
Seit Jahren wird immer wieder von der Basis (SRG Genossenschaft)
gefordert, das Fernsehen solle am Abend auf die lästige
Unterbrecherwerbung verzichten. Dass der Wunsch der Konsumenten von
ganz oben einfach vom Tisch gewischt wird, ist erstaunlich. Man
dürfte erwarten, dass ein Vertreter des Service public die
Publikumswünsche ernst nimmt und wenigstens signalisiert: "Wir
werden die Kritik prüfen und nach Möglichkeiten suchen, um
eine befriedigende Lösung zu finden."
Dass das Schweizer Fernsehen auf Werbeeinnahmen angewiesen ist, bestreitet
wohl niemand. Die Werbung könnte aber problemlos mit grösseren
Werbeblöcken vor und nach dem Film gezeigt werden. Doch bei allen
Anfragen und Kritiken, regelmässig vorgebracht, hatte Roger De Weck
nie Gehör. Für ihn ist beim Fernsehen die Unterbrecherwerbung
unverzichtbar. Er zeigte sich stets uneinsichtig.
Seine Pseudeoargumentation in der NZZ ärgerte die Kritiker
erneut. Nach De Weck müssen die Konsumenten in den sauren Apfel
beissen, damit die SRG die Mehreinnahmen der Unterbrecherwerbung für
die Förderung der Medienvielfalt einsetzen kann. Auf den Hinweis
der NZZ, dass in Deutschland die öffentlichen Sender nach 20 Uhr
keine Spots mehr zeigen, sagte De Weck: "Von einer Beschränkung
würden vor allem die deutschen und französischen Kanäle
mit ihren Schweizer Werbefenstern profitieren."
Wahrscheinlich erinnern sich nur noch wenige an die Fernsehpionierzeit,
als am Abend jegliche Werbung tabu war. Ein Zurück zu
werbefreien TV-Stunden wird niemand mehr fordern. Aber der Verzicht
auf Unterbrecherwerbung. Dass jedoch die Konsumenten auf ARD und ZDF
ausweichen, weil es dort Filme ohne Unterbrecherwerbung gibt, ist
sicherlich nicht im Interesse der SRG. Weshalb wird die Direktion von
Radio und Fernsehen dem Wunsch des Publikums nicht endlich gerecht? Wo
sind die kreativen Kräfte, die Mittel und Wege finden, dem
Bedürfnis der Konsumenten entgegen zu kommen? Das Risiko, dass
Zuschauer bei grösseren Werbeblöcken vor und nach den Filmen
umschalten, besteht natürlich. Dies sollte aber - und kann auch -
in Kauf genommen werden.
Schade, dass Roger De Weck vor seinem Abgang die Chance verpasst hat,
einem zentralen Anliegen der Konsumenten entgegen zu kommen. Bei der
Frage der lästigen Unterbrecherwerbung fehlt ihm leider jegliche
Flexibilität. Der Nachfolger könnte es richten.