entwurf sah im Kontrast zur bisherigen "Obamacare" vor allem den
Verzicht auf eine allgemeine Versicherungspflicht und tendenziell weniger
Geld für die Bundesstaaten bei der Bezahlung von "Medicaid" vor,
einer Art Grundsicherung für Bedürftige. Direkte Zuwendungen
des Staates sollten durch indirekte Steuererleichterungen ersetzt
werden. Experten errechneten, innerhalb von zehn Jahren könnten 24
Millionen Amerikaner ihre Krankenversicherung verlieren.